Eines ist klar.. 50 Shades trifft definitiv nicht nur aus feministischer Sicht auf Kritik, sondern wird auch von der Mehrheit der BDSM-Praktiker verachtet. Die Geschichte von Christian und Ana zeigt uns eine Beziehung, die in den Augen fast aller, die sich mit Kink auskennen, ziemlich missbräuchlich und ungesund abläuft.
Doch zu etwas war diese Buch- und Filmreihe dennoch gut: Sie bewirkte, dass das Konzept von Bondage, Spanking, Dominanz und des erotischen Machtspiels im Mainstream ankam. Und obwohl genügend Frauen über den schrecklichen Prosa-Stil und die zweifelhafte Ethik der Geschichte die Augen verdrehten, fanden sie dennoch Aspekte, die sie so heiß machten, dass sie selbst Gefallen daran fanden mit kinky Sex zu experimentieren. Und das ist ein klarer “Win”!
Meine eigenen Erfahrungen als glückliche sexuelle Abenteurerin haben nie mit meinen feministischen Ansichten kollidiert, was vielleicht aber auch damit zusammenhängt, dass ich eher dominant als devot bin. Die BDSM-Szene ist voll von starken, klugen, aufgeschlossenen Frauen, die tun wonach ihnen ist, und ihre sexuelle Autonomie genießen, und das ganz gleich ob es sich dabei um Schmerz, Lust oder Macht handelt. Und nein, sie teilen nicht nur aus, sie stecken auch ein - je nachdem, wonach ihnen ist. Ich habe mich mit anderen Frauen unterhalten, um zu sehen, was kinky Feministinnen denken.
Eine davon ist Hannah, die sich selbst als devot, aber gelegentlich auch als dominant bezeichnet. Hannah meinte zu mir: "Wir sollten unser sexuelles Verlangen nicht politisch kontrollieren. Nur weil ich in meiner Beziehung devot bin, heißt das noch lange nicht, dass ich in irgendeinem anderen Bereich des Lebens ebenfalls devot bin - ich vermute sogar, dass Leute, die die "normale" Hannah kennen, überrascht sein würden, wenn sie erfahren, dass ich devot bin, weil ich mich nirgendwo anders so verhalte."
Die Autorin Sonni de Soto sagte über Kink-Rollen und Feminismus: "Ich glaube, der Feminismus zwingt dich, dein Spiel zu hinterfragen, je nachdem, ob du Top oder Bottom bist - und das kann sowohl gut als auch schlecht sein. Als ich jung war, hörte ich von prominenten Feministinnen, dass mein masochistisches Verlangen ein Symptom dafür sei, dass etwas mit mir nicht stimme, sei es, dass ich geistig oder emotional gebrochen oder ein Opfer des Patriarchats sei. Auch heute noch bekomme ich diese Meinungen zu hören, welche ebenfalls der Auffassung sind, dass diejenigen mit sadistischen oder dominanten Seiten, gewalttätige, missbrauchende Tiere sind, die eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen."
Sonni de Soto. Photo: stonescorpion.
Sonni fügt hinzu: "Das sind aber auch die gleichen, die Leute mit nicht-normativen Fetischen als “Weirdos” darstellen und sie verspotten. Glücklicherweise hat sich mit den Jahren auch meine Beziehung zu BDSM und Feminismus weiterentwickelt, vor allem durch die Gespräche zwischen der Kink-Gemeinschaft und der sexpositiven feministischen Gemeinschaft und in erster Linie denjenigen, die sich als Teil von beiden identifizieren."
“Mittlerweile führen wir jedoch nuancierte und informierte Diskussionen, die sich weniger darauf konzentrieren, bestimmte Handlungen oder Wünsche zu verteufeln, sondern mehr darauf, das Einverständnis zwischen den Partnern zu erhalten und zu bewahren. Ich denke, seitdem wir Doms und Subs sagen, dass wir sie als solche respektieren, ist die Diskussion wesentlich produktiver und effektiver geworden. Alle Gruppen haben das Recht, für sich selbst einzutreten, dem nachzugehen, was sie wollen, und die hinter sich zu lassen, die damit nicht ein Einklang stehen.“
Eine andere Freundin, die es vorzieht, anonym zu bleiben, sagte: "Ich sehe kein Problem darin, es zu genießen, dominiert zu werden und gleichzeitig Feministin zu sein. Für mich ist BDSM gleichberechtigt; wenn ich keinen Spaß habe, ist die Sache gelaufen. Dominiert zu werden ist insofern befreiend, als dass ich meinen Verstand ausschalten und mich dem Verlangen eines anderen hingeben kann, was ein echter Turn on ist. Was die Befriedigung angeht, ist es eine klare Win-Win-Situation. Ich halte nichts davon, jemanden meinen Master zu nennen oder als Sklave bezeichnet zu werden. Für mich ist das alles eine Kopfsache und muss nicht auf diese Weise formuliert werden.“
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Frauen, die ich in der Kink-Szene kenne, unabhängig von ihren Spielvorlieben stark, klug, vernünftig und selbstbewusst sind. Alle, mit denen ich gesprochen habe, betonten die Wichtigkeit von Konsens und Kommunikation, wenn es um Kink geht - ein Bereich, in dem die BDSM-Community dem Mainstream-Dating im Allgemeinen sehr weit voraus ist.
Sonni de Soto meint, dass "die Statistiken zeigen, dass Freunde des Kink tendenziell gebildeter, nachdenklicher und engagierter sind. Die Geschichte zeigt, dass der sexpositive Feminismus dazu beigetragen hat, dass Kink besser, sicherer und gesellschaftlich akzeptabler geworden ist, als es vorher der Fall war. Beide haben einander viel zu verdanken. Meiner eigenen Erfahrung nach ist es schwer, Teil der Kink-Community zu sein und Kink-Partner zu finden, wenn man nicht in gewisser Weise Feminist ist.”
Hannah war jedoch etwas vorsichtiger, was die Herangehensweise mit Männern, die auf Kink stehen, betrifft. "Ich denke, diese Männer sind ein breiter Querschnitt der Gesellschaft; einige unterstützen den Feminismus, andere, vor allem aber männliche Doms, können ausgesprochen unaufgeklärt sein."
Generell gibt es keinen Grund, der besagt, dass du keine Feministin sein kannst, wenn du dir gerne den Hintern rot spanken oder dich ans Andreaskreuz hängen lässt. You do you! Tue nichts, was du nicht willst, und lass dir vor allem von absolut niemanden sagen, was eine “RICHTIGE” Sub oder Dom tut - vor allem nicht von einem Mann, der eben genau dies von dir will. Egal ob Feministin oder nicht, jeder hat das Recht seine Fantasien zu erforschen und sich nach geeigneten Spielpartnern umzuschauen. Es gibt jede Menge Ressourcen und eine große Community, die helfen kann.
Was ist deine Meinung zu Feminismus und BDSM?
Coverfoto von Shutterstock
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