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Darf man seine Meinung äußern?


daisy-gaga

Empfohlener Beitrag

Geschrieben
Vor 30 Minuten , schrieb Paco2022:

Voltaire war hier keineswegs grenzenlos, er hat sehr wohl die Intoleranz als "schwer zu tolerierende Torheit" angesprochen, allerdings ohne deshalb die Toleranz als Grundprinzip in Frage zu stellen wie das dann Popper tat. Das Problem sehe ich darin, daß man selbst die Intoleranz befördert wenn man der Intoleranz intolerant begegnet. Es ist letztlich eine Vertrauensfrage in die Gesellschaft allgemein, ob ich dieser zutraue solche Dinge selbst und offen zu bewältigen oder Zwangsmaßnahmen setze, die dann natürlich auch mißbraucht werden und letztlich zur Unfreiheit/allgemeinen Intoleranz und gefährlichen Gegenbewegungen führen. Da sind wir dann wieder bei den alten Griechen, die sich einig waren, daß der gütige fürsorgliche Diktator die beste Regierungsform wäre, da dieser aber nicht auf Dauer gütig bleibt wäre die Demokratie mit ihren Unzulänglichkeiten vorzuziehen

Mit "den Herrschenden" habe ich im Übrigen keineswegs nur die offiziellen Vertreter gemeint sondern durchaus den ganzen Apparat, der diese teilweise unter seiner Kontrolle hat.

Sehe nicht, wie man Intoleranz befördert, indem man sie bekämpft, scheint mir widersinnig. Popper stellt auch nicht die Toleranz in Frage, sondern führt lediglich Voraussetzungen für ihre Existenz auf (namentlich: kein Fußbreit der Intoleranz).

Aus privilegierter Position isses natürlich sehr einfach, Intoleranz lediglich als Lernaufgabe für eine Gesellschaft zu betrachten, mit der diese halt zurechtkommen muss. Man vergisst dabei aber, dass es dafür einen Preis gibt, den dann marginalisierte Menschen, von Intoleranz Betroffene, zahlen müssen. Ich finde diesen Preis bei weitem zu hoch.

Und es braucht auch keine Zwangsmaßnahmen, man kann (und mE muss) Intoleranz auch zivilgesellschaftlich vom Diskurs ausschließen. Vertrauen auf die Demokratie allein hilft da nicht weiter, weil sie ihre eigenen Voraussetzungen nicht herstellen/schützen kann.

Schon klar, dass Du den Apparat meintest, aber gerade das ist mir zu eng. Der Stammtischgröler und die Kommentarspaltenpöblerin sind ja nicht Teil des Apparats, wohl aber Teil der privilegierten dominierenden ethnosozialen Schicht, mit der Macht, zu diskriminieren, ausgestattet.

Geschrieben
vor 8 Minuten, schrieb jansalterego:

Sehe nicht, wie man Intoleranz befördert, indem man sie bekämpft, scheint mir widersinnig. Popper stellt auch nicht die Toleranz in Frage, sondern führt lediglich Voraussetzungen für ihre Existenz auf (namentlich: kein Fußbreit der Intoleranz).

Am Ende führt das zu dem was man beispielsweise in der französischen Revolution, der Sowjetunion oder bei anderen Bewegungen gesehen hat. Die ursprünglich ehrenwerten Motive, der Kampf für die Freiheit, gegen die Unterdrückung und Ausbeutung und die Prinzipien, die diese Revolutionen mit sich trugen konnte oder wollte man den "Feinden" derselben nicht zugestehen. Denn die würden ja Alles gefährden und müssen bekämpft werden. Geendet hat das dann einerseits mit Guillotine und Napoleon als Kaiser und auf der anderen Seite mit Gulag und stalinistischer Diktatur. Also ist genau das damit erreicht worden was man mit allen Mitteln verhindern und bekämpfen wollte...

