BDSM damals und heute - hat es sich verändert?

April 4

BDSM betreibe ich (als Transen-Sklave*in) erst einige Jahre, habe dabei aber viele Erfahrungen und vor allem viele verschiedene Praktiken (!!!!!!!) kennengelernt und ertragen müssen. Ich hätte gerne von euch mal gewußt, ob sich BDSM über die Jahre verändert hat? Praktizierte man BDSM (bsw.) in den 70er, 80ern anders als heute? Sind neue Methoden/Praktiken hinzugekommen? Sowas würde mich halt mal interessieren.

April 4

Heute ist alles anders , früher war alles besser, 😂🙈🤷‍♂️

April 4

Ein wenig Geschichte ist im Podcast "Kunst der Unvernunft" /KdU mit Matthias Grimme als Gast zu hören.

Angefangen bei den GI's und deren Hierarchien, die alle als Bottom angefangen haben und/ um sich dann später als Top zu qualifizieren. Allerdings war da nix mit Ds.

Der Begriff bdsm wurde ja erst später ins Leben gerufen.

April 4

Ich kann nur aus ziemlich genau 27 Jahre BDSM zurückschauen. Verändert haben sich in der Zeit nur die Leute. Die Schlaginstrumente usw. sind vielleicht etwas vielfältiger geworden aber die Dinge machen immer noch das, was sie Anfangs meiner ersten Schritte machten. Es sind neue Bezeichnungen für bekannte Praktiken dazugekomnen.

Relevant ist mehr, das es halt mehr Menschen gibt, die sich in unterschiedlicher Definition, mit BDSM identifizieren.

In den späten 1990er Jahren, da war BDSM im Vergleich zu heute, eine 'elitärere' Gesellschaft der ein mehr als großer Hauch des Verbotenen anhaftete. Die Clubs waren oft schmuddelige Treffpunkte und wer sich da herum getrieben hat, der hatte nichts mit Soft BDSM zu tun.

Ich habe damals BDSM als laut, schwitzen, tränenreich und blutig erlebt. ***isch und natürlich.

Aber, und das ist das lustige, diejenigen, die damals schon die alten Hasen waren, die meckern über uns Nachgeborene, das früher BDSM besser war.

April 4

Interessantes Thema !
Die Umstände haben sich auf jeden Fall geändert: Besonders durch das Internet und der dadurch wachsenden Zugänglichkeit zu Informationen, könnte ich mir gut vorstellen, dass das Thema BDSM im Vergleich zu "daaaamals":
-
A) einer breiteren Masse bekannt ist (Pornoindustrie/Filme/Bücher)
-
B) die Leute, die es interessiert/fasziniert, können sich schneller/einfacher in Themen einlernen (Stammtische/Partys/Messen/Blogs/Foren/Recherche mit "KI"Modellen)
Und
C) mehr Vielfalt geschaffen wurde (neue Rand-&Subgruppen/Mode/Technik/Toys/Kunst uvm)
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Grad noch eingefallen:
D) wär noch wachsende Emanzipation und Akzeptanz im allgemeinen: Man darf eher lieben wen man will und die Rollenbilder sind nicht mehr so starr in "der Geld-Versorger" und "die Haus&Kinder-Hüterin" und auch "Es gibt Mann und Frau und sonst nichts" hängengeblieben. (LGBTQI+alleanderen lässt grüßen)
-
Also als Fazit:
Die Umstände haben sich massiv geändert und irgendwo "BDSM" auch ein bisschen, aber die "Grundpraktiken" sind auf jeden Fall geblieben. Nur eben etwas diverser und vielfältiger geworden.

April 4

Als ich groß wurde gab es kein Internet. Mit 18 ging ich in die Sexshops am Hauptbahnhof und suchte nach Heftchen und Damen, die sich die Heftchen ansahen ... und machte mir in die Hose

Irgendwann schrieb ich mal Kleinanzeigen an - und manche antwortete mir: "Wir können uns in einam Cafe treffen um zu sehen ... und wenn alles gut, werde ich dich fesseln und auspeitschen ..."

Da geht mit 20 deine Fantasie durch. Gefesselt, von einer wildfremden Sadistin, was wird sie noch so alles mit mir machen? Consent? - Kannten wir nicht! Wing-man ... was ist das? Gemeinschaft als backup? Wo ... WO ... !!! Freunde um Erfahrungen auszutauschen - träume weiter. Die Älteren, wo man Rat suchen konnte ... mach dich nicht lächerlich.

Du sprangst entweder ins kalte Wasser oder nicht. Ich sprang nicht, meine Hose war dennoch von oben bis unten durchnäßt.

Früher war alles besser?

