Bottoming - ein unterschätzter Skill?

[Ro****]

Mit diesem Thema möchte ich mich einmal besonders den Einsteigern in die Welt der schwarzbunten Neigungen widmen, die ihre Reise auf der empfangenden Seite beginnen möchten...

Es geht mir dabei darum, nicht nur auf die Eigenverantwortung hinzuweisen oder vor oben spielenden Menschen zu warnen, die nur aus Halbwissen handeln, sondern unter anderem darum, dass es Kommunikation deutlich erleichtert, wenn beide Seiten zumindest theoretisch möglichst gut über das informiert sind, was gemeinsam Realität werden soll. 

Ich verstehe durchaus den Gedanken, sich dem Gefühl des Vertrauens ganz hingeben zu wollen und einem Gegenüber ausgeliefert zu sein, das einen an die Hand nimmt und erkundet, was gemeinsam möglich ist. 

Jedoch habe ich manchmal fast den Eindruck, dass neben einer gewissen Naivität auch eine Art Konsumentenhaltung besteht, bei der die Verantwortung und Sorgfaltspflicht ganz auf die Seite von Top abgegeben wird. 

Es scheint mir, als wäre das Augenmerk eher darauf, dass ein Top Wissen muss, was man tut und Handwerkszeuge sicher benutzen kann aber viel zu selten darüber, welchen Anteil Bottom zum Gelingen der gemeinsamen Zeit beitragen sollte. 

Ich bin gespannt, ein Meinungsbild davon zu bekommen, welche Hausaufgaben in euren Augen jemand machen sollte, die/der/div unten spielt und welchen Eindruck ihr darüber allgemein habt. 

Ist Bottoming für euch ein Skill, der einfach zu wenig Beachtung findet oder zu wenig anerkannt wird? 

Meine Sichtweise ist hier eher SM-geprägt und daher kann ich mir vorstellen, dass im D/s die Ansichten in eine andere Richtung gehen könnten... 

[Gelöschter Benutzer]

Wenn mir jetzt noch wer erzählt, was der Begriff "bottoming" bedeutet, dann würde ich vielleicht den Inhalt der Diskussiongrundlage verstehen.

Nicht jeder Einsteiger kennt alle Begriffe...

bearbeitet Dezember 12, 2022 von Gelöschter Benutzer

[Ro****]

vor 2 Stunden, schrieb Ropamin:

...welchen Anteil Bottom zum Gelingen der gemeinsamen Zeit beitragen sollte....

@Krawallpuppeguter Einwand - ich dachte, dies wäre aus der Fragestellung ersichtlich.

Darüber hinaus könnte man es auch als eine Art "Hausaufgabe" sehen, sich über Terminologie, die man vielleicht nicht versteht eigenständig zu informieren. 

Es ist ja auch Teil meiner These, dass vielleicht auf passiver Seite die Erwartung stehen könnte, vom aktiven Part alles vorgekaut zu bekommen. 

Die Diskussion soll sich gerade darum drehen, ob es für den passieren Part reicht, sich selbst und den eigenen Körper zur Verfügung zu stellen oder ob nicht doch viel mehr dazu gehört... 

[Gelöschter Benutzer]

Zumindest sollte sich ein bzw eine Bottom genau seiner / ihrer Tabus bewußt sein und diese auch kommunizieren können, damit das gemeinsame Spielfeld zuverlässig abgesteckt werden kann. Die Basis für alles ist Vertrauen, und Grenzüberschreitungen, egal ob bewußt oder unbewußt zerstören vertrauen. Ichnsehe jedoch nach wie vor die größere Verantwortung bei mir als top.

[Lu****]

Ich, als gebende, unten Spielende, sehe es als wichtig an sich, seiner Fähigkeiten u d seiner Tabus ganz bewusst zu sein. Bottoms, die sich und ihren Körper zur Verfügung stellen ohne mit Eigenverantwortung bei der Sache zu sein sehe ich als Arg gefährdet an die Falschen zu geraten. Ja ich bin devot, aber nicht jedem nd immer gegenüber. Ich bin durchaus in der Lage mich um mich selbst zu kümmern und wenn ich merke, dass der Top es nicht schafft, diese Verantwortung mit Vertrauen zu übernehme, ja dann nehme ich die Zügel wieder selbst in die Hand. Schlussendlich MUSS Bottom due letzte Eigenverantwortung für sich selbst tragen, alles andere empfinde ich als Verantwortungslos

[Gelöschter Benutzer]

Nun, ich muss definitiv wissen, was ich ertragen kann. Wenn ich meinem Top zu jedem Spiel zustimme, ohne mir vorher Gedanken zu machen, ob ich das denn wirklich möchte oder kann, dann bringe ich ihn in eine blöde Lage.
Ich muss auch offen kommunizieren, ob ich Schmerzmittel oder andere Medikamente genommen habe. Ebenso muss ich kommunizieren, wie es mir geht. Denn in schlechtem Zustand in eine Session gehen, ist nicht klug.