Geschrieben
vor 5 Stunden, schrieb kraulmeister:

Du hast geschrieben (korrigiere mich bitte, wenn ich das falsch gelesen habe), dass freie Meinungsäußerung erst dann besteht, wenn man seine Meinung nicht begründen muss. Das muss man zwar nicht, aber zumindest die Frage danach (oder die Kritik daran) sollte ebenso erlaubt sein.

Ich habe ihn nur um den letzten Satz ergänzt. Wie sich die Richtung dadurch geändert haben soll, ist mir nicht ganz klar, aber das ist deine Meinung und damit kann ich leben.

Ja, die habe ich und ja, das tue ich.

Wie gesagt... ich bin der Meinung, wer eine Meinung hat, der muss sie nicht begründen. Wenn er sie nicht begründet, muss er aber damit rechnen, dass andere damit rechnen, dass sie nicht auf sonderlich viel (wissenschaftlich haltbarer) Substanz fußt.

Ich habe es mal auf die pn verlegt. Bin anderer Meinung oder interpretiere es anders, bin mir sicher, wir finden den weg, einander besser zu verstehen. Egal welche Ob die Meinungen dann deckungsgleich sind

Geschrieben
vor 5 Stunden, schrieb jansalterego:

Welchen Fall hast Du da vor Augen? Sehe spontan nicht, wie die Bewertung der Meinung eines anderen dessen Rechte tangieren kann.

Einfach nochmals nur die Betonung oder aufgreifen, was uyen ziemlich vorne schrieb, das freie Meinungsäußerung richtig ist, solange ich damit nicht andere schädige . Oder anders, wie auch schon jemand schrieb, es gibt einen Unterschied, ob ich einem Polizisten sage, ich bin anderer Meinung oder ob ich "Blöder Bulle nach meiner Meinung"" sage. Das Grundrecht auf freie Meinung ist nur solange gut, solange man es nicht als Legitimation benutzt, anderen zu schaden.

Habe ich die Erklärung so getroffen, dass wir jetzt beide wissen, was ich mit dem Satz sagen wollte oder habe ich etwas von deiner Frage nicht richtig interpretiert. Dann bitte nochmal nachhaken

Geschrieben (bearbeitet)
vor einer Stunde, schrieb Schüler_der_Lust:

@Andrepha Beim Toleranz-Paradoxon geht es nicht um irgendwelche unliebsamen Meinungen, sondern um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (Rassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie, usw.). Solche intoleranten Meinungen nicht zu tolerieren finde ich absolut richtig, damit sich diese nicht weiter in der Gesellschaft ausbreiten und die Toleranz durch eine Machtübernahme der Intoleranten komplett zerstört wird.

Der TE fragt nach „Meinung“, nach nichts anderem.

Und ich schrieb zu meiner kurzen politischen Aussage auch: .. „also kein Thema für diese Plattform…“

Für mich ist somit diese Thematik mit politischem Bezug hier auf der Seite beendet, da völlig falsch am Platz.

Eine „Machtübernahme von Intoleranten“ fällt, wie du sie hier orakelst, so glaube ich, nicht zwingend in den BDSM-Bereich, denn darauf beziehe ich mich, sie sprengen den Rahmen dieser Diskussion, was dir eigentlich klar sein sollte…😉

…meine Empfehlung an dich: einfach mal einen Gang runter schalten…

bearbeitet von Andrepha
Geschrieben
vor einer Stunde, schrieb Einfallslos2024:

Welche Meinung? Wie? Wo? Was?

Der Name ist Programm? xD

Geschrieben
Im besten Deutschland allerzeiten ist die Meinung nur gern gesehen, wenn sie dem Narrativ entspricht. Meinungsfreiheit stirbt wirklich aus, alles was nicht gern gehört wirs ist automatisch rechts
Geschrieben

@Andrepha Aus dem Startbeitrag ist nicht ganz klar um was für Meinungen es hier eigentlich geht. Das die Toleranz bei gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufhören sollte hat @jansalterego meinem Verständnis nach mehrmals versucht zu erklären. Aber ich hatte den Eindruck ihr beiden redet irgendwie aneinander vorbei, weil für @jansalterego gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit als eine dieser Meinungen verstanden hat, über die wir hier gerade diskutieren. Ich vermute dass du/ihr @Andrepha von eher harmlosen Meinungen mit BDSM Bezug ausgegangen bist/seid, die man zwar nicht teilen muss, aber trotzdem tolerieren sollte. Dabei sind wir vermutlich alle gar nicht weit auseinander, aber es gibt eben außerhalb von BDSM-Themen auch Meinungen, die man für so gefährlich halten kann, dass man diese gesellschaftlich nicht tolerieren sollte.

