'Außenseiter' bzw. andersrum-Denker sogar in der Szene?

[Lava333]

Hello, ich bin neu hier
Meine einzige Erfahrung war bisher eine Fetischparty, zu der ich hingegangen bin, als ich noch in einer der größeren Städte gewohnt habe (weniger Angst davor, Bekannte zu treffen weil mehr Menschen ). Dort haben alle viel über Bondage gesprochen. Ich bin eher von der masochistischen Seite und finde Bondage gruselig bzw. deutlich intimer als Impact Play. Sagen wir mal so, damit eine Person mit mir Bondage machen dürfte, müsste ich sie mindestens ein Jahr kennen. Für Impact Play würde mir so ne Stunde reichen  Mit meinen masochistischen Fantasien konnten die Leute dort allerdings eher wenig anfangen, bzw. waren was das betrifft deutlich milder unterwegs. Sie waren super lieb, aber ich habe gemerkt, dass sie meine Denkweise merkwürdig fanden, auch wenn sie jetzt nichts direkt dagegen gesagt haben. 
Bei mir ist das Ganze selbst beim Küssen/Sex so. Ein Grund, weshalb ich BDSM so attraktiv finde, ist, dass man - hoffentlich! - vorher bespricht, was passieren soll und was nicht passieren soll. Für mich ist Küssen intimer als Sex. Keine Ahnung warum. Ich habe kein Problem damit, mit jemandem zu schlafen, den ich nicht so gut kenne, aber würde nie jemanden küssen, dem ich nicht 100 % ig vertraue. Mein Gehirn ist irgendwie andersrum. Ich habe das 'klassische' Daten da als super schwierig empfunden. Küssen beim ersten Date ist für einige normal und für mich extrem übergriffig. 
Habt ihr schonmal erlebt, dass euer Gehirn irgendwie anders bei Vorlieben ist, selbst innerhalb der BDSM-Szene?

[Du****]

Ich sehe in Deinem Verhalten keinerlei Widerspruch, klare Wünsche, klare Regeln

[Sv****]

Das ist ja gerade das faszinierende an Bdsm , dass es so vielfältig ist und jeder es anders sieht

[bl****]

Bei mir kommt es darauf an on ein Playtreffen ist oder richtung romantische Beziehung. Bei einem Playtreffen finde ich küssen und Verkehr okay. Bei einem Treffen wo man davor von einer Beziehung gesprochen hat würde ich die ersten 5 Dates nicht küssen/sex.

[fight-or-flight]

Es gibt Menschen, die das Gefühl haben, es gäbe bei Intimität, egal ob platonisch, romantisch, sexuell und/oder weitere, bestimmte Regeln; etwas was immer und für alle dazu gehört und das manche Handlungen zu etwas Bestimmtem führen oder auf eine bestimmte Art und Weise empfunden werden müssen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass wir alle Individuen sind. Auch unter BDSMler*innen sind wir nicht alle gleich. Daher ist es wichtig, auch bei ähnlichen Vorlieben, vorher darüber zu sprechen, was mensch sich darunter vorstellt, da die Empfindungen & Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein können. Ich kann dir nur raten, weiter das zu tun, was sich für dich gut anfühlt und nichts nur zu machen, weil es dein Gegenüber so will. Es ist sehr schön, dass du Zugang zu deinen Bedürfnissen hast und diese sind völlig in Ordnung wie sie sind. Und das Gegenüber erst dann zu küssen, wenn es sich für dich gut anfühlt, klingt gar nicht ungewöhnlich für mich, umso wichtiger, dass wir gerade auch in unserem Kontext immer Konsens abklären.

bearbeitet am Sonntag um 08:26 von fight-or-flight

[Mancus]

Ich finde deine Denkweise gar nicht "anders". Jeder wie er will und wenn andere Menschen das genauso sehen und damit umgehen können, dann "go for it". Jeder ist ein Individum und man hat sich zu respektieren. 

[Ro****]

Du schreibst ja selbst von einer Erfahrung auf einer Veranstaltung in einer Stadt - wie repräsentativ ist das wohl in einer inhomogenen Szene? 

 

[Te****]

vor 12 Stunden, schrieb Lava333:

Habt ihr schonmal erlebt, dass euer Gehirn irgendwie anders bei Vorlieben ist, selbst innerhalb der BDSM-Szene?

Ja, immer wieder.

Und dann stellt man fest, geht vielen anderen auch so. 

Es scheint also das eine richtige einfach nicht zu geben.

 

Aber noch ein wichtiger Tipp an dich @Lava333 : lass egal sein, wie andere es machen oder warum andere es machen. Bleib dabei ganz bei dir und den Partnern, mit denen du es machst. Sich mit anderen auszutauschen ist informativ aber keine Anleitung, wie du es zu fühlen hast.

Lass dir nie einreden, dass etwas auf eine bestimmte Weise zu sein hat. Allein deine Weise ist für dich richtig. 

Lass dir nicht einreden Dinge tun zu müssen, die du so oder mit diesen Partnern oder zu dieser Zeit nicht willst.

Dein BDSM gehört dir. Und im Zweifel lass egal sein, ob andere es als BDSM sehen, solange du es gut so findest.

 

Und schließlich, Gib anderen auch das Recht dazu, zu sein, wie sie wollen.

bearbeitet am Sonntag um 09:58 von Teaspoon

[Aberration]

Hey @Lava333, erstmal schön, dass du hier dabei bist.