[Ch****]

Echt interessantes Thema.
Den Begriff hab ich so direkt nie gehört, aber der Beitrag is insgesamt gut ge- und beschrieben.
-
Eine Erwartungshaltung an ne fremde? Person zu haben, dass diese einem alle Wünsche aus der Seele lesen kann und erfüllt ist allgemein schön und gut als inspirierendes Bild im Kopf.
Als Vision wo man gerne sein will...
Aber man is am Ende doch selbst verantwortlich seine Gedanken und Wünsche zu teilen.
Waaas basicly "Kommunikation" ist, was ein "Skill" ist und DA könnten manche Leute noch paar Hausaufgaben machen 😅
Also egal ob Sub/Dom.
-
Aus Erfahrung von so manchen Feiern war auch Mal total spannend zu sehen wie sich erfahrene Subs mit eher unerfahrenen Doms verstanden haben:
Wie beim Tanzen, wenn der Geführte (mit mehr Erfahrung) etwas erklärt, korrigiert oder auf Dinge hinweist. Der Geführte gibt dem Führenden ne riesige Sicherheit.
War sehr schön zu sehen, wie gut und harmonisch das geklappt hat ;)

[AndersimNorden]

@Ropamin Du kannst Fragen stellen... ;-)

Für Party & Szenegänger Bottoms der/die sich dort auslebt mit spontanen fremden/weniger intim vertrauten Partner/innen, ist es vielleicht sogar ein "must have skill".

Aber ich lasse mich nicht auf Flüchtiges ein wie ONS oder Quickies, genauso wenig wie Wunschzettel und Anleitungen. Und ich kann und will mich nicht "währenddessen" auf den Bottom verlassen, vor allem da aufgrund des "abdriftens" durch die ausgelösten Gefühle & Emotionen ich sowieso bezweifle das ein objektives Denken noch möglich ist. Ist ja auch nicht das Ziel des Ganzen... und ja, bei dieser Art & Weise trägt man als Top damit auch die Verantwortung und wie alles gelaufen ist.

[Te****]

Ich kenne mich mit reinen SM - Top -Bottom - Verhältnissen nicht so aus. Ich geh das mal auf der DS - Schiene an. 

 

Jeder Dom ist anders und damit auch das Empfinden, das Dom bei Sub auslöst. Und deshalb hätte ich nie zu Beginn einer Beziehung abschließend sagen können, was, wann, wie und wo und was nicht... Mehr als eine grobe Richtung und harte Tabus hatte ich da erst mal nicht.

Deshalb sind in meinen Augen die Grundskills, sich erst mal selbst zu reflektieren und zweitens mit Dom zu kommunizieren. 

Leider wird gerade das oft erschwert, wenn dann die Rede ist von Wunschzettelsub. Dabei geht es bei der Kommunikation (oder Manöverkritik) gar nicht um Wünsche, sondern um Bedürfnisse. Und keine Ahnung, wie oft ich dabei schon den Satz verwendet habe: "Ich erkläre dir das, sobald ich es selbst für mich rausgefunden habe." 

 

Aus devote Sicht ist es eine starke Triebfeder gefallen zu wollen. Es ist verdammt schwer dabei die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu kommunizieren, wenn es einem zugleich das Gefühl gibt, versagt zu haben. Gerade wenn es darum geht, sich selbst vor die Wünsche des Doms zu stellen. 

Der Kopf weiß, dass die Reihenfolge zu lauten hat:

1. Subs Bebürfnisse

2. Doms Bedürfnisse

3. Doms Wünsche 

4. Subs Wünsche

Es ist trotzdem verdammt schwer, die eigenen Bedürfnisse entsprechend über Doms Wünsche zu stellen. Vielleicht ist die Fähigkeit dazu auch ein Grundskill.

 

Und schließlich das Thema Fallenlassen. Das ist nichts, was ich mache, weil ich faul bin. Es ist ein aktiver Prozess, der erst mal Energie erfordert. Und die habe ich nicht immer. Ich kann an manchen Tagen nicht genug Kraft aufbringen zu vertrauen und mich fallen zu lassen. Also ja, das zu können ist ein Grundskill. 

bearbeitet Dezember 12, 2022 von Teaspoon

[AndersimNorden]

Ich möchte mal anmerken, und das ist das Interessante daran, das @Ropamin die Frage wohl absichtlich sehr "schwammig" gehalten hat, geschweige davon das Bottoming als Begriff nicht so geläufig ist. Jedenfalls eine Variante...

