Liebe Molly
ich habe während der Pandemie angefangen, geile und teilweise sehr versaute Geschichten für meine Partnerin zu schreiben. Zuerst waren diese kinky Stories nur für sie, aber dann hat sie sie mit einigen unserer Freunde und Freundinnen geteilt, und deren Feedback – ja die regelrechte Begeisterung – haben mich dazu inspiriert, immer mehr zu schreiben. In den letzten Jahren habe ich zahlreiche Kurzgeschichten und inzwischen sogar zwei Romane vollendet und ich arbeite schon an meinem dritten. Meine Freundin besteht darauf, dass ich sie veröffentliche, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Ich weiß, dass die Mainstream-Verlage Sex- und besonders Kink-Sachen nicht mit der Kneifzange anfassen, jedoch gibt es viele Bücher im Genre Kink- und BDSM auf Amazon. Kannst du mir irgendwelche Tipps geben, wie ich meine Arbeit einem breiteren Publikum zugänglich machen kann?
D. Wortschmied
Lieber D,
es klingt, als sei dir das ultimative Kunststück gelungen. Nicht nur, hast du die Pandemie produktiv genutzt, sondern du hast dabei sogar ein völlig neues Talent entdeckt und weiter entwickelt. Herzlichen Glückwunsch, denn damit hast du etwas geschafft, woran 99 % der Menschheit trotz allerbester Vorsätze gescheitert ist. Es ist fantastisch, dass deine kinky Stories bei deiner kleinen Leserschaft beliebt sind. Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie du die Zahl deiner Fans vergrößern kannst und dir vielleicht sogar noch ein kleines Taschengeld dazu verdienst.
Damit möchte ich beginnen und sage dir, ohne jegliche Missverständnisse ganz klar und deutlich: mit dem Schreiben Geld zu verdienen ist schwer, vor allem, wenn das, was du schreiben möchtest, dem Genre der sogenannten Erwachsenenliteratur zugehört.
Nur ganz wenige Autoren haben das Glück einer E.L. James und schaffen es mit Erotik in die Bestsellerlisten. Der Weg zum Erfolg ist für Autoren in der Regel nicht mit Gold gepflastert, sondern steinig und sehr mühsam. Sollte es dein Ziel sein, mit dem Schreiben Millionen zu verdienen, dann such dir lieber ein anderes Tätigkeitsfeld – denn du wirst ganz sicher eine Enttäuschung erleben.
Es scheint mir jedoch offensichtlich, dass deine Motivation eine andere ist. Wie die meisten Autoren genießt du das Feedback, dass man auf eine gut geschriebene Geschichte erhält. Lass dir gesagt sein, dass es uns allen so geht. Es gibt kaum etwas Schöneres! Und nun kommen wir zu der spannenden Frage, wie man es schaffen kann, seine Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Es gibt einige recht populäre Websites, auf denen du erotische Stories veröffentlichen kannst. Ganz egal, ob es sich um eine Kurzgeschichte handelt, um eine Novelle oder gleich eine ganze Serie. Auch hier auf Fetisch.de haben wir ein Forum, in der unsere User ihre erotischen Geschichten und Fantasien posten können. Google einfach nach „Sexgeschichten“ und schon erhältst du eine Liste der beliebtesten dieser Webseiten. Meistens musst du nur ein Konto anlegen und kannst sofort deine geilen erotischen Geschichten hochladen. Wichtig ist, dass du deine Werke mit Themen und Genres kennzeichnest. Damit sorgst du dafür, dass Leser, die gezielt nach bestimmten Inhalten suchen, auch deine versauten, erotischen Geschichten finden. Fast alle Webseiten haben ein ähnliches Ordnungssystem, das sich nur in Details unterscheidet. Man postet seine Geschichte in einer bestimmten Kategorie, nämliche jener, in die sie am besten passt – z.B. Lesbisch, BDSM, Romantik usw. Zusätzlich versieht man die erotische Story mit sogenannten Tags, von denen es schier unendliche viele gibt – z-B. Spanking, Natursekt, Leder usw.
Viele der guten Webseiten haben eine aktive Community. Oft kommentieren die Leser, loben oder äußern Kritik, die oft (aber leider nicht immer) sehr konstruktiv ist, was besonders wichtig ist, denn nur durch diese Art von Feedback kann man sich als Autor weiterentwickeln. Das gilt auch für andere Genres, nicht nur für geile und erotische Geschichten. Es ist sinnvoll, sich aktiv an dieser Gemeinschaft zu beteiligen, d.h. nicht nur durch das Einstellen der eigenen erotischen Stories, sondern durch Lesen und Kommentieren der kinky Stories anderer Autoren. Das ist zwar keine Voraussetzung, aber es ist sehr nützlich, um sich mit Autoren zu vernetzen.
Der größte Vorteil dieser Websites ist, dass kaum ein Aufwand besteht. Der größte Nachteil ist andererseits, dass man die Kontrolle über die eigene Arbeit verliert. Leider werden erotische Geschichten, die dort veröffentlicht wurden, einfach kopiert und von Raubkopierern auf anderen Seiten unter anderem Namen veröffentlicht. Dennoch sind diese Seiten gerade für ‚junge‘ Autoren sehr wertvoll, die ihre Schreibe noch austesten und weiter entwickeln wollen. Es ist jedoch sicher nicht ratsam, das komplette Gesamtwerk an erotischen Stories auf einen Schlag zu veröffentlichen, sondern nur eine Auswahl.
