Jump to content

Der Tag zum Gedenken


Ca****

Empfohlener Beitrag

Geschrieben
vor 4 Stunden, schrieb Candala:

Hat der Tag für euch eine spezielle Bedeutung oder ist er nur Startschuss dafür, die Weihnachtskisten aus dem Keller zu holen, ganz gleich ob zum Freud oder Leidwesen? Welche Rituale habt ihr, Menschen zu gedenken, von denen ihr bereits Abschied nehmen musstet? Ist Trauer etwas, was (grundsätzlich, nicht heute) Raum haben konnte?

Hi @Candala Nein, erstmals hat der Tag für mich jetzt so keine Bedeutung. Ich mag es nicht, an bestimmten Tagen an etwas zu denken... Mit Weihnachten hat das für mich nichts zu tun. (hat es das? 😂). Meine Tochter konnte heute nicht zur Tanzschule (wobei mein Herr und ich ohnehin was anderes gemacht haben und sie mit der Oma Kuchen gebacken hat...😅👍)

Ähm, wo war ich? Ich denke oft an etwas. An letzte Zeugen bestimmter Zeiten. Das war noch gar nicht so lange her und ist unvorstellbar! Dass irgendwie überall Frieden ist... Dass hoffentlich Hass keinen Platz findet...

Aber so Tage kenne ich echt nicht so genau...🙈🙈🙈 

Geschrieben
@Bratty_Lo Mit Weihnachten hat es nur sofern etwas zu tun, dass es der letzte Sonntag vor dem ersten Adventssonntag ist und somit „offiziell“ die Vorweihnachtszeit beginnen „darf“. Darf dahingehend, dass gemäß der Tradition, erst nach Totensonntag geschmückt und beleuchtet werden soll und viele sich echauffieren, wenn andere es doch schon vorher tun. Das hat auf mich aber oft den Eindruck von sich aus Prinzip zu echauffieren, ala das macht man aber nicht. Weniger weil man sich wirklich mit diesem stillen Gedenktag auseinandersetzt. Der im Fall deiner Tochter auch mit Tanzverbot einhergeht, während man sich von Toten vermutlich eher weniger überzeugen konnte, dass die wirklich etwas dagegen gehabt hätten, hätte sie heut Freude am Tanzen gehabt.
Geschrieben

Ich habe nicht viele Angehörige durch Tod verloren. Bei meinen Angehörigen habe ich nicht getrauert. Das fand ich seltsam, aber ich hatte Frieden. Es waren sehr alte Angehörige. Meiner Uroma ging es schon so lange nicht mehr gut, sie war schon ganz vernebelt, es war einfach Zeit. Ich hab ihr ein Lied geschrieben. Jeder hat geweint, als ich es gesungen habe, weil es von all den Erinnerungen an sie handelte. Sogar mein Vater, ich habe ihn vorher noch nie weinen gesehen. Aber ich habe nicht geweint. Mein Opa hat mir damals einen Brief geschrieben, dass er das Jahr nicht mehr überleben würde, er war geistig fit bis ins Grab und er hat es kommen sehen, er war schon fast 90 und er hatte seinen Frieden damit. Er hat also lebend Abschied genommen und das war auch ok. Zu allen anderen Großeltern stand ich nicht nah, eine Oma von mir lebt noch, aber da gibt es seit vielen Jahren keinen Kontakt. 

Dass sich meine Zimmernachbarin umgebracht hat, habe ich erst später erfahren, ich war betroffen, ja. Aber auch das war nicht wirklich Trauer denke ich. Sondern eben Betroffenheit und sogar hier auch ein Bisschen Frieden.

Wahrscheinlich empfinde ich den Tod nicht für so bedrohlich, sondern als Frieden am Ende von dem ganzen Chaos und Drama.

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 5 Stunden, schrieb Candala:

