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Wenn eine Seele die andere berührt - oder doch alles nur Klischee?


Ro****

Empfohlener Beitrag

MissCurious hat mein Innerstes in Worte gefasst, wie ich sie selbst nicht besser hätte formulieren können. Ja, mein Kink sind Menschen. Genauer: ihnen das zu entlocken, was sie selbst an sich nicht für möglich gehalten hätten. Dabei in sie zu blicken, in ihre Seele. Und diese ganz behutsam ein kleines Stück entlang eines Weges zu führen.

Unterschiedlich wird es ab dem Punkt, wo es darum geht, dass die Reaktion des/der Anderen mir persönlich gelten, sich auf mich konzentrieren soll. So, wie ein Cellist sich an den Klängen und der Melodie des von ihm bespielten Instruments erfreut, würde ich jedoch nicht davon ausgehen wollen, dass das Cello diese „exklusiv und für mich“ spielt. Ich spiele es um den Klang, um der Melodie Willen.

Sowohl mein Bindungs- als auch mein Liebesstil sind altruistisch geprägt. Romantik spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Das Bedürfnis, meiner (geliebten) Gegenüber durch mein Tun und Handeln eine (für sie) positive Erfahrung zu vermitteln, prägt daher auch „mein“ BDSM. Mein Fokus ist dabei auf ihr – nicht auf mir.

In einer idealen Konstellation ist dies umgekehrt ganz genauso: „Wenn jeder zuerst an den anderen denkt, ist an alle gedacht“

Wenn sich in meinen Tiefen ein Wunsch, ein Bedürfnis ankündigt, gehe ich diesem zunächst auf den Grund: woher kommt es, was will es? Kann ich mir dieses Bedürfnis selbst stillen – oder nur in der Interaktion? Und selbst wenn ich dieses Bedürfnis alleine stillen könnte … wäre es nicht viel erfüllender in einer Interaktion?

Ich bin tief in und mit meinen Emotionen verankert und treffe Entscheidungen oftmals intuitiv und „aus dem Bauch“ heraus – ohne dass ich hierfür Außenstehenden leichtfüßig eine rationale Erklärung liefern könnte. „Mein“ BDSM entsteht daher auch nicht entlang eines „Plans“ oder eines zuvor festgelegten „Scripts“. Sondern intuitiv und situativ „aus dem Moment heraus“. Und somit bevorzugt in der Interaktion. Ich bin bekennender „Reaktions-Fetischist“, war dies im Grunde schon immer.

Genauso bin ich auch auf der Suche nach meinen eigenen Reaktionen, erforsche diese. Ich probiere neue Dinge aus, um zu sehen, was sie in mir auslösen. Manchmal ist es ein Gedanke, eine Szene aus einem Kopfkino-Film, die in die Realität zu holen mich fasziniert. Nur, um festzustellen, dass die Realität grundsätzlich anders ist. Manchmal fühlt es sich besser an, manchmal schlechter als ursprünglich vorgestellt – doch immer anders. Oftmals allein deswegen, weil Vieles in der Interaktion entsteht, durch sie.

Es setzt voraus, dass meine Gegenüber im Idealfall ebenso grenzenlos neugierig ist, wie ich selbst es bin. Und situationsflexibel auch mit Spontaneität umgehen kann.

Die wechselseitige Kompatibilität entsteht dadurch, wie sehr wir miteinander schwingen, in Resonanz zueinander kommen. In letzterem Fall sind wir so sehr im Gleichflug, dass wir einander zu ungeahnten Höhen verhelfen. Schwingen wir zueinander versetzt, erweitert die entstehende Interferenz unsere Ansichten zumindest um die Einsichten des jeweils anderen. Und eröffnet so neue Perspektiven und Räume, die zu erkunden beide bereit sein sollten. Im BDSM ebenso wie im „realen“ Leben.

Kurz: Nimm' meine Hand und ich zeige Dir, wie tief der Kaninchenbau wirklich ist ....

  vor 11 Minuten, schrieb Sinnlicher_Magier:

Ich bin tief in und mit meinen Emotionen verankert und treffe Entscheidungen oftmals intuitiv und „aus dem Bauch“ heraus – ohne dass ich hierfür Außenstehenden leichtfüßig eine rationale Erklärung liefern könnte. „Mein“ BDSM entsteht daher auch nicht entlang eines „Plans“ oder eines zuvor festgelegten „Scripts“. Sondern intuitiv und situativ „aus dem Moment heraus“. Und somit bevorzugt in der Interaktion. Ich bin bekennender „Reaktions-Fetischist“, war dies im Grunde schon immer.

