Finanzielle Dominanz oder Findom, wie es genannt wird, ist ein Nischen-Fetisch, der in den letzten Jahren aufgrund des Aufstiegs des Internets und der zunehmenden Sucht von Männern nach Vielfalt immer populärer geworden ist.
In traditionellen BDSM Sessions besucht der Sub eine dominante Geliebte für eine physische Begegnung, die für SM typische Aktivitäten wie Peitschenhiebe, Bondage und Demütigung enthält. Beim Findom basiert die Beziehung vor allem auf der finanziellen Dominanz und der finanziellen Kontrolle des Untergebenen.
Der Begriff Findom wird in zwei Bedeutungen benutzt. Einmal meint er den Fetisch der finanziellen Dominanz und zum anderen wird Findom als Kurzform für die Domina oder Geldherrin benutzt.
Das Pay Pig oder Zahlschwein ist der Bottom, der seine Findom, die finanzielle Domina oder Geldherrin, bezahlt. Das Zahlschwein wird beim Findom auch "walking ATM" genannt, also ein wandelnder Geldautomat. Für das Zahlschwein ist es ein Vergnügen, zu sehen, dass die Findom Göttin glücklich und zufrieden ist, sein hart verdientes Geld auszugeben. Zahlschweine sind oft nicht devot oder submissiv im klassischen Sinne.
Besonders viele finanzielle Dominas findet man auf Twitter, aber auch in allen anderen Netzwerken. Es gibt spezielle Webseiten, die sich ganz dem Thema finanzielle Dominanz widmen.
Beliebt sind Chats und Webcam Sitzungen. Die Geldherrinnen berechnen für diese Sitzungen feste Preise oder rechnen minutenweise ab. Die Kosten für einen einzigen kurzen Chat können extrem hoch sein. Während des Anrufs beschimpft die Domina den Unterwürfigen, erniedrigt oder demütigt ihn.
Bettelt das Zahlschwein um einen Orgasmus, lässt die Domina ihn hängen oder kann ihn gegen eine Zahlung kommen lassen. Sie kann aber auch beschließen, dass er seinen Höhepunkt bis zum nächsten Anruf hinauszögern muss, um dann einen noch höheren Preis zu verlangen.
Manche Finanz Dominas treffen sich mit einem Sub auch real. Manche Geldherrin trifft sich mit ihrem Zahlschwein nur ganz kurz vor einem Geldautomaten. Wenn er Glück hat, bekommt er da noch eine Ohrfeige oder er darf ihre Schuhe lecken, abgesehen davon, dass er sein Geld los ist. Andere Findoms nehmen den Bottom zu Einkaufstouren, teuren Restaurantbesuchen oder in den Urlaub mit und lassen sich von ihm aushalten. Während einer solchen Reise wird die Göttin die Kreditkarte des Zahlschweins entleeren und es wird von ihm erwartet, dass er für alles bezahlt, was sie wünscht.
Allerdings werden die meisten Zahlschweine nie ihre Domina treffen. Sie können froh sein, wenn sie mal ein Foto sehen und sie sein hart verdientes Geld annimmt.
Oft behält die Findom das ganze Geld ohne dafür eine Gegenleistung zu bieten.
In einigen extremen Fällen wird das Zahlschwein seiner Göttin die Kontrolle über alle Aspekte seines Lebens geben, einschließlich der Kreditkartennummern und seiner Bankkonten. Einige Findoms werden persönliche Informationen ihrer Subs verlangen und diese dann dazu verwenden, um den Sklaven regelrecht zu erpressen. Sie erwarten dann immer größeren Summen, drohen ihn und seinen Fetisch vor Familie, Freunden, Kollegen zu outen. Dabei handelt es sich oft um eine Art der "einvernehmlichen Erpressung", was ein immenses Maß an Vertrauen zwischen dem Sub und der Domina voraussetzt. Offensichtlich besteht das Risiko, dass der Sklave in dieser Situation ausgebeutet wird.
Informiert man sich auf Webseiten über Findom und spricht mit Männern, die für dieses Thema brennen, wird man erstaunt feststellen, dass viele von ihnen die Idee des Ruins fasziniert. Mit anderen Worten, es ist deren Fantasie, alles an die Göttin zu geben, bis nichts mehr da ist.
Ein Bottom lebte in seinem Auto, sodass die finanzielle Domina monatlich Zugang zu seinem gesamten Geld hatte. Ein anderes Zahlschwein war regelrecht besessen von seiner Geldherrin, dass er in ein einfaches Apartment zog, mindestens 18 Stunden am Tag arbeitete und der Herrin den größten Teil seines Gehalts gab. Für diese Sklaven ist der Ruin eher eine Realität als eine Fantasie geworden.
Bei normaler Sexarbeit, gerade wenn es um die Befriedigung von Fetischen geht, findet immer ein Transfer statt. Der Kunde verlangt eine Leistung und für diese Leistung zahlt er einen vereinbarten Preis. Selbst wenn wir hier von einer idealen Welt ausgehen, in der KundInnen und SexarbeiterInnen freie und selbstbestimmte AkteurInnen sind, und es keine Gewalt oder Missbrauch gibt, sprengt finanzielle Domination jede klassische Definition von Sexarbeit. Denn die Annahme des Geldes ist im Prinzip die einzige Leistung, die eine finanzielle Domina erbringen muss. Der Sub berauscht sich schon am symbolischen Machttransfer, der allein durch diese Zahlung entsteht. Das ist die moralische Crux an finanzieller Dominanz und dies ist auch der Grund, warum wir bei Fetisch.de diesem Kink sehr skeptisch gegenüberstehen.
Tomasz Bordemé ist Autor und Blogger, der über BDSM und Erotik schreibt. Außerdem versorgt er unsere kinky Community auf Fetisch.de mit News und Einsichten aus der Szene.
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