Ich finde das auch echt nicht ungewöhnlich. Hier sehen so viele Nutzer:innen BDSM unterschiedlich, alle haben verschiedene Neigungen, Vorlieben und Empfindungen. Es kommt daher wirklich eher darauf an, dass man ein passendes Gegenstück findet und das, was du beschrieben hast, klingt für mich wirklich nicht absurd. Die von dir beschriebene Gruppe hatte eben einen deutlichen Bondage-Einschlag und genauso kann es aber auch passieren, dass du auf Leute triffst, die primär SM zugeneigt sind oder auch gänzlich anderen Dingen. Lass dich daher auf keinen Fall entmutigen 😌

[Se****]

So und jetzt komm ich daher und sag: Selbst in der Bondage Szene sind nicht alle "Bubbles" gleichdenkend Ich bin hauptsächlich in der Shibariszene unterwegs und da kann es sogar sein, dass innerhalb einer bestimmten Region die allgemeinem "Verhaltensregeln" sich etwas voneinander unterscheiden. Weil eben jeder Mensch da sehr individuell ist. Witzigerweise sind auch sehr viele Sadisten in meiner Shibari Bubble unterwegs. Die können alle was mit SM anfangen und nutzen das Seil dafür sogar sehr kreativ. 

Sprich, wenn Küssen für dich bei den ersten Dates nicht okay ist, dann kommuniziere das oder reagiere entsprechend, wenn das einfach versucht wird... Letzteres existiert leider auch als Option... Gerade wenn du in einem Umfeld unterwegs bist, wo das beim ersten oder zweiten Date schon normal ist. Jeder hat seine eigenen Grenzen und Küssen, oder gar nur Umarmungen, gehören da mittlerweile dazu. Ich kenne es bsp. so, dass mittlerweile bei einigen Locations sogar angefragt wird, ob man die Person berühren / umarmen darf, obwohl gerade Umarmungen als Begrüßung relativ etabliert sind in der regionalen Gesellschaft. Das empfinde ich persönlich als tollen Fortschritt - da ich nicht alles und jeden umarmen mag und das schon in der nicht BDSM Gesellschaft sehr unangenehm sowie grenzüberschreitend erlebe. Ob eine Umarmung okay ist, kann man auch non verbal gut anfragen: Arme öffnen und warten, ob die Person sich in meine Arme begibt. 

Durch die Arten von Events kannst du mittlerweile auch recht gut steuern, welche Menschen dir begegnen werden - allerdings schließt das nicht aus, dass die Unterhaltungsthemen auch nur beim Eventthema verbleiben Klassiker sind bsp. BDSM Stammtische, bei denen nicht über BDSM gesprochen wird, sondern über den Alltag außerhalb davon. 

[Kr****]

Wie einige andere hier schon angeregt haben: lass dich davon nicht verunsichern. Menschen sind unterschiedlich.

Das Gefühl, in der Szene ein Außenseiter zu sein, kenne ich auch:
Als Nicht-Nudist bin ich auf vielen Fetisch-, Play- und Swingerparties einfach falsch und merke das auch. Meine Outfits sind Veranstaltern häufig nicht nackt genug.
Als jemand, der mit klaren D/S-Rollenverteilungen wenig anfangen kann, bin ich auch auf vielen Stammtischen eine Ausnahme.
Auf den Gear-Fetischparties bin ich zwar sehr gut aufgehoben, weiß allerdings, dass ich einer der wenigen heterosexuellen dort bin. Man sollte sich auf das Verbindende fokussieren, anstatt auf das Trennende.

[Beyana]

Ich finde nicht, dass du da so anders bist! Ich empfinde Küssen auch als etwas sehr intimes, zu mal es einfach auch viele Männer nicht können 🤷‍♀️ Und ich würde dich jetzt nicht als "andersdenkend" abstempeln, sondern einfach sagen, dass du auf der "falschen" Party warst.. also der Hintergrund der Party hat einfach nicht zu dir gepasst. Es gibt aber durchaus Partys wo sich dann mehr Masochisten tummeln.

[Bratty_Lo]

@Lava333 

Ich finde nicht, dass du besonders ungewöhnlich bist!

Ich kann SM auch mehr abgewinnen als Shibari und finde Küsse intimer, als Sex! 😃

Unser SM fanden manche Shibari Leute wohl auch schon mal eher abschreckend, aber fast mehr wohl noch das D/S. 

Es gibt zwar keine Schubladen, aber Ich habe gemerkt, dass es bei den Shibari-Leuten häufig nicht so ein D/S wie bei uns gibt, sondern sie irgendwie näher und lockerer beieinander sind. Manche Gesten meines Herrn (für sie zu sehr von oben herab, für mich gar nicht), wirkten auf einige eher befremdlich...🙈 

Und einmal hatte ich ja mit einer Femdom Shibari gemacht. Dass ich da mit gesenktem Kopf und so rumschwurbelte, ich glaube sie fand das befremdlich. Bei einem vorherigen Treffen war ich sehr locker, an der Bar noch...😂 Aber in einer Session kann ich recht "submissiv" sein. Auch mal frech, aber gerade wenn ich unsicher bin. Nun ja, durch ihre Art schaffte sie mehr Lockerheit und "Augenhöhe". 

Sie wollte mich eher näher beieinander fesseln, hatte ich das Gefühl. Also wurde es etwas mehr Augenhöhe. Das Shibari war sehr intensiv und sadistisch war sie auch. Keine Frage! Es war ganz toll! Dauerhaft würde mir dieses "klassische" D/S fehlen...😉 Wobei, was ist klassisch? Befehle, Knien, sowas halt... 

Aber jeder braucht so seine Richtung. 🙂