Verfluche das Internet - und ja, es hat viele Probleme - ach wie schön wäre es gewesen, Internet zu haben, als ich im katholischen Bayern erzogen wurde ....

April 4

Alles ist im stetigen Wandel und doch gibt es nichts Neues unter der Sonne.

April 4

In den 70ern und 80ern war ich, selbstverständlich, noch nicht auf dem BDSM-Trip. Aber vieles fand wohl nur im stillen Kämmerlein statt.

April 4

vor 19 Minuten, schrieb Semreh:

Als ich groß wurde gab es kein Internet. Mit 18 ging ich in die Sexshops am Hauptbahnhof und suchte nach Heftchen und Damen, die sich die Heftchen ansahen ... und machte mir in die Hose

Irgendwann schrieb ich mal Kleinanzeigen an - und manche antwortete mir: "Wir können uns in einam Cafe treffen um zu sehen ... und wenn alles gut, werde ich dich fesseln und auspeitschen ..."

Da geht mit 20 deine Fantasie durch. Gefesselt, von einer wildfremden Sadistin, was wird sie noch so alles mit mir machen? Consent? - Kannten wir nicht! Wing-man ... was ist das? Gemeinschaft als backup? Wo ... WO ... !!! Freunde um Erfahrungen auszutauschen - träume weiter. Die Älteren, wo man Rat suchen konnte ... mach dich nicht lächerlich.

Du sprangst entweder ins kalte Wasser oder nicht. Ich sprang nicht, meine Hose war dennoch von oben bis unten durchnäßt.

Früher war alles besser?

Verfluche das Internet - und ja, es hat viele Probleme - ach wie schön wäre es gewesen, Internet zu haben, als ich im katholischen Bayern erzogen wurde ....

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Finds mutig, das du das als Mann ansprichst. Hatte vor Jahren auch mal ne böse Geschichte bei einem Bekannten mitbekommen, der sich fremder Weise von einer Frau hätte fesseln lassen und sagen wir, er war danach mental völlig am Ende. Zur Polizei wollte er ebenfalls nicht. Männer und Missbrauch ist bis heute ein verpöntes Thema. Da kommen dann Sprüche wie, selbst Schuld und Glauben wir nicht, das sie das gemacht hat usw. Haben da auch heute noch an vielem zu arbeiten. Nicht nur Frauen müssen aufpassen. Sollte hier insgesamt mal Thematisiert werden, in einem Seperaten Abschnitt...

April 4

Konsens ist ein Thema, dass damals bei BDSM wie überall anders unschön umstritten war, was jemand anlehnen durfte und was nicht. Klar, Konsens war hier früher ein Wort, mit Metakonsens. Aber es galt vieles als akzeptabel, was es aus heutiger Sicht nicht ist.

Es war mehr Dackelzüchterverein mit dem elitären Gehabe. Je kleiner die Gruppe, desto enger das, was als richtig gelten darf.

Noch vor meiner Zeit wurde die Geschichte der O sehr gefeiert und unkritischer nachgespielt. Stell Dir vor, Du bist ein bisschen kinky, aber die einzigen anderen Menschen, die's sind, drücken Dir nen Dresscode auf und meckern, wie verklemmt Du bist, wenn Du nicht rumgereicht werden willst.

Switcher wurden so angeglotzt wie Bisexuelle vor Jahren, "Du muss schon eins von beiden sein".

Debatten in den 00er Jahren gingen dauernd um "echten" BDSM, es war super-albern. Sehr krasse Praktiken sollte jeder gefälligst akzeptieren.

Damals gratulierte man halt dem 50jähriger zu seinen 3 19jährigen Subs, die alle aus kaputtem Elternhaus bei ihm lebten, von ihm abgerichtet, rumgereicht und online gestellt wurde.

Heute leider auch noch oft. Aber es gibt eben mehr Gespräche über Konsens, viel mehr Quellen zu den Themen und offenere Communities, wo die Leute hin können, die keinen Bock mehr auf BDSM haben, weil sie von einem vielfach älteren Top über die Grenzen hinaus missbraucht wurden.

Mein Fazit: BDSM wird immer Schattenseiten haben, gerade für Newbies. Aber im Gegensatz zu früher gibt es mehr Vokabular, mehr Wissen, um sich klarzumachen, was man will - und was nicht. Früher wurde ich in Foren niedergebrüllt, wenn ich etwas ethisch schwierig fand. Noch früher wäre ich von lauter Goreanern und OS in Person niedergemacht worden, die kollektiv meinten, jeder müsse jeden Scheiß mitmachen (von KV ausgenommen, damit wollten immer schon 99,9% nix mit zu tun haben;).

