Nein, musst du nicht. Aber du solltest es mögen, geschlagen zu werden, so wie ich. Genau das bedeutet Flagellation nämlich. Die Lust am Geschlagen-werden. Übrigens eine der Spielarten, die mir am meisten Lust verschafft. Aber dazu komme ich später.
Das ist doch Spanking, höre ich dich sagen. Nein, Flagellation ist nicht reines Spanking. Spanking sind Schläge auf den Arsch, mal mit der Hand, mal mit einem Paddel. Aber Flagellation bedeutet, dass man den ganzen Körper benutzen darf. Also auch Schultern, den Rücken, die Schenkel, Hände oder Füße.
Es gibt einige Stellen, die du nicht treffen darfst. Dazu gehört die Nierenregion. Das ist der Bereich zwischen dem Hintern, und da, wo die Rippen anfangen. Außerdem gibt es noch ein paar Tabu-Zonen, wo Flagellation echte Verletzungen hervorrufen kann. Den Hals und den Kopf zum Beispiel. Am Kopf sind eigentlich nur die Wangen erlaubt, und auch die bitte nur mit der Hand.
Auch der Bauch sollte tabu sein und alle Stellen, an denen die Knochen oder Gelenke unter der Haut liegen, also Ellbogen, Knie, Waden oder die Hand- oder Fußgelenke. Das alles sind Bereiche, in denen man richtigen Schaden erzeugen kann. Und das willst du sicher nicht.
Was ist mit Brüsten? Nun ja, du darfst sie schlagen. Aber das ist Bindegewebe, wo Schläge schnell Blutergüsse hervorrufen. Außerdem sind die Brüste sehr, sehr empfindlich, das heißt, dass auch geringere Schmerzen viel stärker empfunden werden. Also Vorsicht, damit du nichts kaputt machst!
Weil bei Flagellation oder englischer Erziehung Lust und Schmerz eine Kombination ergeben, die sich gegenseitig hochschaukelt. Nicht bei allen Menschen, aber bei vielen. Bei mir zum Beispiel.
Eigentlich ist nur der Grad an Schmerz veränderlich. Das heißt, manche vertragen einfach nicht so viel wie andere. So mancher Sub ist sogar abgehärtet, weil er schon oft geschlagen wurde. Aber das mindert nur den Spaß.
Gibst du bei Google „Englische Erziehung“ ein, erhältst du eine Menge Ergebnisse, die alle etwas mit BDSM oder Schlagen zu tun haben. Versuchst du es mit dem englischen Begriff „english education“, wirst du zu Schulen und Universitäten geführt. Was sagt uns das? Genau. Es bezeichnet, was sich ein Deutscher unter englischer Erziehung vorstellt. Erwähnt ein BDSM-Liebhaber bei uns englische Erziehung, siehst du sofort eine strenge Gouvernante oder einen Erzieher mit einem Rohrstock in der Hand vor dir.
Ja, das mag so gewesen sein. Auf jeden Fall hat der Poet Algernon Swinburne schon Mitte des 19. Jahrhunderts von seiner Zeit in Eton berichtet. Vor allem von den Zeiten, die er über einer Strafbank hing und Stockhiebe hinnehmen musste, die wohl bei ihm Lust auslösten. Damit steht die englische Erziehung für Strafe, Schläge mit Stöcken oder Lederriemen wie der (sehr, sehr schmerzhaften) Tawse, einer Ochsenpeitsche, oder mit einem Bündel von Birkenzweigen (dem „birching“).
Heute steht der Begriff für diese Art von Erziehung im Kontext des BDSM. Du kannst die Erziehung in ein Rollenspiel einbauen (Schüler und Lehrer, Dieb und Detektiv) oder einfach so schlagen. Wie wäre es, wenn du den „Delinquenten“ auf einen Strafbock bindest oder ihm nur befiehlst, sich vorzubeugen? Das kann spielerisch ablaufen und du schlägst nur leicht zu. Oder so wie früher.
Welche Werkzeuge du einsetzt, bleibt ganz dir überlassen. Pass aber auf, wohin zu schlägst.
Meine Großmutter hat mir oft von ihrer Schulzeit erzählt. Hatte sie den Bleistift abgebrochen oder falsch geantwortet, gab der Lehrer einen Befehl: „Tatzen!“ Daraufhin musste sie ihre Hände hochhalten, die Handinnenflächen zur Decke. Klatsch! Mit einem Stock oder einem Holzlineal … Übrigens wurde das Recht, Schüler zu schlagen, in Bayern erst 1983 abgeschafft!
Eine beliebte Foltermethode ist heute noch (in östlichen Ländern) die Bastonade. Dabei wird mit einem Stock auf die Unterseite der Füße geschlagen. Und wenn ich sage: Folter, dann meine ich das auch. Das tut verdammt weh!
Ähm, darf ich mal persönlich werden?
Ja, Flagellation bereitet mir Lust. Nicht in jeder Variante und nur bis zu einer gewissen Grenze, klar. Aber ja, bei mir funktioniert es. Ich finde es geil, geschlagen zu werden. Und eben nicht nur auf den Hintern.
Mein Mann ist zum Glück mein passender Gegenpart, der gerne schlägt. Das hört sich immer so seltsam an … „Mein Mann schlägt gerne Frauen.“ Also, um das klarzustellen: Er schlägt nicht einfach Frauen. Garantiert nur welche, die es auch wollen. Und genau so eine bin ich.
Flagellation gehört bei uns zu (fast) jeder Session dazu. Mal mit einem Flogger oder einer Peitsche, mal mit einer Gerte, aber auch mit einem Stock. Den fürchte und liebe ich am meisten. Ja, ich habe immer ein bisschen Angst vor den Schlägen, aber das gehört einfach dazu. Auch die Angst erhöht die Lust. Bei anderen ist es die Erniedrigung, das Hinnehmen-Müssen, das Bestraft-Werden für echte oder vorgebliche Fehler.
Margaux Navara schreibt erotische BDSM-Romane. Sie weiß, wovon sie schreibt, sie ist submissiv und lebt BDSM mit ihrem Partner aus. Sie gibt Geschichten und Wissen rund um BDSM gerne weiter, zum Beispiel auf ihrem Blog MargauxNavara.com und jetzt auch auf Fetisch.de.
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