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Bis auf die Sache mit dem Plan sehe ich das in der Situation selbst recht ähnlich. Was mich da interessieren würde ist, ob du dir Gedanken machst, eine Erklärung für dich zu finden oder ob du bewusst einfach nur nach dem Bauchgefühl handelst?

@Ropamin Ich habe mich damit abgefunden, keine Erklärung für mich und meine intuitiv getroffene Entscheidung zu finden (bzw. finden zu wollen) und verwende wenig bis gar keine Energie mehr (!) auf die Suche nach der Antwort auf die Frage nach dem "Warum?"

Nach meiner Scheidung Anfang der Nullerjahre wollte ich wissen, welchen Anteil ich am Scheitern dieser Ehe hatte ... und habe mich auf eine sehr, sehr tiefe Reise zu mir selbst begeben (die viel Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat). Seit dem weiß ich sehr genau, wer ich bin und warum. Nach ein paar kleineren Änderungen mag ich mich jetzt auch genau so lieben, wie ich geworden bin. Und versuche nicht mehr, mir mich selbst zu erklären.
  vor 35 Minuten, schrieb Sinnlicher_Magier:

MissCurious hat mein Innerstes in Worte gefasst, wie ich sie selbst nicht besser hätte formulieren können. Ja, mein Kink sind Menschen. Genauer: ihnen das zu entlocken, was sie selbst an sich nicht für möglich gehalten hätten. Dabei in sie zu blicken, in ihre Seele. Und diese ganz behutsam ein kleines Stück entlang eines Weges zu führen.

 

Unterschiedlich wird es ab dem Punkt, wo es darum geht, dass die Reaktion des/der Anderen mir persönlich gelten, sich auf mich konzentrieren soll. So, wie ein Cellist sich an den Klängen und der Melodie des von ihm bespielten Instruments erfreut, würde ich jedoch nicht davon ausgehen wollen, dass das Cello diese „exklusiv und für mich“ spielt. Ich spiele es um den Klang, um der Melodie Willen.

 

Sowohl mein Bindungs- als auch mein Liebesstil sind altruistisch geprägt. Romantik spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Das Bedürfnis, meiner (geliebten) Gegenüber durch mein Tun und Handeln eine (für sie) positive Erfahrung zu vermitteln, prägt daher auch „mein“ BDSM. Mein Fokus ist dabei auf ihr – nicht auf mir.

 

In einer idealen Konstellation ist dies umgekehrt ganz genauso: „Wenn jeder zuerst an den anderen denkt, ist an alle gedacht“

 

Wenn sich in meinen Tiefen ein Wunsch, ein Bedürfnis ankündigt, gehe ich diesem zunächst auf den Grund: woher kommt es, was will es? Kann ich mir dieses Bedürfnis selbst stillen – oder nur in der Interaktion? Und selbst wenn ich dieses Bedürfnis alleine stillen könnte … wäre es nicht viel erfüllender in einer Interaktion?

 

Ich bin tief in und mit meinen Emotionen verankert und treffe Entscheidungen oftmals intuitiv und „aus dem Bauch“ heraus – ohne dass ich hierfür Außenstehenden leichtfüßig eine rationale Erklärung liefern könnte. „Mein“ BDSM entsteht daher auch nicht entlang eines „Plans“ oder eines zuvor festgelegten „Scripts“. Sondern intuitiv und situativ „aus dem Moment heraus“. Und somit bevorzugt in der Interaktion. Ich bin bekennender „Reaktions-Fetischist“, war dies im Grunde schon immer.

 

Genauso bin ich auch auf der Suche nach meinen eigenen Reaktionen, erforsche diese. Ich probiere neue Dinge aus, um zu sehen, was sie in mir auslösen. Manchmal ist es ein Gedanke, eine Szene aus einem Kopfkino-Film, die in die Realität zu holen mich fasziniert. Nur, um festzustellen, dass die Realität grundsätzlich anders ist. Manchmal fühlt es sich besser an, manchmal schlechter als ursprünglich vorgestellt – doch immer anders. Oftmals allein deswegen, weil Vieles in der Interaktion entsteht, durch sie.

