Um ehrlich zu sein, hab ich mir darüber vorher nie wirklich Gedanken gemacht und mich gefragt, warum überhaupt alle die Leine und das BDSM Collar mit Petplay verbinden. Erfahrungen hab ich damit nämlich keine. Ich steh einfach drauf wie ein Spielzeug an der Leine herumgeführt zu werden. Daraufhin hab ich mit einigen Petplayern aus der Fetisch.de Community gesprochen und bin total fasziniert, wie vielfältig diese Art BDSM Rollenspiel ist.
Petplay ist auch als Animal Play bekannt. Unter Deutschen Kinkstern ist allerdings der Begriff Petplay weiter verbreitet. Pet ist das Englische Wort für Haustier. Beim Petplay ist die Rollenverteilung von Beginn an absolut klar festgelegt: Sub ist der sogenannte Tiersklave und Dom der Züchter oder Erzieher, manchmal auch Herrchen oder Frauchen genannt. Meist angekettet oder in Käfigen gehalten, werden Tiersklaven wie ihre realen Vorbilder, also wie Haustiere gehalten und genauso streng erzogen.
Wer sich als Tiersklave einem dominanten Züchter oder Erzieher unterwirft, an Halsband und Leine auf allen Vieren kriechend geführt und gehalten wird, der nimmt auch Schläge und sonstige Erziehungsmaßnahmen in Kauf. Das Gefüge aus absoluter Macht und blindem Gehorsam gegenüber seinem Züchter zeichnet den Lustfaktor beim Petplay aus. Natürlich gilt auch hier die goldene Regel: safe, sane and consensual! Die gemeinsame Einwilligung ist Grundlage jeder Handlung im BDSM und muss immer im Vordergrund stehen.
Pet Play bei der Pride in Montreal 2017 (Quelle: Shutterstock)
Jedes Haustier hat besondere Eigenschaften, die genauso im Rollenspiel ausgelebt werden. Natürlich mit dem gewissen Kink und dem nötigen Lack und Leder. Wie es sich eben im BDSM gehört. So gibt es zum Beispiel bissige Hunde, die streng erzogen, in Käfige gesperrt und an der Leine ausgeführt werden müssen. Aber auch verspielte Kätzchen, die viel Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit brauchen. Im Prinzip kann jeder das Haustier spielen, mit dem er sich am meisten identifiziert. Hunde, Hausschweine, Ponys und Katzen sind die meist verbreiteten. Sogar Iggy Pop singt in seinem Hit “I wanna be your dog” (Deutsch: Ich möchte dein Hund sein) über seine Fantasie von einer Frau wie ein Hund behandelt zu werden.
“Petplay bedeutet für mich Stress abbauen. Ich bin Betriebsleiter in einem weltweiten Unternehmen und muss jeden Tag viele Stunden hochkonzentriert arbeiten. Als Hund löse ich mich von dieser Verantwortung. Vom Stress Chef zu sein… Ich kann einfach mal nichts tun und an nichts denken. Deswegen identifiziere ich mich mit dem Hund. Er ist auf seinen Besitzer angewiesen, gibt sich ihm bedingungslos hin und bekommt außerdem Streicheleinheiten. ”,
sagte mir Fetisch.de Mitglied Michael während unserem Gespräch im Chat. Ein enger Bekannter von mir erzählte mir mal, dass Hundemasken sehr aufwendig hergestellte Einzelstücke sind und vor allem ziemlich teuer! Der Preis hat mich fast umgehauen und jetzt verstehe ich auch, warum zum Beispiel auch Michael so sensibel mit seiner Hundemaske umgeht:
“Meine Maske trägt niemand anderes außer mir. Die Maske ist MEINE Persönlichkeit. Wenn ich sie aufziehe bin ich nicht mehr Mensch, ich bin Ben der Hund und außerdem bin ich an den Ohren sehr empfindlich. Da darf mich niemand anfassen oder ich beiße zu!”
Außer mit Michael bzw. Ben dem Hund, habe ich noch mit vielen anderen Petplayers aus der Fetisch.de Community gechattet. Sandra bewegt sich zum Beispiel in der Furry Szene und Nina und ihr Partner sind Pig Player. Ihr Mann schlüpft in die Rolle eines Hausschwein und Nina behandelt ihn auch wie eins, bis zur Schlachtung. Eine richtig harte Domina kann ich dazu nur sagen! Doch nichts hat mich so fasziniert wie die Story von einem Paar aus Essen, die aktive Pony Player sind.
Vorab etwas zu meinem Background: Ich bin in einer Reiterfamilie aufgewachsen und habe eine spezielle Verbindung zu Pferden. Mich fasziniert nicht nur die Eleganz des Tieres selbst, sondern auch die gesamte Ausrüstung, die es bedarf ein Pferd zu pflegen und zu reiten. Das Zaumzeug, der Sattel, Reiterstiefel - eben alles was dazu gehört. Pony Play ist all das verpackt in BDSM! Eventuell habe ich mich schockverliebt…
Meiner Meinung nach kommt beim Pony Play BDSM und alles was dazu gehört überhaupt erst richtig zur Geltung. Latexanzüge, Lederharness und Gagball als Zaumzeug, aufwändig hergestellte Masken, Gerten und Peitschen und vor allem: Dominanz und Unterwerfung. Pferde sind besonders athletische Tiere. Sie werden von ihrem Reiter dressiert, trainiert und aufwendig gepflegt. Dazu gehört vor allem Durchhaltevermögen und Disziplin. Wie im echten Leben unterscheidet man auch beim Pony Play zwischen Reitpferden, Arbeitspferden und Dressurpferden. Also, wer von euch will mein Pony sein und sich dressieren lassen...?
Petplay ist kein Ersatz für sodomistische Praktiken, die beim Petplay sowieso nichts verloren haben. Das Rollenspiel findet zwischen Menschen statt, die sich in Tierrollen ausleben. Sexuelle Handlungen an Tieren wird mit hohen Bußgeldern bestraft. Abgesehen davon behaupten viele Petplayer mit denen ich gesprochen habe, dass Sex im Spiel unter den meisten überhaupt nichts zu suchen hat. Das sei aber jedem selbst überlassen.
Gibt es Petplayer unter euch? Und mit welchem Haustier identifizierst du dich? Finde jetzt die richtigen Mitspieler auf Fetisch.de und tausch deine Erfahrungen im Forum aus. Deine Lina von Fetisch.de
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