Liebe Molly,
ich habe einen Schamhaarfetisch. Das ist für mich so unglaublich sexy. Aber alle Frauen, mit denen ich jemals zusammen war, hatten leider rasierte Schamhaare. Höchstens hatten sie einen winzigen Hauch von kurz geschnittenen Schamhaaren. Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich einer neuen Partnerin sagen soll, dass ich mich freuen würde, wenn sie Schamhaare hätte, da ich sie nicht beleidigen oder verärgern möchte. Findest du es in Ordnung, deinem Partner das zu sagen, und würdest du dich freuen, wenn er (oder sie) Schamhaare hätte?
G. Strüpp
Lieber G. Strüpp,
vielen Dank, dass du die Frage aufbringst und ein dickes Lob dafür, dass du dich ernsthaft mit dem Thema beschäftigst. Üppiges Schamhaar — so scheint es jedenfalls auf den ersten Blick — ist schon vor langer Zeit der Mode zum Opfer gefallen. Stellen wir uns erst mal die Frage, ob das überhaupt stimmt. Ich kann dich beruhigen, der Haar Fetisch ist durchaus keine Seltenheit, ganz besonders nicht der Schamhaarfetisch.
Über Schambehaarung wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Ein gängiges Narrativ ist, dass die Rasur der Schambehaarung ein modernes Phänomen sei. In Pornos ist die rasierte oder allerhöchstens die hübsch frisierte Muschi der bevorzugte Look für weibliche Darsteller. Diese Mode habe sich aus der Sexfilmnische in den Mainstream ausgebreitet. Diese Theorie ignoriert jedoch, dass es eine lange Geschichte von Frauen gibt, die die Schambehaarung rasieren (oder sogar rupfen), die bis in die Zeit der Römer und der Ägypter zurückreicht. Aus Aufzeichnungen wissen wir, dass es in den Hochkulturen sowohl am Tiber und am Nil eine gängige Hygienepraxis war, die Schambehaarung zu entfernen insbesondere zur Bekämpfung von Filzläusen. Auch in anderen Kulturen – etwa im asiatischen Raum und im Nahen Osten war die Entfernung von Schamhaar weit verbreitet.
Natürlich unterliegt jede Mode dem Wandel der Zeit, so auch die Schambehaarung. In den 1970er Jahren war es beispielsweise modisch, einen dichten üppigen Busch zu tragen. Es war sowohl Männern als auch Frauen ein Ausdruck der Philosophie „zurück zur Natur“. Damals wurde für diesen Trend teilweise auch ideologisch argumentiert. Mitunter wurde von Feministinnen die Schamhaarentfernung bei Frauen als symbolische Kastration durch das Patriarchat bezeichnet
Schambehaarung kann in einer Beziehung ein heikles Thema sein. Wenn du möchtest, dass deine Partnerin, ihren Busch wachsen lässt, musst du vorsichtig vorgehen, denn es besteht einerseits die Gefahr, die Partnerin zu beschämen, andererseits kann der Eindruck entstehen, dass du ihr etwas aufzwingen willst. Wenn du das Gespräch suchst, tue dies mit Bedacht und Einfühlungsvermögen.
Suche eine Gelegenheit, das Thema aufzubringen. Zum Beispiel könnt ihr euch gemeinsam Sexfilme ansehen. Du kannst deine Meinung über das Schamhaar äußern und zum Vergleich Vintage Pornos heranziehen. Jedoch musst du unbedingt versuchen, frei von Werturteilen darüber zu sprechen. Wenn du sagst „dieser Look gefällt mir nicht“, wird deine Aussage zu einem negativen Kommentar über das Styling deiner Partnerin. Am besten führst du das Gespräch so, dass deine Partnerin es nicht negativ auffasst und sich unwohl oder unerwünscht fühlt. Das gelingt dir, indem du dich darauf konzentrierst zu erklären, was du heiß und sexy findest. Das wird deinem Partner helfen, das Thema Schambehaarung aus deiner Sicht zu sehen.
Das Wichtigste ist, nie jemandem zu sagen, wie er oder sie zu sein hat. Schließlich ist es eine rein persönliche Entscheidung, wie man seine Schambehaarung tragen möchte. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, abgesehen davon, was die Person selbst bevorzugt.
Du bist nicht der Einzige, der Schambehaarung als sexuell anregend empfindet. Wenn du dir Kink- und Fetischseiten anschaust, gibt es viele Diskussionen über dieses Thema. Der Schamhaarfetisch ist sehr beliebt, ebenso wie der Haar Fetisch. Es gibt im Internet Foren, die sich komplett diesem Thema widmen, es gibt Facebookgruppen und sogar ganze Webseiten. Auf Dating-Websites wie Fetisch.de kann man gezielt nach Personen suchen, die Schambehaarung als einen Fetisch angeben oder man kann eine Anzeige aufgeben und gezielt nach anderen Personen suchen.
Ich glaube, das Verschwinden der Schambehaarung hatte viel weniger politische, sondern einfache und ganz praktische Gründe. Seit in den 50ern der Bikini erfunden wurde, wurde die Bademode immer knapper. Ganz egal wie man zur Schambehaarung steht, es sieht wirklich nicht aus, wenn es seitlich aus dem Badeanzug herauswächst. Mit der Verbreitung von String Bikinis und Tangas trat das aus Brasilien kommende Waxing seinen Siegeszug an. Eine Zeitlang war es wirklich verpönt, Schamhaar zu tragen. Mindestens hatte man den Busch zu einem ordentlichen Dreieck zu trimmen, sonst wurde man schief angesehen.
Heute sind wir — glaube ich — etwas gelassener. Es gibt viele Frauen, die den rasierten Look ablehnen, andere beugen sich dem vermeintlichen Modediktat, das eigentlich keines mehr ist, freiwillig. Das ist gut und richtig so und dadurch wird es für Leute mit ganz unterschiedlichen Geschmäckern einfacher den passenden Partner zu finden.
Seit den 90ern wurde der Kahlschlag untenrum auch unter Männern populär. Zunächst beschränkte sich der Trend auf die Gay-Szene, doch er weitete sich schließlich auch auf Heteros aus. Inzwischen ist es sogar in Mainstream Pornos üblich, dass die männlichen Darsteller sich rasieren. Ein Trend, den ich als Blowjob Fan nur begrüßen kann. Keine lästigen Sackhaare, die ich mir aus den Zähnen puhlen muss.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Antwort helfen.
Deine Molly
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