 

Es setzt voraus, dass meine Gegenüber im Idealfall ebenso grenzenlos neugierig ist, wie ich selbst es bin. Und situationsflexibel auch mit Spontaneität umgehen kann.

 

Die wechselseitige Kompatibilität entsteht dadurch, wie sehr wir miteinander schwingen, in Resonanz zueinander kommen. In letzterem Fall sind wir so sehr im Gleichflug, dass wir einander zu ungeahnten Höhen verhelfen. Schwingen wir zueinander versetzt, erweitert die entstehende Interferenz unsere Ansichten zumindest um die Einsichten des jeweils anderen. Und eröffnet so neue Perspektiven und Räume, die zu erkunden beide bereit sein sollten. Im BDSM ebenso wie im „realen“ Leben.

 

Kurz: Nimm' meine Hand und ich zeige Dir, wie tief der Kaninchenbau wirklich ist ....

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Spielst du Cello? 😍

 

Also wenn ich Musik mache, dann verwirkliche ich mich selbst, ich drücke mich aus durch meine Zeilen und Melodien. Darf ich dich fragen, ob du selbst komponierst oder Lieder schreibst oder spielst du einfach nur Stücke oder improvisierst du?

  vor einer Stunde, schrieb Ropamin:

@MissCurious das passt ganz gut zu den Bild, dass ich durch deine bisherigen Beiträge hier im Forum habe. Und da kann ich auch mal ein paar anerkennende Worte schreiben, dass es mir gefällt, wie du schreibst. Diese Neugier auf den Anderen kommt dabei schon ganz gut durch... Und dafür, dass du immer mal wieder erwähnt hattest, ganz an Anfang zu stehen, finde ich das schön zu lesen, was dich antreibt, Dinge zu tun, was mir oft reflektierter erscheint als bei manchen, die sich auf Jahrzehnte an Erfahrung berufen.

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Das tut sehr gut 🫶

  vor 6 Minuten, schrieb MissCurious:

Spielst du Cello? 😍

 

Also wenn ich Musik mache, dann verwirkliche ich mich selbst, ich drücke mich aus durch meine Zeilen und Melodien. Darf ich dich fragen, ob du selbst komponierst oder Lieder schreibst oder spielst du einfach nur Stücke oder improvisierst du?

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Wäre das nicht ein "Musiker - Thema" im Stammtischbereich wert?

  vor 7 Minuten, schrieb MissCurious:

Das tut sehr gut 🫶

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Eigentlich wollte ich das Thema wertfrei halten - deshalb nur ganz kurz. Ich glaube du bist auf einem guten Weg...

 

  vor 3 Minuten, schrieb Ropamin:

Wäre das nicht ein "Musiker - Thema" im Stammtischbereich wert?

 

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Mich interessierte das aus dem Grund, weil wir ja beide das Musikinstrument als Metapher verwendet haben, wobei es mehr ist als das, schon beinahe ein Vergleich und das wäre sehr lustig, wenn die Andersartigkeit beim Spielen und beim Musizieren sich gleicht :D 

  vor 14 Minuten, schrieb Ademar:

Und ich liebe den Austausch, gute Gespräche und Gedanken und Sichtweisen zu erfahren. Die nicht unbedingt meins sind. Aber auch bei aller Tiefe und Ernsthaftigkeit gewisser Themen, kann ich manchmal meinen Schalck nicht abschalten. Es ist ein Ventil und das nehme ich mir heraus und schätze auch anderer Leute Humor.

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Interessant wie du das beschreibst - ich hab dich hier eher als sehr sachlich wahrgenommen, auch wenn du das sehr locker oder mit kleinen Spitzen formulierst. 

Und auch da mal eine Zwischenfrage - sind die die ernsteren Themen hier tief genug?

  vor 6 Minuten, schrieb Ropamin:

Interessant wie du das beschreibst - ich hab dich hier eher als sehr sachlich wahrgenommen, auch wenn du das sehr locker oder mit kleinen Spitzen formulierst. 

Und auch da mal eine Zwischenfrage - sind die die ernsteren Themen hier tief genug?

