Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, was "echte" Dominanz ausmacht. Wenn das in einem Profil nicht weiter erläutert wird, interpretiere ich das so: "Echte Doms sind diejenigen, die mir gefallen." Das ist ein bisschen so, wie wenn in einem Profil steht: "Die Chemie muss stimmen." Tja, und wann Weiterlesen… stimmt sie?
Die einzige sinnvolle, universelle Definition im BDSM-Bereich ist: Dominant ist, wer entsprechende Neigungen hat. Ob diese Person dann in anderer Hinsicht den Vorstellungen anderer entspricht, sollte keine Rolle spielen.
Ihr sagt doch auch nicht einem Schwulen, dass er nicht "echt" schwul ist, weil er nicht Euren Vorstellungen entspricht, wie ein Schwuler zu sein hat.
Was übrigens die vielzitierten Alpha-Männchen angeht: In der Affenforschung ist das Alpha-Männchen einfach dasjenige, das den höchsten sozialen Status erringt. Selbst bei Schimpansen kann das verschiedenste Gründe haben, es gibt regelrechte politische Kampagnen, man benötigt Verbündete, die einen unterstützen, muss den Weibchen Geschenke machen usw. Es ist also nicht irgendwie vorbestimmt, wer Alpha ist oder wird, sondern es handelt sich um einen komplexen sozialen Prozess.
Vermutlich wollen viele Schreiber, die einen "echten" Dom verlangen, eigentlich einfach jemanden, der hohen sozialen Status hat. (Entsprechendes Verhalten geht damit in aller Regel einher.)
Man sollte beide Seiten aus der Marktdynamik heraus verstehen.
Es handelt sich hier um einen Markt, der zu >95% aus Männern besteht. Vieles, was beklagt wird, folgt einfach aus diesem Missverhältnis.
Beispiel aus der Sicht von Männern (die mir eben eher zugänglich ist):
Alle wollen natürlich Weiterlesen… wohlformulierte, kreative Anschreiben lesen. Aber wenn man vielleicht mehrere Stunden in eine solche Bewerbung investiert hat und die Zielperson die Nachricht dann nicht einmal öffnet (oder eben zurückschreibt: "Beweise mir, dass Du echt bist, indem Du auf meiner Website 5 EUR bezahlst [so wenig ist das manchmal wirklich, aber wer möchte bitte eine "Herrin", die sich in 5-Euro-Portionen ihr Einkommen mit verzweifelten Männern verdient]), ist das schon frustrierend. Ich habe es zwar nie getan, weil es nicht meinem Naturell entspricht, aber es sollte einen nicht wundern, wenn einige dann zu Massenbewerbungen übergehen. Diese lassen beim Empfänger den Eindruck entstehen, dass sie viele oder gar die Mehrheit sind, weil sie eben sehr viele Nachrichten verschicken. Das Abschicken eines vorformulierten Anschreibens kostet eine Minute, ein gute Bewerbung eher ein Stunde+. Sprich der Spammer haut 100 Nachrichten raus, während der Gewissenhafte nur eine schafft. Wer glaubt, dass "die Männer" sich mehrheitlich so verhalten, glaubt vermutlich auch, dass es auf der Welt wesentlich mehr E-Mail-Spammer gibt als normale E-Mail-Schreiber.
Man könnte diese Analyse fortsetzen. Letztlich ergibt sich alles aus der Marktdynamik.
Kommerzielle Angebote gehören allerdings einfach nicht in diesen Markt. Ich habe nichts gegen Prostitution, es ist aber sehr störend und unethisch, wenn die Angebote, wie auf den meisten Plattformen, überwiegend nicht als solche ausgewiesen sind. (Auch wenn man mit der Zeit ein ziemlich treffsicheres Gespür entwickelt.)
Ich spiele mal den advocatus diaboli.
Eine Option ist es auch, aufzugeben und sich eher in Richtung Vanilla zu orientieren. Es ist klar, dass insbesondere bei den extremeren Fantasien 95% oder mehr Männer sind. Diese extreme Marktschieflage kann man nicht einfach durch tolle Bewerbungen o. ä. Weiterlesen… kompensieren. Denn Enthusiasmus etc. bringt dir auch auf dem Vanilla-Markt viel – soll heißen, man muss praktisch immer erhebliche Abstriche gegenüber dem in Kauf nehmen, was man in einem ausgeglichenen Markt bekäme.
Man könnte vielleicht annehmen, dass sich Frauen im Rahmen der allgemeinen kulturellen Entwicklung eher in Richtung Dominanz bewegen. Ich muss jedoch sagen, dass sich in den über 25 Jahren, in denen ich die Szene verfolgt habe, nichts geändert hat. Das heißt, die allermeisten Männer geben irgendwann notgedrungen auf. Das ist reine Mathematik. Nun ist die Frage, wirst du zu den paar Prozent gehören, die es schaffen, diesen Traum zu verwirklichen, oder zu der großen Masse, die es dann eben irgendwann doch lassen.
Ob es klappt, hängt meinem Eindruck nach weniger davon ab, wie attraktiv du bist, sondern davon, welche Abstriche zu machen du bereit bist. Würdest du auch eine "3" nehmen, wenn du auf dem Vanilla-Markt eine 7, 8 oder 9 haben könntest? Für mich ist das ein klares Nein (für eine langfristige Beziehung). (Ich meine nicht nur das Aussehen, sondern das Komplettpaket inkl. Persönlichkeit usw.)
Wenn Dein Geschmack eher alternativ ist, wenn du vielleicht auf Rubens-Frauen oder Ältere stehst, wird die Sache deutlich einfacher. Stehst du jedoch auf klassisch hübsch und jung... schwierig, schwierig.
Empfehlenswert ist es aber auf jeden Fall, möglichst früh Erfahrungen zu machen, die dir dann eventuell auch zeigen, dass es wohl doch nicht das Richtige für dich ist. Notfalls vielleicht Sessions buchen.
Denke daran, das Leben besteht nicht nur aus Erotik. Du hast vielleicht Verantwortung ggü. deiner Familie, die das Ausleben extremerer Szenarien schwierig machen. Der allgemeine gesellschaftliche Druck ist auch nicht zu übersehen. Klar sagen die meisten, "Kümmere dich nicht, was die anderen denken", aber für devote Männer ist das schon ein schweres Kreuz zu tragen.