Totensonntag. Für manch einen ist er nur da, um sich darüber zu streiten, ob man wirklich erst danach weihnachtlich schmücken und erleuchten lassen sollte oder das nicht auch schon vorher klar geht.
Unweit vom Friedhof wohnend, hab ich dieses Jahr das erste Mal bewusst das rege Treiben der letzten Tage und vor allem heute wahrgenommen und mich gefragt, wie viele wirklich bewusst gedenken oder doch nur Gesteck und Co abladen, weil man das halt so macht und nun heut allerhöchste Zeit dafür ist. Eine Farce wie jeder übrige Feiertag, den wir zwar mitnehmen, aber selten mit dem ursprünglichen Gedanken verbunden sind. Eine Farce, dass es dafür überhaupt einen Tag bedarf.
In einer Lebensdekade, in der man inzwischen durchaus schon den ein oder anderen Angehörigen gehen lassen musste, ging es in diesem Jahr jedoch an die Menschen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, auf der Welt zu sein. Heut ist durchaus präsenter, was gekonnt in den letzten Wochen und Monaten sich durch Funktionieren verdrängen lies. Gepaart von Respekt vor Weihnachten und irgendwann dem Tag, an dem sich nach wie vor unglaubliche Geschehnisse jähren werden….
Soeben den Friedhof voller Kerzen und Lichter funkeln zu sehen, hatte irgendwie schon einen makaber schönen Anblick. Friedlich und doch suspekt. Suspekt ist mir nach wie vor das ganze Prinzip, bei dem Menschen mit dem Absammeln von Laub, Hin- und Wegtragen von Schnittgut, Entfernen von Unkraut und alles in beste Ordnung zu harken auf Trab gehalten werden, was wenig darüber aussagt, sich wirklich mit dem Prozess der Trauer und der des Gedenken auseinanderzusetzen. Wissend, dass es keinen richtigen und keinen falschen Weg der Trauer gibt, muss ich mich selbst immer wieder erinnern, liebevoll mit mir und meinem Umgang damit zu sein.
Hat der Tag für euch eine spezielle Bedeutung oder ist er nur Startschuss dafür, die Weihnachtskisten aus dem Keller zu holen, ganz gleich ob zum Freud oder Leidwesen? Welche Rituale habt ihr, Menschen zu gedenken, von denen ihr bereits Abschied nehmen musstet? Ist Trauer etwas, was (grundsätzlich, nicht heute) Raum haben konnte?

Ein schönes Thema.

Legitim ist, was Menschen hilft und keinen Schaden verursacht.

Wer eine Kirche braucht um an Gott zu glauben, oder ein besseres Leben zu führen, der möge das tun und wer diesen Feiertag braucht um trauern zu können, oder das wie einen Ritus zelebriert, der soll es auch tun dürfen.

Auch in meinem Leben habe ich schon die mir liebsten teilweise verloren. Den Feiertag brauche ich dazu nicht. Der Spaziergang früh morgens am Sonntag in den Waldfriedhof hat sich verfestigt, es vergeht aber kaum ein Tag, wo ich nicht zurückblicke. In Dankbarkeit. Nicht in Trauer. 

 

bearbeitet von Tau08
Geschrieben

@Candala 

vor 1 Minute, schrieb Candala:

Weniger weil man sich wirklich mit diesem stillen Gedenktag auseinandersetzt.

Ehrlich gesagt, setze ich mich damit auch nicht auseinander. 🙈 Wenn bestimmte Themen kommen, tue ich das...

Aber heute habe ich viel gelacht. Ich habe ganz vergessen, dass nun heute Toten irgendwas ist... Aber der Vater in der Bahn war erschöpft und ich habe Ole von seinem Wissen über den Brachiosaurus zugehört (oder wie der heißt 😅) Ich weiß noch genau, was er erzählt hat: die Vorderbeine waren länger als die Hinterbeine usw. Der Junge hat sich halt gefreut... Ich habe der Oma mit dem Gehstock geholfen usw. Ich habe dann schon gute Laune. Ich lache dann auch, also ob jetzt Toten irgendwas ist... (aber ich verstehe, wenn Leute da trauern) 

Hmm, da darf man nicht tanzen? Ja, ok. 😅 Oh Gott, habe ich...

Es tut mir ja leid...

Geschrieben
vor 3 Minuten, schrieb Doc_Brain:

Ich habe meinen Erstgeborenen verloren und denke jeden Tag an ihn

Oh, das tut mir ja sehr leid @Doc_Brain! 😥 Ich verbringe die Zeit mit Kindern auch lieber fröhlich, statt zwangsläufig anderes zu tun... 

Geschrieben
vor 6 Minuten, schrieb Bratty_Lo:

Oh, das tut mir ja sehr leid @Doc_Brain! 😥 Ich verbringe die Zeit mit Kindern auch lieber fröhlich, statt zwangsläufig anderes zu tun... 

❤️

Geschrieben
Vor 47 Minuten , schrieb MissCurious:

Ich habe nicht viele Angehörige durch Tod verloren. Bei meinen Angehörigen habe ich nicht getrauert. Das fand ich seltsam, aber ich hatte Frieden. Es waren sehr alte Angehörige. Meiner Uroma ging es schon so lange nicht mehr gut, sie war schon ganz vernebelt, es war einfach Zeit. Ich hab ihr ein Lied geschrieben. Jeder hat geweint, als ich es gesungen habe, weil es von all den Erinnerungen an sie handelte. Sogar mein Vater, ich habe ihn vorher noch nie weinen gesehen. Aber ich habe nicht geweint. Mein Opa hat mir damals einen Brief geschrieben, dass er das Jahr nicht mehr überleben würde, er war geistig fit bis ins Grab und er hat es kommen sehen, er war schon fast 90 und er hatte seinen Frieden damit. Er hat also lebend Abschied genommen und das war auch ok. Zu allen anderen Großeltern stand ich nicht nah, eine Oma von mir lebt noch, aber da gibt es seit vielen Jahren keinen Kontakt. 