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Ich versuche so oft wie möglich komplett auf der Sachebene zu bleiben, weil mir bewusst ist, wie schnell sich Leute auf die Zehen getreten fühlen und es dann komplett entgleist. Da ich ganz gut formulieren kann, kann aber selbst das seriöseste Thema 'flott' formuliert werden, jedenfalls von mir, denke ich.

 

Wie tief darf den Tief sein? Ab wann wird aus der 'Tiefe' eine Belastung? Gewisse Themen können schnell verletzend werden. Worte schneiden tiefer als jedes Messer und manchmal ist es besser, das Dinge nicht gesagt werden. Jedenfalls hier im Forum.

Eine ernsthafte Diskussion, Themen wie z. B.  Missbrauch, die geraten zu schnell in die Polemik und verletzen zu viele Menschen und auch bestehende Regeln.

Ich erinnere mal an das Thema Sadismus, was ich mal gebracht habe, über die Intensität, wie ich das sehe und lebe. Solche Lappalien wie, "der braucht wohl seine Bühne", die lassen mich kalt. Dinge wie Verallgemeinerungen, was im SM allgemein und im speziellen geschieht,  das man und ich in einem Satz mit Gewalttätern oder Folterern gleichgesetzt wurde, hat mir gezeigt, wie verwässert hier die 'tolerante' Gemeinschaft ist. Es ist halt nicht nur die Essenz des BDSM Community hier. Ob Fet oder andere Foren, wir bewegen uns in einem Umfeld von, ein bisschen hauen und vögeln, bis hin zu extremsten Ausformungen des BDSM. Und das ist eine explosive Mischung. 

Meine tiefsten Gedanken, Dinge die mich selber gefährden, die mich ungeschützt werden lassen, die schreibe ich hier nicht in das Forum. Aber ich kann mich mit ausgewählten Menschen hier privat darüber austauschen. Was ich übrigens auch mache.

Natürlich würde ich gerne gewisse Themen viel breiter diskutiert sehen aber da müsste @FETMOD-UYEN viele Überstunden machen. Und das wollen wir ja nicht.

Im allgemeinen reicht die vorhandene Tiefe also hier im Forum aus.

@Ademar an Eskalation bei zu viel Tiefe hatte ich jetzt nicht gedacht - aber das ist ein guter Punkt, der bei manchen erklärt, weshalb die sich eher bedeckt halten, obwohl man denen einiges mehr zutraut.

Mit fehlender Tiefe hatte ich auch eher sowas wie "wer findet xy auch geil?" und Co im Kopf. 

  vor 12 Minuten, schrieb Ropamin:

@Ademar an Eskalation bei zu viel Tiefe hatte ich jetzt nicht gedacht - aber das ist ein guter Punkt, der bei manchen erklärt, weshalb die sich eher bedeckt halten, obwohl man denen einiges mehr zutraut.

Mit fehlender Tiefe hatte ich auch eher sowas wie "wer findet xy auch geil?" und Co im Kopf. 

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Und da fängt sie ja schon an, die unterschiedliche Wahrnehmung und Bedeutung von Tiefe... ein Teufelskreis 

Danke @Teaspoon für diese Zusammenfassung dessen, was man in den letzten Jahren in Teilen schon immer mal herauslesen konnte.

Die Frage, warum etwas anderen Menschen schon als Erklärung reicht und bei mir erst die Frage nach dem dahinter stellt, habe ich noch nicht ganz aufgegeben - hat vielleicht damit zu tun, mir die Welt selbst auch etwas einfacher machen zu können, wenn ich verstehe, weshalb sie für andere einfacher ist. 🤔

Einfach nur zu sein ist ja eines meiner Themen.

Und so offen, mir umfänglich hinter die Fassade schauen zu lassen bin ich noch lange nicht - ich kann nicht mal sagen, wievie lange Texte ich nicht abgeschickt habe, weil es mir als zu viel erschien. Oder eben stark gekürzt, damit das hier für das Forum angemessener erschien...

