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Ungeschriebenes Gesetz 🧐


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Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass ein Geschäft für Erotik- und Sexartikel immer etwas zu viel ist. Zu viel Nacktheit. Zu vulgär. Zu plump. Jedenfalls ein ungeschriebenes Gesetz für mich. 

Beim Betreten fällt mir die aufgeräumte Aufteilung der Regale auf. Der Boden wirkt in seinem dunkeln Holzton hochwertig. Aber natürlich fangen mein Blick andere Eindrücke als ein warscheinlich künstlicher Holzboden. Nicht durch Schilder, aber durchaus merklich gibt es diverse Bereiche. Ich begebe mich willkürlich zwischen die Regalreihen und lasse Farben, Formen, Materialien und Bilder auf mich wirken. Zügig fühle ich mich in den Unmengen an DVDs nicht wohl; ja fast fehl am Platz. Wenn nicht sogar auch ein Stück weit angewiedert ob der fehlenden Kreativität in der Namensgebung und Gestaltung der Cover. Die Frauen können nicht breitbeinig genug, Pobacken nicht spreitzend genug abgelichtet werden beziehungsweise sein. Die Titel kaum weniger einfallslos und vulgär. Vulgär an sich hat in Dosierungen sicher auch seine positive Wirkung; Einfallslosigkeit hingegen ist kaum mit etwas vergleichbar. Analhammer. Pussypredator. Teil eins, zwei und drei. Ohne leblose Floskeln bemühen zu wollen, nehme ich mir heraus es vollends abzulehnen und gehe weiter. Hier und da finden sich Vitrinen mit hochwertigeren Artikeln. Masken aus Echtleder. Liebesschaukeln. Vakuummatratzen. Vibratoren und Dildos als Aufsätze für Bohrmaschinen. Wieder erwische ich mich dabei nicht um Ansatz einen Reiz, eine Inspiration wahrzunehmen. Weder an der Art es als Aufsatz zu benutzen, was in meiner Fantasie nichts als Schmunzeln bewirkt, oder an der fehlenden Ästhetik des Wortes Dildo. Fast intuitiv befinde ich mich auf den ersten Stufen in das Untergeschoss.

 

Für einen Moment gilt meine Aufmerksamkeit der Decke, bzw. ihrer Kante auf Höhe der Treppenmitte. Um ohne angeschlagenen Kopf hinunterzukommen, muss ich mich deutlich zur Seite lehnen. Diesem skurrilen Anblick, oder meiner Gestalt an sich ist es wohl geschuldet, dass sich deine Aufmerksamkeit ebenfalls der angebotenen Produkte abwendet. Wie dem auch sei. Zunächst fällst du mir nicht auf. Allerdings tut es der aufblasbare Analplug in seiner vornehm wirkenden graugoldenen Verpackung. Es nötigt mir erneut ein Schmunzeln ab, wenn ich daran denke, dass in der Benutzung der Schlauch aus einem Hintern hinausragt und in der wallnussgrossen Handpumpe mündet.

Mit einem Ausfallschritt nach vorne verhindere ich, dass ich aus dem Gleichgewicht komme. Unsanft schiebst du dich an mir vorbei und rempelst mich absichtlich an. "Eine gute Wahl" sagst du kaum hörbar und gehst weiter. Weder den Rempler noch die Aussage beziehe ich auf mich, wenngleich du mich kopfschüttelnd zurück lässt. 

Ich hänge die graugoldenen Verpackung zurück und schaue weiter. Eine ganze Wand aus Vibratoren und Penisnachbildungen in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen erstreckt sich am Ende des Gangs. Uninteressant. Futuristische Nachbildungen eines Penis könnten kaum weniger erregend sein. Ich drehe mich zur Seite um zwischen der Wand und einer Person vorbeizukommen. "Interessant, oder?" Ich weiss nicht ob es reine Neugierde ist, oder weil ich die Stimme erkenne. Wieder du. In deinen Händen drehst du einen ziemlich überproportionierten Fallus in Regenbogenfarben und fantasievoller Form. Vielleicht war es auch nur laut gedacht. Aber es hat seine Wirkung. Mir drängen sich Bilder auf. Die Person in meinen Gedanken ist irrelevant. Es geht um die Nutzung des Penis in Regenbogenfarben.

