Liebe Molly,
ich habe von dem Begriff sinnliche Dominanz gehört und wollte mehr darüber herausfinden. Mir ist noch nicht ganz klar, was das bedeutet und was daran so anders ist als an dem üblichen D/s. Heißt das, dass man dabei nicht schlägt oder überhaut keine Schmerzen zufügt? Wenn das so ist, was gehört denn dann überhaupt dazu? Ich möchte mehr darüber wissen, der Begriff spricht mich einfach an.
S. Sub
Liebe S. Sub,
Du weißt sicher, dass jeder, der BDSM praktiziert, etwas anderes unter dem Begriff versteht. Es gibt so viele Kinks und Fetische, dass es einzelne Menschen gibt, die sich von dem allgemeinen Begriff abheben wollen und eine neue Bezeichnung wählen, auch wenn sie weiterhin D/s praktizieren.
Ganz allgemein kann man sagen, dass jemand, der sich dieser Richtung zuordnet, zwar das Machtverhältnis von Dominanz und Submission im Spiel haben will, aber nicht mit Strafen oder Schmerzen arbeitet. Das Machtgefälle wird eher mit Belohnungen und mit Lob erzielt.
Wie bei allem, was unter dem Begriff BDSM läuft, legt jeder den Begriff für sich und seinen Partner aus. Ganz allgemein könnte man sagen, dass bei Ausübung sinnlicher Dominanz weniger geschlagen wird und weniger Schmerzen ausgeteilt werden als bei dem, was normalerweise im BDSM läuft.
Zugleich kann leichter Schmerz dazugehören, zum Beispiel ein sanftes Spanking oder nicht so harte Schläge. Du musst dir vorstellen, dass es einfach nicht so hart zugeht, dass mehr Wert auf Intimität, auf das Spüren, auf sinnliche Erfahrungen gelegt wird.
Dominanz und Unterwerfung gehören dazu, aber vorwiegend eben die Erhaltung des Machtgefälles, ohne starke Schmerzen auszuteilen oder anzunehmen. Eher Bondage oder andere Arten von Fesselung, und vor allem eben das eher schmerzfreie Spiel mit den Sinnen. Du könntest es dir vorstellen wie ein Paar, das erst in BDSM einsteigt, das also eher sanft miteinander umgeht, ohne sich gleich aufs Blut zu peitschen.
Im Englischen bezeichnet man diese Praktik als Sensation Play, was übersetzt etwa Spiel mit den Sinnen bedeutet. Man benutzt dabei Federn, Seidenschals, Eiswürfel oder Geräte, die auf der Haut alle möglichen sinnlichen Gefühle hervorrufen, ohne zu schmerzen, gerne in Verbindung mit verbundenen Augen. Das kann Wachs sein, warme Massageöle, ein Wartenbergrad, Bürsten mit unterschiedlich harten Borsten, kühle Ketten oder Lederschnüre, die eher streicheln als schlagen.
Sub darf auch gefesselt werden, um diese Behandlung zu ‚erdulden‘, deshalb gehört Bondage im weitesten Sinne dazu. Zum Beispiel das Fixieren mit einer Bettfessel, mit Seidentüchern oder weichen ledernen Arm- und Fußfesseln.
Überträgt man diese Einstellung auf das Machtgefälle im Alltag, so gehört zum Beispiel das Knien des/der Sub dazu, es gibt Rituale und Regeln für den Alltag, eine respektvolle Ansprache der Herrin/des Herrn. Gerne auch das Dienen allgemein, also Kochen oder Putzen, Servieren in Verbindung mit Nacktheit.
Du denkst jetzt vielleicht, dass das ja auch in einer regulären D/s-Partnerschaft verwendet wird. Siehst du, das ist das Problem. Die Grenzen sind fließend.
Wie du siehst, musst du dir deinen Weg suchen, deine eigene Vorstellung von sinnlicher Dominanz. Gerade wenn du einen Partner suchst, solltest du ungefähr wissen, was du willst und wie du das mit den Wünschen deines Partners unter einen Hut bekommst. Es gibt nämlich im Bereich des BDSM kein Richtig oder Falsch, sondern nur individuelle Wege.
Ein Begriff wie sinnliche Dominanz kann hilfreich sein bei der Suche nach Gleichgesinnten. Wenn du dich als sinnlicher Dom oder sinnliche Sub bezeichnest, weiß dein Gegenüber ungefähr, was du dir vorstellst. Trotzdem kann es nur als Anhaltspunkt für ein erstes Gespräch dienen, weil es sein kann, dass dein Gegenüber sich etwas ganz anderes darunter vorstellt.
Wenn ein sinnlicher Dom behauptet, man dürfe nie ein Spanking einbeziehen oder ein sinnlicher Sub sagt, dass eine Fesselung immer dazugehört, sich also zu sehr festlegt, hat er keine Chance mehr, mit einem Partner ganz neue Erfahrungen zu machen. Es gibt so viele Nuancen im gemeinsamen Spiel, die sollte man sich nicht versperren.
Selbst wenn du ein sinnlicher Dom bist, kann es trotzdem sein, dass dir danach ist, den Flogger auszupacken oder beim Spanking härter zuzuschlagen, weil du merkst, dass dein/e Sub es braucht. So wie ein Sadist auch mal seine Sub baden darf oder ihr eine Massage verabreicht, weil ihm danach ist, so darf jeder seine Kinks an die Situation anpassen. Was uns an einem Tag zu viel erscheint, ist an einem anderen gerade richtig.
Wie immer kommt es auf die Kommunikation an. Redet miteinander, nur so könnt ihr herausfinden, wie weit ihr gehen wollt. Und nur so macht BDSM auf Dauer Spaß.
Viel Glück beim Ausprobieren
Deine Molly
Hast du auch einen ungewöhnlichen Fetisch? Dann schreib Molly doch einfach eine Nachricht oder poste im Forum.
Join the conversation
You are posting as a guest. If you have an account, sign in now to post with your account.
.