Uh ein Interview um mit sich selbst auseinander zu setzen – danke für die vielen Fragen! :) Inhaltswarnung vorab: Diese Antworten gelten wohl nur für einen begrenzten Zeitraum bzw. sind das, was ich heute aus meinem Kopf zusammengebastelt bekomme. Es besteht daher keine Gültigkeit in Zeitraum xyz. xD

 

Was ist dein persönlicher Stil? 
Gleich so eine fiese Frage... Ähm. Keiner? Mein Shibari könnte vielleicht ein Stil haben, allerdings habe ich mir vorgenommen allein aufgrund meines Schwerpunktes des Selbstfesselns auf aktiver Seite mich nicht einem Stil / einer Schule zu verschreiben... Sondern das zu nehmen, was (zu) mir passt. Oder sollte ich aktiv jemand anderen fesseln: Was zu der Person passt.  

Stil setze ich hierbei mit bestimmten Pattern und technischen Grundzügen gleich - das mag hier und da Sinn machen und gerade am Anfang ist es vielleicht ganz gut, das Grundwissen mit einem Stil anzueignen... Aber sobald man merkt, dass der Osada Ryu TK nicht für den eigenen Oberkörper so gut geeignet ist und für Selbstfesseln man mal eh eben einen Großteil der Oberkörperfesselungen in die Tonne kloppen kann (da es sich mit zusammen gebundenen Händen nicht fesseln lässt) - bleibt man halt schnell bei der Variante, wo man überall mal reinschaut. :)

Wichtiger für mich ist wirklich "der Charakter, der eine Person ins Seil bringt" bzw. auch durchaus im BDSM mit einbringt, dieser Blick hinter die Alltagsmaske... Die Resonanz, die man mit Menschen miteinander eingehen kann... Das Funkeln, das dabei entsteht. Also wenn ich es Stil nennen müsste, wäre es wohl ein Emotion - Reaktion - Resonanz Stil. Ich nehme das, was man mir als Rahmen gibt und mache daraus etwas, egal ob als Bottom oder als Top. Ich mag es nicht, solche Sachen dann in vorgefertigte Stilrahmen zu schmeißen. ^^'  

 

Was möchtest du geben/bekommen? 

Ich gebe und bekomme Reaktionen... Ich gebe und bekomme authentische Ichs, einen Blick hinter die Maske des Alltags. Einen Moment der Verbundenheit. Ein "im Hier und Jetzt" sein, ich gebe ohne etwas zurück zu wollen und verlange so das auch zu bekommen - jeder in dem Rahmen, innerhalb der eigenen Grenzen und Tabus. Ich erlaube Menschen gerne mit mir über meine Grenzen zu gehen, wenn sie mir die Möglichkeit hierzu geben. Und auch ich mag Menschen bei ihrem Weg begleiten sich selbst oder andere Dinge zu erkunden, erlaube mir hier allerdings auch Grenzen zu setzen um nicht auszubrennen.  

Meine größte Angst als Bottom ist es, Top auszubrennen bzw. nur zu nehmen wie ein Energievampir - ergo bin ich offen mit dem, was ich geben kann und vor allem, was meine Grenzen / Tabus sind. Ich bin daher auch dankbar für jene Leute, die mir spiegeln, was sie von mir erhalten - ich gebe offene ehrliche Reaktionen, ich gebe Leid, ich gebe "Grenzen gehen" und mache damit bsp. Sadisten oder Reaktionssucher glücklich, die genau das brauchen.  

Als Bottom bekomme ich gerne den Kopf ausgemacht, eine Auszeit. Und genau das gleiche gebe ich gerne als Top zurück.  

Und gleichzeitig weiß ich auch, dass ich somit für einige Menschen nicht infrage käme und dann zu viel fordern oder zu wenig geben würde. ;) Ich schätze, würde ich noch länger darüber nachdenken, würde da noch mehr kommen. Es kann auch noch von Person zu Person unterschiedlich sein und ist auch abhängig von der gemeinsamen Rahmengestaltung / Dynamik was letzten Endes dabei rauskommt. Aber ich bin schon darauf erpicht, dass es Win:Win für alle Beteiligten ist. 

 

Wie hast du deine Identifikation gefunden? 
Ist hiermit gemeint, wie ich auf so Dinge wie Switchen, Sadismus, Masochismus usw. gestoßen bin? Vieles war absoluter und reiner Zufall im Sinne von "Ach komm, ich probiere das einfach mal aus!" Als ich das erste Mal etwas von Shibari las, fand ich das sogar doof. Bis mein Spielpartner irgendetwas fallen lies und dann mein ehemaliger Partner es super spannend zusammen fasste. Und dann hab ichs ausprobiert und mich direkt verliebt. Primär lebe ich mich in den Seilen aus und somit in dem, was ich anfangs total blöd fand. 

