Nicht nur, aber sicher vermehrt in Zeiten von Corona, finden sich Menschen übers Internet. Das gilt auch für BDSM-Beziehungen. Schon in ‚normalen‘ Zeiten fällt es den meisten schwer, einfach auf eine Party zu gehen oder jemanden anzusprechen. Dafür verbringen wir viel Zeit vor dem PC, Tablet oder Handy. Wenn du dazu Interesse an BDSM hast, versuchst du es vielleicht mit einer BDSM-Fernbeziehung.
Partner dafür findest du vermutlich zur Genüge, denn alles, was ihr am Anfang ausprobiert, ist erst einmal unverbindlich. Nur ein Klick, und das Gespräch ist zu Ende, nur ein Wischen, und schon kannst du dich dem nächsten Kandidaten zuwenden.
Stell dir vor, du hast ihn oder sie gefunden. Passend zu deinen Kinks, mit ähnlichen Vorstellungen und Wünschen. Und - nicht zu vergessen - dem Kribbeln, der Hitze, dem Herzklopfen.
Oder hast du schon eine BDSM-Fernbeziehung, die sich bisher nur auf kurze Treffen oder gelegentliche Übernachtungen beschränkte?
Wie wird es sein, wenn ihr euch endlich entschließt, aus der BDSM-Fernbeziehung über hunderte von Kilometern hinweg auf einmal eine echte Beziehung zu machen, ganz speziell eine BDSM-Beziehung? Das Zusammenleben macht sie nämlich automatisch zu einer 24/7-Beziehung, auch wenn ihr vielleicht nicht 24/7 kinky sein wollt. Deshalb ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, wie sehr BDSM tatsächlich 24/7 eine Rolle spielen soll.
Sprecht über eure Vorstellungen und Wünsche und versucht, sie realistisch abzuschätzen. Kann Sub wirklich immer hinter der Tür nackt auf den Herrn warten? Oder werden die Heizkosten so hoch, dass sie eure Reserven auffressen?
Kann ich gut verstehen. Zumindest ein bisschen Angst wird wohl dazugehören, darf dazugehören. Einer von euch wird seine Wohnung aufgeben müssen und damit seine Freunde, seine Arbeit, seine Umgebung. Im Hintergrund lauert dazu immer die Angst, dass es schiefgehen kann.
Wichtig ist, dass du dich nicht von dieser Angst abhalten lässt, eine BDSM-Beziehung auszuprobieren. Und noch wichtiger ist, darüber zu reden. Ganz konkret die Ängste anzusprechen und zu überlegen, wie ihr sie ausräumen könnt.
Eine BDSM-Beziehung von Fernbeziehung auf 24/7 umzustellen, ist immer schwierig. Aber wie bei der Planung von Nachwuchs oder dem Wechsel der Arbeitsstelle gibt es keinen richtigen Zeitpunkt dafür. Wenn du abwartest, wartest du vielleicht Zeit deines Lebens auf den richtigen Moment.
Wenn du schon einen Partner in einer BDSM-Fernbeziehung hast, mit dem du dich vor den neuen Bestimmungen noch treffen durftest, wirst du vermutlich jede Menge Sex und Kink in die kurze Zeit gepackt haben, die ihr euch sehen konntet. Sobald ihr zusammenlebt, wird sich das - höchstwahrscheinlich - ändern. Die Häufigkeit des Sex und des kinky Sex nimmt ab, glaub mir. Aber das heißt nicht, dass die Beziehung schlecht ist, nur, dass sie sich einpendelt.
Dazu kommen die menschlichen Dinge, die du das erste Mal ganz nah und intensiv erlebst. Ja, jeder Mensch pupst. Oder stößt auf. Oder geht aufs Klo und es riecht hinterher nicht nach Rosen. Du wirst Dinge bei deinem Partner sehen (und riechen und hören), die du vermutlich in den wenigen Stunden eurer früheren Treffen nicht erlebt hast. Aber genauso wie deine Pupser oder Rülpser zu dir gehören, solltest du dich nicht abgestoßen fühlen von denen deines Partners. That’s life!
Ach ja - dass der Herr vermutlich nicht jeden Tag im schwarzem Smoking herumläuft oder in seiner Lederhose schläft, weißt du? Dreckige Unterhosen und offene Zahnpastatuben und Klodeckel, die immer offen stehen - auch das gehört dazu. In einer BDSM-Beziehung wie in jeder anderen Beziehung. Und das auch noch 24/7!
Habt ihr euch in eurer BDSM-Fernbeziehung schon gestritten? Oder wenigstens diskutiert? Warst du nach eurem Videochat frustriert und hast dich über komische Nachrichten geärgert?
Wenn ihr endlich 24/7 zusammen hockt, wird es zu Streit kommen, den man wie in jeder Beziehung ausreden muss. Du kannst nicht einfach das Telefonat beenden. Aber dafür kannst du ganz viel kinky Versöhnungssex haben, was vorher nicht möglich war. Toll, oder?
Ich sagte schon, er wird mit der Zeit abnehmen.
Sieh es positiv: Eine BDSM-Beziehung ist nicht stationär, sie ist wandelbar. Es gibt so viel auszuprobieren, was vorher bei den kurzen Treffen oder online kaum möglich war. Und endlich bleibt nicht nur die eigene Hand oder der Vibrator am Ende übrig, um die Spannung abzubauen. Das ist fantastisch! Das Besondere an einer 24/7-Beziehung ist ja, dass sie eben nicht nur auf eine kurze Session beschränkt ist, sondern dass das Spiel immer und überall stattfinden kann. Außer man muss Rücksicht auf Kinder oder Termine nehmen, aber darüber kann man sprechen.
liegt also vorwiegend an offenen Gesprächen - wie so oft bei BDSM. Aber wichtig ist noch mehr. Kompromisse zum Beispiel. Und Liebe. Vergiss die Liebe nicht!
Wenn ihr euch darauf einlässt, ist eine BDSM-Beziehung das Schönste, das ihr erleben werdet. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin seit vielen Jahren mit meinem Dom zusammen, wir haben Kinder, gemeinsam Umzüge und Jobwechsel gerockt. Und werden immer noch kinky, haben immer noch Sex, leben unser BDSM 24/7, nämlich jeden Tag im Jahr, weil wir nicht ohne einander können.
Wie steht es bei dir? Wenn du schon von einer BDSM-Fernbeziehung in eine 24/7 BDSM-Beziehung gewechselt hast, erzähl mir davon.
Margaux Navara schreibt erotische BDSM-Romane. Sie weiß, wovon sie schreibt, sie ist submissiv und lebt BDSM mit ihrem Partner aus. Sie gibt Geschichten und Wissen rund um BDSM gerne weiter, zum Beispiel auf ihrem Blog MargauxNavara und jetzt auch auf Fetisch.de.
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