[Ro****]

vor 8 Stunden, schrieb AndersimNorden:

Ich möchte mal anmerken, und das ist das Interessante daran, das @Ropamin die Frage wohl absichtlich sehr "schwammig" gehalten hat, geschweige davon das Bottoming als Begriff nicht so geläufig ist. Jedenfalls eine Variante...

Das ist absichtlich schwammig, weil ich das nicht in die Richtung lenken wollte, in die ich denke, bevor hier einige andere Gedanken gesammelt sind... Und Antworten wie die von @Teaspoon, die eigentlich gut die Grundlagen einer Beziehung an sich beschreibt wäre vielleicht nicht gekommen, wenn ich konkreter gefragt hätte... 

[Te****]

Wenn es dir nur um Praktiken geht, dann sollte Bottom immer genau so viel Wissen zu einer Praktik haben, wie Top auch braucht. Nur so kann Bottom feststellen, ob Top weiß, was er da tut oder ein Abbruch angebracht ist. 

 

Aber kennst mich doch @Ropamindas ist mir als Antwort zu einfach gedacht. 

[Ro****]

vor 8 Minuten, schrieb Teaspoon:

Wenn es dir nur um Praktiken geht, dann sollte Bottom immer genau so viel Wissen zu einer Praktik haben, wie Top auch braucht. Nur so kann Bottom feststellen, ob Top weiß, was er da tut oder ein Abbruch angebracht ist. 

 

Aber kennst mich doch @Ropamindas ist mir als Antwort zu einfach gedacht. 

Das ist tatsächlich der Punkt, der mich bewegt hat, dieses Thema überhaupt zu starten... Ja, manchmal sind es die ganz naheliegenden einfachen Dinge, die bereits zu fehlen scheinen. 

Neben Mindset und einem weiteren Verständnis für die Motivation der Beteiligten. 

Bin gespannt, was hier noch zusammengetragen wird... 

[towel]

geiles thema, mein lieber ropa

es müssen sich immer alle involvierten informieren und offen, sowie ehrlich austauschen!

das man nich jede praktik wirklich genaustens abschätzen kann, grad zu beginn, liegt auf dert hand- da trägt der aktive die größere verantwortung, ja
auch denke man mal annen subspace...

aber es fängt schon früher an!
wenn wer sich selbst als tabulos tituliert...'oh ja geil ne mehrschwänzige in SOG' lobt...sich selbst als slave tituliert...aber eigentlich keinerlei ahnung hat, was genau dies bedeuten würde- dann isser iwo auch selbst schuld, wenner an idioten gerät
und nein, es iss zu beginn mit sicherheit nich einfach rauszufiltern, wer hat ahnung, wer iss nur machtgeil...aber so manche hab ich bereits erlebt, da kann ich echt nur mitm kopf schütteln ob der naivität

aber ihr wisst- ich schreib das aus ner sicht vonner 24/7erin...je nach beziehungsform unterscheidet sich das auch, denk

[Te****]

vor 4 Stunden, schrieb Ropamin:

Neben Mindset und einem weiteren Verständnis für die Motivation der Beteiligten. 

Das frage ich mich auch regelmäßig, was hat eigentlich Top davon? 

 

[towel]

vor 2 Minuten, schrieb Teaspoon:

Das frage ich mich auch regelmäßig, was hat eigentlich Top davon? 

 

so wie wir gerne den kopf ausschalten, so mögen es wohl dominante, dies auszulösen
oder, wie mein ex sachte 'ich werd nie verstehn, wieso du maso bist, aber ich finds cool'

willste da wirklich ein 'wieso' finden??
wieso finden manche gelutsche cool...gestreichel...wieso stehn manche auf dicke titten...oder bart...auf blond..grau...

[Te****]

Es ist eher, dass ich gelegentlich das Glitzern in den Augen sehen will oder ein tiefes Seufzen, wenn er erregt ist oder es gerade sehr gut findet... Eigentlich weiß ich ja, was Dom oder Sadist so motiviert... 

bearbeitet Dezember 13, 2022 von Teaspoon

[towel]

vor 2 Minuten, schrieb Teaspoon:

Es ist eher, dass ich gelegentlich das Glitzern in den Augen sehen will oder ein tiefes Seufzen, wenn er erregt ist oder es gerade sehr gut findet... Eigentlich weiß ich ja, was Dom oder Sadist so motiviert... 

okay...kenn ich halt nich, nie erlebt

[Te****]

Woran merkst du @towel, dass dein Sadist gerade Spaß hat, beim Schlagen? 