Sadismus war das gleiche Thema, ich wurde einfach spontan mal dazu aufgefordert, hab die Person wirklich stark gebissen und prompt einen Machtrausch bekommen - im übrigen das erste und einzige Mal. Damit war mein verzweifeltes Gedankenchaos mit "Ich kann doch nicht einfach nur Sub sein" beendet. Allerdings blieb dieses "Warum sehen mich alle als devote Sub oder Sklavin? Das bin / fühle ich nicht!" - bis ich irgendwann für mich einfach festsetzte, ich bin Bottom, ich mag Schmerzen, also bin ich masochistisch. Oh ich hab sogar Little Anteile in mir gefunden und oh(!) der Fuchsheadspace ist auch toll. Aber aktiv jemanden Dinge anzutun oder mich selbst fesseln (oder auch selten Mal andere) kam dann auch immer mehr hinzu. Ich stehe daher auch zu meinem Switcher sein, auch wenn ich es phasenweise aus meinem Profil draußen hatte um gewisse Anfragen auszusortieren.  

Relativ parallel entdeckte ich meine Neurodivergenz, konnte mir somit teilweise ein "Warum" erklären und das mit dem nicht binären kam jetzt auch vor einiger Zeit heraus... Also irgendetwas stimmte da schon immer nicht so richtig, aber ich hatte kein richtiges Wort dafür - bis ich auf nicht binär und genderfluid kam.  

 

Was sind deine großen Themen hinter deinen Bedürfnissen? 
Neurodivergenz. Aber auch die Frage: Wer bin ich wirklich? Und ja auch teilweise arbeite ich mit meinem BDSM und Shibari Dinge aus meiner Vergangenheit auf. Nebst Selbstfindung sind auch Grenzen setzen, Nein sagen etc. ein großes Thema. Durch absichtlich herbeigeführten sensorischen Input kann ich auch in einem kontrollierten Rahmen mal abschalten, loslassen, Emotionen zulassen. Ein sehr großes Bedürfnis von mir lässt sich demnach mit "Einfach fühlen" beschreiben. Aber auch eine spannende Form von Nähe und Intimität erleben und zulassen. Entdeckerbedürfnis in einem gewissen Rahmen wohl auch - ich bin nicht die Kategorie von "Einfach machen" stürze mich durchaus auf Infosammelsuche... Aber mich selbst erleben und andere erleben ist toll.  

 

In welchen Situationen setzt du dich damit auseinander, was du brauchst? 

Vor, nach, während einer Session, in meinem Alltag, mit anderen Menschen im Gespräch, mit Forenfragenstellungen, Podcasts, Videos, usw. Das sind mittlerweile sehr viele Situationen, wo ich mich mit mir selbst, meinen Bedürfnissen, meinem Sein und meinem "Brauchen" auseinander setze. Man könnte es fast schon 24/7 nennen, denn irgendwann lässt irgendjemand einen Satz fallen, der bei mir im Gehirn eine Glühbirne anzündet und ich einen "Aha!" Moment habe xD 

 

Hast du gefunden, was dein inneres wirklich anspricht? 

Einiges ja, aber ich habe auch stark den Eindruck, dass ich mein Leben lang Dinge finden werde, die mein Inneres wirklich ansprechen. Ich ändere mich, die Welt ändert sich, die Umgebung ändert sich und die Menschen um einen herum erst recht. Was mich vielleicht vor 10 Jahren tief im Innersten angesprochen hat, tut es in 5 Jahren vielleicht nicht mehr. Was mich aktuell nicht anspricht, tut es vielleicht in ein paar Monaten. :)Für mich ist das keine endgültige Suche, sondern so wie lebenslanges Lernen etwas, was mich mein Leben lang begleiten und erfreuen wird.  

 

Probierst du Dinge aus, um zu sehen, was es in die auslöst oder hast du den Gedanken im Kopf, wie du fühlen möchtest und suchst nach dem, durch das dieser Zustand erreicht werden kann? 