Im Gegensatz zum Veröffentlichen von erotischen Stories auf irgendeiner fremden Webseite ist der Aufbau einer eigenen Internetpräsenz mit einem gewissen Aufwand verbunden. Man muss eine Seite einrichten, sie pflegen und je nachdem welches Modell man wählt, fallen sogar gewisse Kosten an.
Will man sich jedoch als Autor etablieren, muss man diese Mühe früher oder später auf sich nehmen. Egal ob man seine kinky Stories als Selfpublisher oder mit einem Verlag veröffentlichen will, ist es wichtig, eine eigene Internetpräsenz zu haben. Schlüssel zu einer erfolgreichen Karriere als Autorin oder Autor ist der Aufbau einer Fanbase. Dazu gehört einerseits ein eigener Blog sowie Profile auf den einschlägigen sozialen Netzwerken. Die Veröffentlichung von Kurzgeschichten oder Textausschnitten eines Romans ist inzwischen geradezu ein Muss. Außerdem ergibt sich auch hier die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Autoren und Autorinnen von erotischen Geschichten, was dabei hilft, sich eine Leserschaft aufzubauen bzw. diese zu vergrößern. Inzwischen achten sogar Verlage darauf. Jemand, der viele Follower auf Instagram, Facebook oder Twitter hat und einen erfolgreichen Blog, ist für einen Verlag viel interessanter als ein völlig unbeschriebenes Blatt.
Seine eigenen erotischen Stories kann man auch im Self-Publishing, das heißt als Selbstverleger, veröffentlichen. Am besten eignen sich hierzu die großen Anbieter wie Amazon oder Tolino. Dort kann man sich ganz einfach einen Account anlegen und seine selbst geschriebenen Bücher hochladen, um sie zu verkaufen.
Klingt das nicht toll? Einfach einen Roman schreiben, als E-Book hochladen und schon steht man im virtuellen Bücherregal des größten Buchhändlers aller Zeiten mit Millionen von potenziellen Lesern, die mit einem einzigen Klick DEIN Buch mit DEINEN erotischen Geschichten kaufen können. Wahnsinn? Ganz so einfach ist es allerdings nicht, einen Bestseller beim großen ‚A‘ zu landen.
Erstens gibt es gewisse Hürden. Man muss das fertig geschriebene Buch erst einmal ins richtige Format bringen und man braucht auch ein gescheites Cover. Schließlich will man sich nicht zum Deppen machen. Gerade im Bereich der erotischen Geschichten gibt es einige weitere Hürden, denn Amazon ist nicht gerade die freundlichste Plattform für die Autoren dieses Genres. Es gibt Regeln für Bilder auf Covern sowie Einschränkungen, was den Titel und die Themen angeht, über die man schreiben kann. Einen sehr ausgefallenen Fetisch Roman lehnt Amazon womöglich ab. Hier ist es wichtig, die Hausaufgaben zu machen und sich mit anderen Autoren auszutauschen, die ähnliche Geschichten schreiben. Denn leider hält Amazon sich völlig bedeckt, was diese Regeln angeht.
Was die technische Seite angeht, sind die Anforderungen jedoch nicht allzu hoch. Man muss keine Programmierkenntnisse haben und auch nicht Design studiert haben. Amazon hat eine Schnittstelle geschaffen, mit denen es auch einem Laien gelingt, ein fertig geschriebenes Buch ins korrekte Format und anschließend in den Verkauf zu bringen.
Das größte Problem vieler Newcomer ist die Qualität. Dass der eigene Partner sowie einige gleichgesinnte Freunde eine Geschichte gut finden, ist noch keine Garantie für den Erfolg am Markt. Nur ein guter Text, der gut geschrieben, richtig formatiert und ansprechend präsentiert wird, hat auf Dauer eine Chance, Leser zu finden. Um einen guten Lektor kommt man also nicht herum, denn die Konkurrenz ist zu groß, und einen schlecht oder gar nicht lektorierten Text erkennt der Leser auf den ersten Blick.
Der Weg zum Erfolg beim Schreiben führt unbedingt und ausschließlich über das Schreiben. Egal wie viel Zeit die Veröffentlichung der erotischen Stories in Anspruch nimmt, musst du dir immer die Zeit nehmen, neue Projekte zu starten und fleißig weiterschreiben. Von den besten und erfolgreichsten Autoren wird immer die Selbstdisziplin als das Killerkriterium für den Erfolg genannt. Plane das Schreiben als einen festen Bestandteil deines Tagesablaufs oder deiner Arbeitswoche ein. Schreibe z.B. jeden Morgen zur gleichen Zeit 1-2 Stunden oder jedes Wochenende so und so viele Seiten. Das ist der sicherste Weg, mit deinen Projekten und erotischen Geschichten voranzukommen und sie auch zu beenden.
Am allerwichtigsten ist dabei, dass das Schreiben dir nicht zur Last wird, sondern du dir selbst, deinem Partner und deinen Freunden damit weiterhin viel Freude bereitest.
Viel Glück!
Molly X
Fotos von Shutterstock
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