Erektile Dysfunktion, im Volksmund meist auch einfach nur Impotenz genannt, ist ein Problem, das alle Penisbesitzer treffen und zu einer ziemlichen Identitätskrise führen kann. Für viele Männer ist die ordnungsgemäße Funktionsfähigkeit ihres besten Stücks ein Kernstück ihrer Identität, obwohl fast jeder Mann im Laufe seines Lebens von Erektionsstörungen betroffen sein wird.
Ein harter Penis wird immer noch als das dargestellt, was einen Mann zum sexuellen Akteur macht. Ohne einen harten Penis ist – so das gängige Vorurteil – überhaupt kein aktives Sexualleben möglich. In Mainstream-Pornos steht deshalb die Erektion immer im Mittelpunkt des Geschehens. Auch in Pornos aus dem Bereich BDSM und Kink spielt er fast immer eine zentrale Rolle. Es ist beinahe so, als wolle man uns glauben machen, penetrativer Sex sei die einzige Möglichkeit guten Hetero-Sex zu haben. Tatsächlich gibt viele andere Möglichkeiten, miteinander Spaß zu haben – erst recht bei Kink und BDSM. Darüber hinaus können diese Möglichkeiten hilfreich dabei sein, Erektionsstörungen zu bekämpfen oder zumindest deren Folgen abzumildern.
Die meisten Menschen nehmen an, eine erektile Dysfunktion bedeutet, dass man überhaupt keine Erektion mehr bekommen kann. Doch das stimmt nicht. Der genauen medizinischen Definition entspricht, wer in der Mehrheit der Versuche keine Erektion bekommt oder diese nicht aufrechterhalten kann. Dass man überhaupt keine Erektion mehr bekommen kann, ist so gesehen eher ein Ausnahmefall.
Entgegen der gängigen Annahme sind Erektionsprobleme selten eine reine Kopfsache, sondern es liegt fast immer eine physische Ursache vor. Häufig sind Erektionsprobleme Folge von Müdigkeit, Stress, Angst, Alkohol oder eine Nebenwirkung von Medikamenten. In diesen Fällen verschwindet das Problem, sobald diese Faktoren beseitigt werden bzw. sich bessern. In zahlreichen Fällen sind Erektionsstörungen die Folge von schwerwiegenden medizinischen Problemen – vor allem Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes oder Depressionen. Deshalb ist es auf jeden Fall ratsam, bei Erektionsstörungen keine falsche Scheu aufkommen zu lassen und einen Arzt aufzusuchen, um sicherstellen, dass keine schweren gesundheitlichen Probleme vorliegen, die behandelt werden müssen.
Wenn der Schwerpunkt der Intimität in einer Partnerschaft auf penetrativem Sex liegt, verschlimmert dies oft die Erektionsprobleme. Denn der Druck, beim Sex immer “funktionieren” zu müssen, verunsichert und sorgt dafür, dass man sich noch mehr als Versager fühlen wird.
Vielen hilft es, ihre Sexualität neu zu erfinden, einen anderen Schwerpunkt zu finden so dass der Druck nicht ständig präsent ist. Gelingt es statt der Penetration andere Arten des Vergnügens zu erforschen, können die Erektionsprobleme oft leichter überwunden werden. Genau dabei kann Kink helfen.
Dom/Sub-Spiele bieten sich hierfür besonders an. Dies ist eine gute Möglichkeit, den Druck beim Sex abzubauen, denn man kann selbst die Kontrolle übernehmen. Man kann dem Partner bzw. der Partnerin befehlen, etwas zu tun, ihn/sie zu etwas zwingen, fesseln oder etwas verweigern – natürlich immer im Rahmen des zuvor vereinbarten Konsens! Dadurch besteht die Möglichkeit, extrem sinnliche, anregende Spiele zu gestalten, die im Gegensatz zum Standard-Hetero-Repertoire weniger phallisch ausgerichtet sind.