Theoretisch eher letzteres. Ich bin kein Mensch, der einfach macht. Ich bin durchaus ein Mensch, der hinterfragt, Risiken abwägt und dann überlegt, ob das vermeintlich Gefühl oder Erleben, was ich denke, was mich da erwartet, auch das Risiko wert ist. Ist das Risiko geringer und die Dinge sind jetzt keine Tabus oder Grenzen von mir oder meinem Körper, probiere ich auch ein "Ach was solls" aus. Aber letzten Endes schaue ich schon, dass die Dinge zu mir bzw. dem passen, was ich zustandsmäßig haben möchte. In einigen wenigen Fällen probiere ich auch Dinge für andere Menschen aus und dann beobachte ich halt einfach was es in mir auslöst.  
Außerdem fällt mein Konsens und mein Ja hierbei immer sehr bewusst und klar aus. 

Wenn mein Gegenüber einfach macht und mich somit zwingt "einfach zu machen" in einem Rahmen, wo das gar nicht abgesprochen war, ging das bisher auch regulär immer schief. Teilweise hängt das mit Neurodivergenz zusammen (ich mag keine unangenehmen Überraschungen), teilweise denke ich mir halt auch, dass bei diesem "Einfach Machen" oftmals ohne Konsens einfach getan wird und das für Menschen, die eh schon viel nicht konsensuellen Umgang erleben mussten, nicht so einfach zu verdauen ist. Gerade wenn man Opfer von sexualisierter Gewalt war, traumatische Erlebnisse in sich trägt usw. 

 

Was muss das ganze dafür mit deinem Gegenüber machen?  (Die Frage verstehe ich nicht, beantworte ich daher mit der Frage drunter zusammen).
Mit welchem Ansatz muss dein Gegenüber an die Sache gehen, damit es gemeinsam funktioniert? 

Damit es gemeinsam funktioniert hat es bisher immer geholfen, wenn man ähnliche Ansätze / Denkweisen hat. Bzw. Das gemeinsame Sein in Resonanz mit uns selbst und zueinander ging. Anders kann ich es schwierig in Worte fassen, weshalb ich da auch schwierig sagen kann, was sein Muss, damit das Ganze etwas mit meinem Gegenüber macht. Die Intentionen meines Gegenübers können andere als meine sein, solange sie am Ende miteinander harmonieren, kann das schönes ergeben. Jemand, der nur Shibari fesselt aufgrund der technischen Ebene harmoniert mit mir nicht, denn mir würde die Emotion und Verbindung im Seil fehlen. Aber vielleicht befriedigt das technische Fesseln mein Gegenüber genauso wie ich emotionales Seil als Befriedigend erlebe. 

 
Denkst du in Rollen, die miteinander kompatibel sind? 
Ja und Nein. Es gibt für mich Rollen, die zumindest im Groben anscheinend eine allgemeingültige Definition haben (ja, sie weichen von Person zu Person ab), aber dennoch sind da Rollen existent, wo ich weiß, ich brauche da gar nicht groß anzuschreiben. Ein Dom, der sich in Gefügen wie Gor oder O sehr wohl fühlt und Schmerzen ablehnt, passt einfach nicht zu mir. Rollen, die starkes D/s drin haben und sonst gar nichts, sind einfach nicht auf mich als Bottom passend. Das gleiche gilt auch als Top, ich kann nicht mit jemanden agieren, der eigentlich mir Servicedienstleistungen anbieten möchte, aber Schmerzen nicht mag. Im groben “denke” ich also durchaus in Rollen, die zu mir passen – es bringt nichts, eingefleischte D/sler zu kontaktieren, wenn das überhaupt nicht meine Welt ist. Und ich weiß bsp. das ich auf Fesseltreffen eben Menschen mit Rollen finden werde, wo ich mich wohl fühlen werde und wo ich auch durchaus dazu komme, gefesselt zu werden 😊 Und da frage ich halt dreist bei der Rolle Rigger an, ob es dann auf tieferen Ebenen passt, findet man im Gespräch heraus, aber das Grobe "die Rolle" passte ja in dem Moment. Und ja auch einige Rollen sind untereinander kompatibel, generell sind Rollen auch miteinander vermischbar  usw. Einige Menschen haben auch mehrere Rollen inne und müssen nicht alle mit einer Person ausleben usw. Aber diese primären Kinks und Vorlieben sind einfach ein schöner Punkt zur Orientierung um herauszufinden, mit wem man eher harmoniert. Und mit wem oder welcher Lebensweise vielleicht nicht. Gerade meine Rolle Brat sortiert einige Menschen aus, lädt aber auch bestimmte Typen Menschen ein ;)
 