 

Dessous. Kaum ästhetischer als das Wort Dildo ist das, was unter Dessous für Männer verstanden wird. Gerne würde ich mich mit entsprechenden Teilen eindecken. Aber weder passt es von der Größe noch von meinem Geschmack. Resignierend wechselt das Sortiment hin zu Frauen. Wieder du. Einzelne Stücke Holst du auf einem Kleiderhaken hervor, hältst diese prüfend in die Luft, fühlst den Stoff und legst sie entweder über deinen Unterarm oder hängst sie zurück. Mit Spitze umrandete Aussparungen der Brüste. Durch einen Reißverschluss zu öffnender Schlitz zwischen den Beinen. Glänzend. Matt. Gemustert. Simpel. Eine bunte, und dennoch rein schwarze Auswahl trägst du in meine Richtung auf deinem Arm. Mit dem Wort Entschuldigung zeigst du auf die Umkleide hinter mir und bahnst dir deinen Weg. Die Wand in meinem Rücken lässt mich nicht wirklich mehr zur Seite treten. Unter meinem Kinn streifen mich deine Kopfhaare. Ich sehe dich. Lieblich. Ich rieche dich. Dein Po, bedeckt mit einer schwarzen Hose wie mir aufgefallen ist, schiebt sich an meinen Oberschenkeln vorbei. Ich spüre dich. Absichtlich verringerst du den Abstand. Mit deutlichem Wiederstand drückst du mir deinen Arsch in den Schritt. Erneut entschuldigst du dich und verschwindest in der Umkleide.

 

Ich bin zu sehr in meinen Gedanken. Was war das? War es Absicht? Ist es irgendeine Art von Betrug? Wieso sollte sie Interesse haben? Das sind nur einige der Fragen die sich wieder und wieder, lauter und lauter aufzwängen. Ich bin zu sehr in meinem Gedanken als dass ich dein Gemurmel wahrnehme. Noch immer stehe ich an der selben Stelle. Die Stelle, an welcher du mir deinen Po aufgedrückt hast. Ein schönes Gefühl, zugegeben. 

 

"Aber bei den großen Händen ist es sicher zu filigran". Alles davor habe ich als Geräusche im Hintergrund wahrgenommen. Wenn überhaupt. Mein Kopf dreht sich zur Seite und ich sehe dich. Der große, blickdichte Vorhang verschließt die Umkleide nicht komplett. Handbreit lässt er mich einen Blick auf dich werfen. Deine weiße Haut hebt sich deutlich von der schwarzen Spitze des Oberteils ab. Kunstvoll werden deine aufgestellten Brustwarzen umrahmt. Der Fakt, dass jeder Millimeter deiner Haut bedeckt ist, außer eben deine Brustwarzen trifft meinen Sinn für Ästhetik. Ich bemerke nicht wie fasziniert ich bin; oder aber wie sehr ich starre. Dein Husten lässt mich ruckartig zusammenzucken. Wir schauen uns in die Augen. Lächelnd hebst du deinen Daumen und denkst diesen wieder. Schulter zuckend wartest du auf meine Antwort. Daumen hoch. Nickende greifst du nach unten und ziehst dir das Oberteil über deinen Kopf aus.

 

Meinem Versuch, durch das Wechseln der Regalreihen einen besseren Blick zu bekommen, wischt du mit einer Geste deines Zeigefingers weg. Dein Schlüsselbein. Deine Schultern. Deine Brust. In kleinen Ausschnitten zeigen sich mir deine Bewegungen. Ungestört legst du dir ein blaues Halsband mit einer kleinen Glocke um. Strahlend springst du auf und ab. Auf und ab. Du. Die Glocke. Deine Brüste. Dieses Mal fragst du nicht. Du nickst. Deine Haut verschwindet unter deinem Pullover. Mh. Nicht, dass er dir nicht stehen würde, aber durch das Anziehen deiner Kleidung ist die Anprobe wohl beendet. Schwungvoll wirfst du den Vorhang zur Seite und biegst mit intensiven Augenkontakt vor mir zur Kasse ab. Dann bist du weg. 

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