Liebe Molly,
seit kurzem sind mein Partner und ich in die Welt des BDSM eingetaucht und spielen ein wenig herum mit Bondage und Spanking. Nicht zu intensiv, wir sind noch am Ausprobieren. Wir hatten eine Menge Spaß dabei.
Wir haben uns immer wieder unterhalten, und in einem Gespräch erwähnte ich, dass ich an so einige Dinge gedacht hatte, über die ich mich geärgert habe, während ich sie gespankt habe. Also, das waren Dinge, die mit BDSM gar nichts zu tun hatten, einfach Sachen, die mir wehgetan haben. Ich liebe sie wirklich, aber manchmal tut sie etwas, das mich verletzt.
Ich habe sie aber nicht deswegen gespankt. Das Spanking gehörte einfach zu den Sachen, sie wir ausprobiert haben, weil wir beide Spaß daran haben. Auch sie, das stand fest.
Jetzt sagt sie, dass sie sich schuldig fühlt wegen dem, was sie getan hat. Und sie hat auch Angst, dass dieses Schuldgefühl auch der Grund sein könnte, warum sie das Spanking so mochte.
Und ich bin verwirrt, weil ich sie in dem Moment härter geschlagen habe, das Spanking also doch als Strafe angesehen habe.
Das erscheint mir nicht richtig. Sollen wir lieber mit dem Ganzen aufhören, bis wir das Dilemma gelöst haben oder sollten wir es am Ende lieber ganz lassen? Wie können wir das lösen?
Verwirrt
Lieber Verwirrt,
grundsätzlich wird Impact Play, also jede Art von Schlagen, von vielen Leuten als gut empfunden. Gerade Spanking ist bei Anfängern beliebt, weil es körperlich eine Beziehung herstellt, man keine Vorkenntnisse braucht und es sich gut anfühlt. Wie bei jeder BDSM-Session wird neben dem körperlichen Aspekt aber auch immer die Psyche mit einbezogen.
Das ist auch bei euch passiert. Ich finde es gut, dass diese Probleme und Fragen jetzt gleich am Anfang auftauchen, denn so könnt ihr sie lösen und danach hoffentlich BDSM genießen.
Was könnt ihr tun?
Ich weiß nicht, was deine Partnerin falsch gemacht hat, aber ich höre heraus, dass es dich sehr getroffen hat. Kann es sein, dass du das einfach hingenommen hast, ohne deine Gefühle anzusprechen? Weil du es nicht angesprochen hast, beschäftigt es dich immer noch. Dazu fühlst du dich verletzt, weil deine Partnerin nicht einmal bemerkt hat, wie sehr sie dich verletzt hat. So etwas ist nicht gut, denn es frisst sich in dir fest wie eine eiternde Wunde.
Du weißt, wie wichtig Kommunikation ist, aber leider hast du sie hier nicht gesucht. Stattdessen hast du alles in dich reingefressen. Kein Wunder, wenn dann bei einer Gelegenheit, in der du dich dem Partner öffnest und in der es so sehr um Vertrauen geht, alles in dir hochkocht.
Ja, ich denke schon. Zumindest im Moment. Das heißt nicht, dass du BDSM für immer aufgeben sollst. Zumindest sollte das nicht dein Ziel sein, wenn du es eigentlich willst und womöglich brauchst.
Reden wir über deine Seite: Du solltest deiner Partnerin in einem ruhigen Gespräch klarmachen, was dich so verletzt hat und warum. Dabei geht es nicht darum, ihr Schuldgefühle zu vermitteln, sondern ganz ehrlich zu sagen, was genau dir weh getan hat, welche Gefühle das in dir ausgelöst hat und dass du das nicht einfach wegstecken kannst. Beginne das Gespräch also nicht mit Vorwürfen, sondern sprich mit ihr über deine Gefühle.
Das ist nicht einfach. Aber es geht. Ich finde sogar, dass es in einer BDSM-Beziehung wichtig ist, das zu tun. So wie du nach der Session erwartest, dass sie dir von ihren Gefühlen berichtet, so darfst und sollst du auch über deine Gefühle reden. Besonders die negativen, ohne dabei die positiven zu vergessen.
So habt ihr vielleicht eine Chance, das zu lösen. Aber solange solche Verletzungen im Raum stehen, solltet ihr keine BDSM-Session haben.
Nun aber zu ihrer Seite: Sie hat sich schuldig gefühlt. Also weiß sie, dass sie dich verletzt hat? Wenn es so ist, und sie es mit Absicht getan hat, solltest du die Beziehung überdenken. Eine Beziehung, in der einer verletzt wird, und zwar so sehr, dass er nicht darüber hinwegkommt, ist keine gesunde Beziehung. Die Gefahr, dass ihr euch immer weiter verletzt, ist sehr groß.
Dass sie das Spanking genießt, weil sie sich schuldig gefühlt hat, ist eine andere Sache. Es gibt eine Menge BDSM-Beziehungen, in denen Erziehung ein wichtiges Thema ist. Dabei dient dann die Bestrafung zur Besserung und zur Korrektur der/des Bottoms. Macht sie/er etwas falsch oder verstößt gegen Regeln, wird sie/er bestraft. Soweit okay, solange diese Art der Beziehung so gewollt ist. Nach deinen Worten zu gehen, ist für dich das Spanking aber etwas, das Spaß macht. Du willst also nicht erziehen. Dann solltet ihr auch das zum Thema machen. Was sucht ihr im BDSM? Jeder von euch etwas anderes? Diese Dinge müssen besprochen werden, unbedingt, denn sie sind die Grundlage eurer Beziehung, besonders wenn man anfängst, mit BDSM zu experimentieren.
Grundsätzlich sollte man keine Session mit Ärger im Kopf beginnen. Ärger verändert deine Sichtweise, es wirkt wie ein Schleier, der über allem liegt. Die Wahrscheinlichkeit für Fehler ist groß, womöglich schlägst du härter zu als sie es verträgt oder du überschreitest ihre Grenzen, ohne auf sie zu achten. Dabei kann dann ernsthaft etwas schiefgehen. Das möchtest du nicht.
Bitte merkt euch: Niemals mit Wut im Bauch in eine Session gehen!
Es ist nicht ratsam, mit simmernden Ärger, mit Alkohol im Blut oder auch nur sehr müde eine Session zu beginnen. Deine Urteilskraft ist eingeschränkt und es passieren Fehler.
BDSM soll doch Spaß machen! Es soll dich und deinen Partner glücklich machen, soll euch das geben, was ihr braucht.
In diesem Sinne: Habt Spaß und achtet auf euch!
Eure Molly
Hast du auch einen ungewöhnlichen Fetisch? Dann schreib Molly doch einfach eine Nachricht oder poste im Forum.
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