Geschrieben
vor 16 Minuten, schrieb Schüler_der_Lust:

@Andrepha Aus dem Startbeitrag ist nicht ganz klar um was für Meinungen es hier eigentlich geht. Das die Toleranz bei gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufhören sollte hat @jansalterego meinem Verständnis nach mehrmals versucht zu erklären. Aber ich hatte den Eindruck ihr beiden redet irgendwie aneinander vorbei, weil für @jansalterego gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit als eine dieser Meinungen verstanden hat, über die wir hier gerade diskutieren. Ich vermute dass du/ihr @Andrepha von eher harmlosen Meinungen mit BDSM Bezug ausgegangen bist/seid, die man zwar nicht teilen muss, aber trotzdem tolerieren sollte. Dabei sind wir vermutlich alle gar nicht weit auseinander, aber es gibt eben außerhalb von BDSM-Themen auch Meinungen, die man für so gefährlich halten kann, dass man diese gesellschaftlich nicht tolerieren sollte.

Und irgendwie ist das für mich auch der casus knacksus vieler Diskussionen, die dann inhaltlich auseinander driften .. Es gibt keine grundlegende Übereinstimmung, worüber genau geredet wird. Meinung, Grenzen der Meinung, private Meinungen, wissenschaftliche Meinungen . So ist man entweder dazu verdammt, seine Gedanken allgemein zu halten oder sehr speziell zu betrachten. In summa: eine Diskussion mit geradezu babylonischer Vielfalt.

Geschrieben
ja, man darf seine Meinung äußern, solange man schön unkritisch bleibt. Wer es allerdings wagt sich kritisch zu äußern, macht damit den Test, ob es sich um eine offene, pluralistische Gesellschaft handelt, oder ein anderes, neuartiges Gebilde, in dem sich graue Schleier des Konformismus und kollektiver Unbewusstheit ausgebreitet haben.
Geschrieben
vor 10 Stunden, schrieb Teaspoon:

Angst ist langfristig kein guter Ratgeber.

Aber es ist wichtig sie bei anderen wahrzunehmen. Ängste fußen oft auf Unwissenheit oder fehlenden Erfahrungen. 

Geschrieben
Vor 3 Stunden, schrieb Paco2022:

Am Ende führt das zu dem was man beispielsweise in der französischen Revolution, der Sowjetunion oder bei anderen Bewegungen gesehen hat. Die ursprünglich ehrenwerten Motive, der Kampf für die Freiheit, gegen die Unterdrückung und Ausbeutung und die Prinzipien, die diese Revolutionen mit sich trugen konnte oder wollte man den "Feinden" derselben nicht zugestehen. Denn die würden ja Alles gefährden und müssen bekämpft werden. Geendet hat das dann einerseits mit Guillotine und Napoleon als Kaiser und auf der anderen Seite mit Gulag und stalinistischer Diktatur. Also ist genau das damit erreicht worden was man mit allen Mitteln verhindern und bekämpfen wollte...

Sehe da ehrlicherweise keinerlei Zusammenhang zwischen zivilgesellschaftlichen Ostrazismen und fucking Stalinismus. Machst Du da ernsthaft gerade ein slippery slope Argument auf, dass stabiler Kampf gegen Intoleranz unweigerlich mit Gulag und Guillotine endet??? Scheint mir arg weit hergeholt, bin ich ehrlich.