[towel]

man redet vorher?! danach..whatever...

[Ro****]

Mein Gedanke hinter der Sache mit der Motivation ist ja, dass die Intension von Top soweit verstanden wird, dass man neben dem menschlichen Miteinander eben die Punkte erkennt, in denen man sich ergänzt oder in wie weit sich etwas widerspricht... 

 

[Ro****]

Eine steile These möchte ich jetzt mal anhängen, um das Thema wieder auszugraben. 

EinE s-Person sollte sich am Anfang einer (Spiel-)Beziehung darüber bewusst sein, mit der Verantwortung für das eigene Leben auch die "Macht" zu besitzen gleichberechtigte Entscheidungen in der Beziehung zu treffen, bevor diese Entscheidungsgewalt nach und nach an D abgegeben wird. 

Also eher das Mindset als ein Skill, unabhängig denken zu wollen und ein Machtgefälle mit der Beziehung wachsen zu lassen und die Unterordnung als aktive Handlung zu sehen, bei der es kein D von Gottes Gnaden gibt. Und dessen Intension auch kritisch hinterfragt werden sollte, statt blind zu vertrauen. 

 

Shitstorm los... 😄

[towel]

vor 13 Minuten, schrieb Ropamin:

Eine steile These möchte ich jetzt mal anhängen, um das Thema wieder auszugraben. 

EinE s-Person sollte sich am Anfang einer (Spiel-)Beziehung darüber bewusst sein, mit der Verantwortung für das eigene Leben auch die "Macht" zu besitzen gleichberechtigte Entscheidungen in der Beziehung zu treffen, bevor diese Entscheidungsgewalt nach und nach an D abgegeben wird. 

Also eher das Mindset als ein Skill, unabhängig denken zu wollen und ein Machtgefälle mit der Beziehung wachsen zu lassen und die Unterordnung als aktive Handlung zu sehen, bei der es kein D von Gottes Gnaden gibt. Und dessen Intension auch kritisch hinterfragt werden sollte, statt blind zu vertrauen. 

 

Shitstorm los... 😄

*steinchen neh..nein quatsch!

denn, so sich das 'entwickelt' mag das so sein..und wenn vorher bereits ne partnerschaft bestand, isses nur logisch!
ich sach nu nich das böse wort..aber da isses halt anders   denn man lernt sich ja bereits unter dieser prämisse kennen..da gibts kein vorher partnerschaft oder gar liebesbeziehung

 

[Ro****]

@towel das hab ich hier in den Anfängerbereich gesetzt und denke mal, das dein Risikoprofil vielleicht etwas zu viel für jemanden ohne jede Erfahrung sein könnte. 

In einer Welt, in der alle oben spielenden Menschen das Wohlergehen ihrer Gegenüber im Sinn haben, könnte das anders aussehen - leider kann man hier von Zeit zu Zeit aber auch Berichte von weniger schönen Erfahrungen lesen. Das wird dann leider auch bereits verletzte Beute gesehen, die scheinbar leicht zu erlegen ist, bevor das hier in Vergessenheit gerät... 

Die Fragen, was hat Top davon wurde nebenbei schon erwähnt - und Bottom sollte aber auch für sich die Frage stellen, was habe ich davon? Und wenn es darauf keine sinnvolle Antwort gibt, dann sollte man es einfach nicht machen... 

[Te****]

Ich stimme der steilen These zu, wobei ich eigentlich nie auf Einträge antworte, die von sich behaupten, einen Shitstorm wert zu sein. Aber weil du es bist @Ropamin, leider ganz ohne Kacke, dafür mit Ernst.

 

Ich formuliere mal überspitzt: ich habe zu Beginn geführt. Ich habe ihm gezeigt, wie ich funktioniere, wie ich reagiere, was für mich geht und was nicht. Ich habe es auch klar gesagt und gelegentlich hatte ich auch das Gefühl regelrecht um mich zu treten, um mich zu wehren. Wir haben viel geredet.

Und dann habe ich begonnen ihm mehr und mehr meine Zügel in die Hand zu legen. "Bitte, entscheide du." "Ja, Herr." "Bitte, Herr" "Darf ich Herr?" Und das ist nur in dem Maße möglich, in dem ich spüre, dass er diese angebotene Macht und Verantwortung auch übernehmen kann und will. In mir ist ein Gefühl der Dankbarkeit, dass er das annehmen kann, dass er das annehmen will, was ich ihm anbiete.

 

Und das ist es vielleicht, dass Sub es anbieten muss und Dom es annehmen muss, und zwar in jedem einzelnen Moment, sonst gibt es kein Machtgefälle.