Playfight/Raufen

Mai 26, 2023

Kleiner Auszug vom letzten privaten Playfight

~ Niemals aufgeben! ~
Es ist noch alles möglich, als wir uns in meiner Wohnung im Kniestand auf den bunt bezogenen Matratzen ehrfürchtig verbeugen und mit ausgebreiteten Armen gegenübertreten. Es ist nicht entscheidend, wer gleich unten liegen wird.

Es gibt keinen Gewinner und keinen Verlierer. Keine absichtlich herbeigeführten Verletzungen. Es geht um das Ineinanderfließen der Bewegungen, die Achtsamkeit in der Wahrnehmung auf das Zucken der Muskeln und bei der Suche des Blickkontakts; die schier endlos erscheinende Ausdauer, während der Puls allmählich ansteigt und unsere Herzen fühlbar pumpen lässt.

Das Hecheln und Keuchen in einem breiten Grinsen und funkelnden Augen, die herausfordernd auf die nächste Interaktion warten. Auf einmal bist du unter mir, mein Körper hält dich fixiert auf dem Rücken. Ich fühle deine Atmung, die sich erdet, und genieße den Anblick, der sich mir so kraftvoll präsentiert. Es scheint dich dennoch zu ärgern, was ich sympathisch finde, weil es DEIN individuelles Gefühl ist und ich lächle dich freundlich an. Ich weiß, dass du dich wieder befreien wirst, und die Vorstellung gefällt mir, denn dann kann das Raufen von neuem beginnen.

Als ich gemäß meiner Erwartungen nun auch unter dir liege, spüre ich schlagartig internalisierte Hilflosigkeit und Ohnmacht, von denen ich mich nicht einnehmen lassen möchte. Meine Psyche erwartet altbekannte Schläge, Gewalt in vielerlei Form, Erniedrigung, Bestrafung, Zwang zu fremden Bedingungen; dass deine Hände wandern, meinen Körper beherrschen, während meine Seele fliehen will.

Du bist in dem Moment nicht die Person, die ich vor Kurzem bei meinem ersten Playfight-Treffen kennengelernt habe, sondern eine Projektion meiner subjektiven Erfahrungen und so hole ich angestrengt die Realität in mein Bewusstsein.

Mache mir die Position deiner Hände bewusst, die keine Intention haben, gewalttätig zu sein, sondern friedlich auf mir ruhen, und die mir erlauben, mich wieder zu erheben; die mich nicht verstummen lassen, und so kämpfe ich mich dankbar heraus, um bald darauf, wieder auf dir zu sein und nun DEINEN inneren Kampf zu spüren und dich wahrnehmen zu lassen. Auch du willst nicht aufgeben. Du möchtest mir beweisen, dass du stark genug dafür bist und das weiß ich längst.

Du musst gar nichts. Ich lächle dir erneut zu, variiere meine Körperposition auf dir, um dich besser atmen zu lassen, aber ich lasse dich nicht mehr los.

Ich spüre, dass du dich nicht mehr befreien wirst und das ist okay, egal wie viele Versuche du noch unternimmst. Ich behalte die Kontrolle, während deine Energie langsam schwindet.

Es ist in Ordnung, um eine Pause zu bitten bzw. sie von meinen Gegenüber einzufordern, denn du hast ein Recht darauf und genau das möchte ich dir zeigen.

Während es mein Bedürfnis ist, mich in deiner Situation unter allen Umständen zu befreien, ist es an mir, dir zu vermitteln, dass auf dein Empfinden zu hören, kein Aufgeben bedeutet, und so umarmen wir uns, als du mir nachgibst. Du kannst stolz auf dich sein.