“Erweitert man seine Definition von Sex, so dass die Penetration nicht mehr der Mittelpunkt intimer Aktivität ist, spielt das Nichtvorhandensein einer Erektion am Ende kaum noch eine Rolle.”
Oder vielleicht ist der Penisbesitzer selbst derjenige, der die Kontrolle abgeben will. Sein/e Partner/in könnte ihn auf jede erdenkliche Weise zu ihrem Vergnügen “benutzen”. Vielleicht möchte sie ihm den Hintern versohlen oder zu oralen Diensten “zwingen”. So ersetzen Spiele der Dominanz und Submission den penetrativen Sex und damit entfällt dann auch der Druck funktionieren zu müssen.
Man muss jedoch gar nicht unbedingt auf Machtspiele, D/s oder gar sadomasochistische Praktiken zurückgreifen. Softere Spielarten wie Augenbinden, Federn, Eiswürfel, Massagekerzen, Wachsspiele (um nur einige zu nennen) sind tolle Möglichkeiten, den Partner zu erleben und mit ihm zu spielen.
Spiele auf neue Art und Weise - Sensation Play ist ein guter Start
Es ist ein Irrglaube, dass ein Mann ohne eine Erektion keinen Orgasmus haben kann. Es ist durchaus möglich, zum Höhepunkt zu kommen, ohne dass der Penis hart wird. Nicht zuletzt kann die Stimulation der Prostata zu intensiven Orgasmen führen, die mit oder ohne Ejakulation einhergehen. Mehr zum Prostata-Orgasmus gibt es in einem Beitrag unserer Autorin Molly.
Sexspielzeuge können immer hilfreich sein, wenn es darum geht, die Lust zu steigern. Natürlich kann man Sextoys benutzen, um eine Erektion zu ersetzen. Mit einem guten Vibrator kann man die Partnerin unabhängig von der eigenen Tagesform beglücken. Man kann sie reizen und ihr intensive Orgasmen bescheren – ganz egal, ob man dabei eine Erektion hat oder nicht.
“Sex und Vergnügen sind mehr als nur der Penis in der Vagina oder der Penis im Po oder der Penis im Mund.”
Es gibt außerdem eine Vielzahl von Spielzeugen auf dem Markt, die für die Verwendung mit einem schlaffen Penis konzipiert sind und die beiden Partner spannende Vibrationen bescheren. Teilweise sagt man diesen Geräten auch nach, dass sie direkt eine Erektion herbeiführen können, beziehungsweise dies erleichtern. Die Verwendung solcher Sextoys ist deshalb ein weiterer Aspekt, den es zu erkunden lohnt, um die Folgen von Erektionsstörungen zu lindern.
Das wichtigste Mittel mit Erektionsstörungen umzugehen ist, den Sex neu auszurichten. Ob wir es wollen oder nicht, haben wir alle bestimmte Drehbücher im Kopf, wie guter Sex auszusehen hat. Das Standard-Skript für Heterosex folgt meistens dem Muster, dass der Penis nach einem mehr oder weniger ausführlichen Vorspiel in eine Körperöffnung eingeführt wird. Um Erektionsprobleme loszuwerden , lohnt es sich zuerst einmal von diesem Skript Abschied zu nehmen: Sex und Vergnügen sind mehr als nur der Penis in der Vagina oder der Penis im Po oder der Penis im Mund.
Kink, ob nun als Teil eines Machtgefälles oder einer Kombination von BDSM-Praktiken mit anderen kinky Spielchen, können dir helfen, Freude und Intimität durch die Anwendung verschiedener Techniken zu finden. Erweitert man seine Definition von Sex, so dass die Penetration nicht mehr der Mittelpunkt intimer Aktivität ist, spielt das Nichtvorhandensein einer Erektion am Ende kaum noch eine Rolle.
Hat dir Kink bei der Überwindung von Erektionsstörungen geholfen? Teile deine Erfahrungen mit anderen in den Kommentaren unten. Noch kein Mitglied? Werde Teil unserer kinky Family!
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