Geschrieben

@daisy-gaga Auch wenn du dich bei bestimmten Themen nicht gut auskennst, beteilige dich trotzdem daran, wenn dich das Thema interessiert. Bei Diskussionen sollte es eigentlich nicht darum gehen, wer recht hat, sondern darum unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und wenn sich die eigene Meinung dabei verändert ist das doch vollkommen in Ordnung. Und auch super akademische ausgebildete Menschen können von deiner Erfahrung lernen!

Geschrieben
Vor 1 Stunde, schrieb darktear:
Im besten Deutschland allerzeiten ist die Meinung nur gern gesehen, wenn sie dem Narrativ entspricht. Meinungsfreiheit stirbt wirklich aus, alles was nicht gern gehört wirs ist automatisch rechts

Komisch, ich sag die ganze Zeit Sachen, die nicht gerne gehört werden; für rechts hat mich in 42 Jahren noch niemand gehalten. Woran das wohl liegen mag? Mal abgesehen davon, dass die zutreffende Einordnung einer Meinung als rechts (sogar die unzutreffende) natürlich in keiner Weise Deine Meinungsfreiheit einschränkt. Das fühlt sich vielleicht so an, weil dann niemand mehr etwas mit Dir zu tun haben will - an Deinem Recht ändern sich dadurch aber nix.

Geschrieben
Vor 41 Minuten , schrieb clouddragon:
ja, man darf seine Meinung äußern, solange man schön unkritisch bleibt. Wer es allerdings wagt sich kritisch zu äußern, macht damit den Test, ob es sich um eine offene, pluralistische Gesellschaft handelt, oder ein anderes, neuartiges Gebilde, in dem sich graue Schleier des Konformismus und kollektiver Unbewusstheit ausgebreitet haben.

Hab mich kürzlich extrem kritisch zu Polizeigewalt, zu Brüchen internationalen Rechts durch die EU zuungunsten von Flüchtenden, zu menschenfeindlicher Politik gegen Arme, zu Vermietern und ihrer gesellschaftlichen (Un)Tragbarkeit, zur unzureichenden Klimapolitik, zu Femiziden und ihrer medialen Verharnlosung, zu laufenden Genoziden, zu Transfeindlichkeit und und und geäußert. Bislang stand noch kein SEK vor der Tür. Allenfalls Widerspruch gab's. Meinst Du etwa letzteres mit dem sehr poetischen Schleier des Konformismus?

Geschrieben
vor 27 Minuten, schrieb jansalterego:

Komisch, ich sag die ganze Zeit Sachen, die nicht gerne gehört werden; für rechts hat mich in 42 Jahren noch niemand gehalten. Woran das wohl liegen mag?

Womöglich daran, dass man deine gesagten Sachen nicht politisch einordnen könnte? ;)

Dass die Debattenkultur in Deutschland (in Frankreich scheint es nicht besser zu sein) in den letzten Jahren sehr gelitten hat und man nicht mehr auf Argumente eingeht, sondern nur noch ad hominem versucht, andere, nicht konforme  Sichtweisen mundtot zu machen wurde ja mittlerweile von so gut wie jedem Politikwissenschaftler attestiert. Und dabei geht es um reale Fakten und nicht um Verschwörungsschwurbler.

Hier im Forum liegt die Sache wohl so, dass rational und faktenbasiert sich nicht wirklich viel "streiten" lässt, denn was wir hier haben ist halt einfach hauptsächlich Emotion, Ansichtssache und "best practices", wenn man mal so sagen will. Da fällt es für rational denkende wie mich halt manchmal schwer, den emotionsgeladenen Entgegnungen inhaltlich zu folgen, wenn jemand nicht mit dem einverstanden ist, was man geschrieben hat. Aber nichtsdestotrotz sehe ich das als Erweiterung meines Horizonts, Fakten müssen ja nicht die einzig erlaubte "Wahrheit" sein, gerade nicht beim Thema BDSM und der Begegnung der Geschlechter....

Geschrieben
vor 2 Stunden, schrieb BP139:

Der Name ist Programm? xD

Nein, es geht darum wo die Meinung geäußert wird und welche es ist, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Es gibt unendlich viele Themen zu denen man eine Meinung haben kann.

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