Ein Switcher ist jemand, der zwischen Dominanz und Submission wechselt. Der dynamische Wechsel hängt von der Stimmung, den Umständen und der Atmosphäre zwischen den Partnern ab. Das Switching ist nicht immer rein auf das sexuelle und den BDSM bezogen. Meistens geht es um den Austausch der Macht oder um die Umkehr der gerade vorhandenen Machtverhältnisse. Switcher berichten auch häufiger, dass es von dem Partner bzw. den Partnern abhängt, ob sie sich dominant oder submissiv fühlen. Es gibt z.B. Dominas, die ihre devote Seite nur gelegentlich mit anderen dominanten Frauen ausleben.
Viele denken, dass jedem von uns immer nur eine Rolle zusteht. Wenn man ein Top ist, ist man immer ein Top - und einmal Sub heißt immer Sub. Die Vorstellung, dass ein Dom auch mal Schwäche zeigen, in die Knie gehen oder sich gar unterwerfen kann, scheint für viele ein regelrechtes Tabu. Dabei liegt doch auf der Hand, dass beim Sex allgemein Sex und ganz speziell im BDSM ein Rollentausch besonders reizvoll sein kann. Wenn jede/r einfach tun kann, was ihm oder ihr gefällt, ohne sich strikt an festgelegte Rollenvorstellung halten zu müssen.
Natürlich haben die meisten von uns glasklare Vorlieben, wenn es um dominantes oder unterwürfiges Verhalten geht. Eine Seite möchte einen Hintern versohlen, kommandieren und Peitsche oder Paddel schwingen. Die andere Seite will sich gerne unterwerfen, gehorchen, den Hintern hinhalten und Peitsche oder Paddel spüren. Das bedeutet aber nicht, dass wir immer nur dieses tun müssen, jederzeit, überall und mit jedem?
Die Einteilung in dominieren und unterwerfen malt Sex und BDSM in Schwarz und Weiß. Denn sie geht davon aus, dass jede der Parteien nur eine Reihe von ganz bestimmten Interessen hat, die nicht über die vordefinierte Rolle hinausgehen. Menschen sind jedoch komplexer als das. Neben Schwarz und Weiß gibt es noch Grautöne.
Darf ein Top anale Stimulation oder Pegging lieben? Kann ein Sub es genießen, auch mal die Kontrolle übernehmen zu dürfen? Natürlich! Um diese oder ähnliche Vorlieben in einer BDSM-Session ausleben und genießen zu dürfen, muss man muss sich nicht einmal als ein/e Switch definieren.
Wenn ein konkreter Wunsch, eine sexuelle Vorliebe oder eine Fantasie sich im Gegensatz zur vordefinierten sexuellen Persönlichkeit befinden, muss diese aus dem Kontext einer Session herausgelöst werden. Im Gespräch mit dem Partner kann es dann nützlich sein, diese Vorlieben jenseits der Kategorien Dom und Sub zu besprechen. Formuliere die Liste deiner Wünsche und Bedürfnisse im Rahmen von „ich möchte geben“ und „ich möchte empfangen“.
Die Zuschreibungen Dom und Sub fallen dann weg und werden durch „Geber“ und „Nehmer“ ersetzt, als maßgebliche Rollen während dieser Session. Während der Session kannst du entscheiden, wann du vom Nehmen ins Geben (oder umgekehrt) wechseln möchtest.
Wie und wann kann oder darf ein Sub also etwas geben? Natürlich, indem er oder sie um Erlaubnis bittet:
"Herr, darf ich bitte dieses Spielzeug in ihren Hintern einführen?"
"Ja. Das darfst du, aber erst nachdem du es schön feucht gemacht hast."
Woher weiß die Sub, dass der Master Analspiele möchte? Weil sie vor der Session ein sehr offenes und direktes Gespräch darüber hatten, was in der Session geschehen soll. Hier hatte die Sub die Gelegenheit zu sagen: „Wenn ich mit dem Analspiel beginne, verlasse ich vielleicht meinen Subraum. Kannst du mir deshalb befehlen, das Spielzeug an dir zu benutzen?“
Vielleicht gibt es nur wenige Tops, die wirklich ein Spanking erleben möchten, aber ganz bestimmt gibt viele Subs, die einen Blowjob ihres/r Dom/me genießen würden. Beide sind Akte des Empfangens und erfordern einen Nehmer und Geber. Vielseitig daran sind die möglichen Motive und Wünsche, die dahinterstehen:
· Wird einem Partner der Hintern versohlt, weil sie unartig war, oder verlangt sie es zum Vergnügen?
· Bekommt ein Partner die Strafe aus eigenem Antrieb als Belohnung für gutes Benehmen oder als Mittel zur Demütigung?
Löst man ein Verhalten von der vorgefassten Rollen, werden verschiedene mögliche Empfindungen im Rahmen eines Machtaustauschs möglich. Zum Beispiel wird deine räumliche Position während einem Fick (oben oder unten) nicht mehr nur durch den Status als Dom oder Sub bedingt, sondern allein durch die Absicht.
Anders ausgedrückt: Trennt man den Akt und die Rolle, eröffnen sich viele neue Möglichkeiten für ein interessantes Machtspiel während der Session.
Magst du es auch, während des Spiels die Seiten zu switchen? Oder bleibst du lieber in deiner vorgegeben Rolle? Diskutiere mit uns unten in den Kommentaren.
Foto von Shutterstock
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