Dass sich meine Zimmernachbarin umgebracht hat, habe ich erst später erfahren, ich war betroffen, ja. Aber auch das war nicht wirklich Trauer denke ich. Sondern eben Betroffenheit und sogar hier auch ein Bisschen Frieden.

Wahrscheinlich empfinde ich den Tod nicht für so bedrohlich, sondern als Frieden am Ende von dem ganzen Chaos und Drama.

 

Beim Leben deiner Zeilen kommt mir, neben vielen anderen, ein Gedanke an eine schöne Verfilmung in den Sinn, junge Frau und junger Mann verlieben sich. Sie ist auf dem Weg zur Hochzeit ihres Vater, er zur „Abschiedsfeier“ seiner Mutter. Durch Krankheit am Ende Ihres Lebens angekommen, organisiert die Mutter eine große Feierlichkeit, an dem alle ihr wichtigen Menschen noch einmal zusammen kommen, um bewusst noch einmal eine freudige Zeit zu verbringen und diese vor allem gemeinsam. Das hat mich sehr berührt. Zum einen der Frieden, der mit einher ging und zum anderen, weil es neben der Trauer einer Beisetzung immer mit das Schlimmste für mich war, die üblichen Floskeln zu hören, dass man sich ja nur zu Beerdigungen sieht und sich doch mal wieder treffen sollte. Nur um dann 10 Jahre beim nächsten Abschied das Gesagte zu wiederholen. Menschen die ich über die letzte Beisetzung nicht informiert habe, meines Frieden willens.

Geschrieben
vor 7 Minuten, schrieb Candala:

Beim Leben deiner Zeilen kommt mir, neben vielen anderen, ein Gedanke an eine schöne Verfilmung in den Sinn, junge Frau und junger Mann verlieben sich. Sie ist auf dem Weg zur Hochzeit ihres Vater, er zur „Abschiedsfeier“ seiner Mutter. Durch Krankheit am Ende Ihres Lebens angekommen, organisiert die Mutter eine große Feierlichkeit, an dem alle ihr wichtigen Menschen noch einmal zusammen kommen, um bewusst noch einmal eine freudige Zeit zu verbringen und diese vor allem gemeinsam. Das hat mich sehr berührt. Zum einen der Frieden, der mit einher ging und zum anderen, weil es neben der Trauer einer Beisetzung immer mit das Schlimmste für mich war, die üblichen Floskeln zu hören, dass man sich ja nur zu Beerdigungen sieht und sich doch mal wieder treffen sollte. Nur um dann 10 Jahre beim nächsten Abschied das Gesagte zu wiederholen. Menschen die ich über die letzte Beisetzung nicht informiert habe, meines Frieden willens.

Es ist einfach Absurd, was da für Blumen gebracht werden, wem man nie im Leben Blumen geschenkt hat und wen man auch die letzten 10 Jahre nicht mehr besucht hat. Seitdem mir das klar wurde, dass manche Menschen ihre ersten Blumen bekommen wenn sie tot sind, schenke ich öfter Blumen. An Lebende. Ich glaube nicht dass jemand tot noch etwas davon hat.

Geschrieben
Vor 1 Stunde, schrieb Tau08:

Ein schönes Thema.

Legitim ist, was Menschen hilft und keinen Schaden verursacht.

Wer eine Kirche braucht um an Gott zu glauben, oder ein besseres Leben zu führen, der möge das tun und wer diesen Feiertag braucht um trauern zu können, oder das wie einen Ritus zelebriert, der soll es auch tun dürfen.

Auch in meinem Leben habe ich schon die mir liebsten teilweise verloren. Den Feiertag brauche ich dazu nicht. Der Spaziergang früh morgens am Sonntag in den Waldfriedhof hat sich verfestigt, es vergeht aber kaum ein Tag, wo ich nicht zurückblicke. In Dankbarkeit. Nicht in Trauer. 

 

Waldfriedhof ist ein schönes Konzept, auch wenn der hier jetzt nicht in der Nähe und durch Berücksichtigung des Wunschs des Verstorbenen, keine Option gewesen wäre. Ich mag die Idee davon und hab den, den ich mal kennenlernte, auch als sehr friedvollen Ort wahrgenommen habe und es erweckt den Anschein, den Fokus anders legen zu können. Grabpflege ist durchaus Arbeit - vermutlich hilft das Nachgehen „müssen“, vielen aber auch, um eine Struktur und Aufgabe, vor allem in der Anfangszeit, zu haben.

×
×
  • Neu erstellen...