Es ist nicht ihr Gesicht, das ich sehen will – es ist der Schleier, der mich fesselt. Dieses feine, dunkle Tuch, das sich wie eine Mauer zwischen uns schiebt, macht mich verrückt. Es ist nicht das, was sich dahinter verbirgt, das meine Gedanken quält, sondern die Tatsache, dass es verborgen bleibt. Diese Entscheidung, sich mir nicht ganz zu zeigen, mich an ihrer Oberfläche verhungern zu lassen – das ist es, was mich anzieht, was mein Verlangen anheizt.
Ich stelle mir nicht vor, wie sie aussieht. Ich will es gar nicht wissen. Der Reiz liegt in der Spannung, in dem Geheimnis, das sie absichtlich bewahrt. Es ist ihre Kontrolle, ihr Spiel mit der Grenze zwischen dem Sichtbaren und dem Verborgenen. Jeder Blick auf den Schleier erinnert mich daran, dass ich nie ganz nah genug kommen werde, dass sie immer ein Stück von sich für sich behält. Und das treibt mich in den Wahnsinn.
Ich könnte es hassen, könnte frustriert aufgeben, aber es ist genau dieses Unvollkommene, das mich so sehr reizt. Wenn sie den Schleier lüften würde, wäre der Zauber vorbei. Es ist die Distanz, die sie erschafft, die mich süchtig macht. Diese stille Macht, die sie über mich hat, ohne ein Wort zu sagen, ohne mich je wirklich anzusehen – das ist es, was mich gefangen hält.
Es ist ein Spiel, und ich bin derjenige, der immer verlieren wird. Doch genau das will ich. Ich will nicht gewinnen. Ich will, dass sie unerreichbar bleibt, dass dieses Geheimnis zwischen uns weiterlebt. Denn solange es da ist, bleibt das Verlangen lebendig, brennend, ohne je Erlösung zu finden. Und vielleicht ist das das Schönste daran: die ständige, nie erfüllte Begierde, die in ihrem Verborgensein ihren wahren Reiz hat.
Ich will nicht, dass der Schleier fällt. Ich will, dass er bleibt – immer da, immer unüberwindbar, immer zwischen uns. Denn das ist, was mich antreibt, was mich zurückkommen lässt. Nicht ihr Gesicht. Sondern die Tatsache, dass ich es nie sehen werde.