Wie wichtig ist es dir, was andere über deine individuelle Einstellung denken? 
Es kommt drauf an? Es gibt Lebensbereiche, wo ich meine Einstellung bezüglich BDSM, Sexualität usw. einfach verschweige, weil das einfach dort nicht hingehört. Wo ich aber für allgemeine Toleranz und dergleichen auch einstehen würde - nur ist es eben fraglich, inwieweit ich mich da sicher genug fühle, mich teilweise oder komplett zu outen.  

Meine individuelle Einstellung innerhalb der BDSM / Shibari Szene ist dann wichtig, wenn die Person etwas mit mir machen möchte, sei es BDSM Session oder gemeinsames fesseln... Dann sollte das ganze schon irgendwo miteinander übereinstimmen. Aber wenn die Person halt da über meine Ansichten negativ eingestellt ist, bin ich nicht dazu gezwungen, mit dieser Person zu agieren und meine Ansichten anzupassen. 😊 Sprich ich verzichte lieber auf Erlebnisse, anstatt meine Einstellungen / mein Ich für andere Menschen anzupassen. Ich habe mir auch mit meinen Einstellungen / Ansichten schon einiges anhören dürfen - klar, das tut auch mal weh und verletzt... Und manchmal frage ich mich, wie man ggf. bei einer toxischen Meinung bleiben kann – aber ich schaffe es immer mehr, mich nicht bsp. Fremden vordefinieren zu lassen, wie meine Einstellung zu sein hat.  Das habe ich damals getan um dazu zu gehören und letzten Endes mich selbst dabei verloren, das hole ich mir gerade zurück und habe nicht vor, das so schnell wieder aufzugeben. 

@Seilfuchs es ist in diesem Fall nicht wichtig, ob meine Fragen verstanden werden oder ob die direkt beantwortet werden. Das ist ein Teil von dem, was mir durch den Kopf geht, wenn ich auf mich blicke und spannend finde ich auch, was von dem, was man in einen Raum wirft so alles aufgegriffen wird. Und wenn da Sichtweisen kommen, die ich so nicht auf dem Schirm hatte, ist das wieder Hirnfutter für mich, meine Perspektive auf mich vielleicht anders einnehmen zu können.

@Ropamin, nur 12 Fragen? Und alle mit einem "kleinen Buch voll" zu beantworten? Ich schließe mich demnächst ein und schalte meine Klingel ab, und keine 12 Stunden später kommen meine Ideen hierzu.

@Sinnlicher_Magier mein volles Ich zeige ich eh nur sehr wenigen ganz besonderen Menschen...

Weshalb ich manche konkrete Dinge dann doch lieber nicht verrate hat auch nicht den Grund jemanden zu schonen. Aber das wäre ein Thema für sich, weshalb ich denke, dass man aufpassen muss, dass zu viel Information/Wissen in falschen Köpfen dann vielleicht Schaden bei Dritten anrichten kann... 

@Igel es ist eigentlich nur eine einzige Frage - deshalb hab ich extra geschrieben, dass die nicht dazu da sind einzeln beantwortet zu werden...

 

Danke @Leondriel, dass du deine Gedanken hier so teilst - dadurch hab ich ein ganz anderes Verständnis von den Dingen, die du so schreibst. Bisher warst du für mich eher der nerdige Analytiker, der Gedankenspielen Gen mal nachgeht - jetzt mit dem Eindruck, dass du dich in Gedankengängen so verlaufen kannst, weiß ich das gleich noch mehr zu schätzen, wenn du deine Meinung zu irgendwelchen Themen schreibst...

Und ich glaube fast, dass du genau das gemacht hast, was mir im Forum so oft fehlt - diese menschliche Seite, die man hier viel zu selten mitbekommt, wenn nur über das "Was" geschrieben wird. 

Ich muss da mal die Frage auf mich wirken lassen, ob mir hier eher die eigenen Gedanken an sich oder die Gedankengänge dahinter rein wenig fehlen, wenn ich denke, es ist irgendwie nur ganz oberflächlich...

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