April 4

Ich kann da gar nicht so mitreden. Mache ja erst so 6 einhalb Jahre bdsm.

Für mich war das immer "auspeitschen"... Ja, dass es Dominas und so gibt, wusste ich wohl auch. 50 Shades gab es bei mir auch schon.

Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass doch so Vieles "bdsm" genannt wird (im Positiven, ja aber auch etwas im Negativen).

Als ich einen Dom gesucht hatte, war für mich klar, dass er Regeln hat, Vorstellungen, Sub Anordnungen geben wird, Machtgefälle, Gehorsam, sie sich fügen muss. Und Schmerz halt, Fesselungen, Erniedrigungen usw.

Härteren Sex bekomme ich ja auch im Stino-Bereich und dominante Männer gibt es genug.

Dass Dominanz (für mich viel mehr als SM), generell und auch außerhalb von bdsm missbräuchlich sein kann, war mir schon klar.

Meine Erfahrungen waren aber offenbar zum Glück direkt zu Beginn gut. Ich meine missbräuchliche Beziehungen hatte ich früher schon. Meine Neigung war nicht immer eine Hilfe und ließ mich wohl auch unüberlegt und unreflektiert sein. Denn "Dominanz" hat mich schon immer angezogen und entpuppte sich oft als die falsche.

Daher bin ich ja zum bdsm. Und da dachte ich wirklich, dass das alle sehr geeordnet und reflektiert ausleben. Gerade da hätte ich jene Machtmissbrauch Männer nicht vermutet. Denn: zu bdsm entscheidet man sich ja *bewusst*. Ja, das was ich so kennengelernt hatte, waren auch solche Leute.

Als ich hier ins Forum zum Austausch kam, dachte ich irgendwie auch: jeder macht das hier wie du. Toll, eine Gemeinschaft! 😃 Also Peitschen und so... Gut, natürlich war mir klar, dass es verschiedenen Masochismus gibt. Ich wusste, dass es Dom&Sub gibt. Nichts von Brat oder so. Logisch, die Sub muss zum Dom passen (Charaktersache ob sie nun schüchterner oder frecher ist 🤷‍♀️)

Mit den Begrifflichkeiten, das war so das eine. Da kommen ja auch immer mehr hinzu, gefühlt.

"Kinky" obwohl ich noch nicht lange dabei bin, erinnere ich mich so in meinen Anfängen nicht dran. Ja, heute ist eben vieles "kinky".

Dark Romance und so, was angesprochen wurde. Was heutzutage alles ins bdsm fließt. Da bin ich dann ein Stück weit auch raus...🙃 Soll jeder schauen, nicht kopflos drauf los und Dinge beachten. Offenbar gibt es im bdsm mehr *Dummdoms* als gedacht.

Ich hatte wohl Vorstellungen und war auch nicht gänzlich unvorsichtig, aber doch "drauf los". Das hat unglaublich Spaß gemacht! 😁👍 Nein, allzu skeptisch war ich nicht. Kein Wunder aber, dass manche Frauen das heute sind. Und genug haben schlechte Erfahrungen gemacht.

Was da alles zusammenkommt, da wundert es ja nicht mehr, dass es "schwer" geworden ist, die richtige Sub, den richtigen Dom zu finden. Bei mir war das "damals" tatsächlich halt sehr einfach. Bdsm war nichts Schweres für mich. 🙂 Es ist schade, dass es das heutzutage offenbar oftmals ist. Bdsm soll doch Spaß machen!

April 4

vor 4 Stunden, schrieb TV-Jennifer:

BDSM betreibe ich (als Transen-Sklave*in) erst einige Jahre, habe dabei aber viele Erfahrungen und vor allem viele verschiedene Praktiken (!!!!!!!) kennengelernt und ertragen müssen. Ich hätte gerne von euch mal gewußt, ob sich BDSM über die Jahre verändert hat? Praktizierte man BDSM (bsw.) in den 70er, 80ern anders als heute? Sind neue Methoden/Praktiken hinzugekommen? Sowas würde mich halt mal interessieren.

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Nein, war damals schon individuell

April 4

TLDR: Es ist ein bisschen safer und bunter geworden. Ich begrüße das sehr, dass Leute Light SM machen können, ohne angefeindet zu werden.

Und der gesellschaftliche Diskurs zu Themen wie Gaslighting, die Auseinandersetzung mit narzisstischem Missbrauch, über toxische Verhältnisse finde ich phantastisch. Klar wird jetzt auch einiges missinterpretiert.

Aber Worte zu haben, um zu formulieren, was einem seiner Natur nach die Sinne vernebelt - ich freue mich darüber. Denn es gibt etliche manipulative, narzisstische, psychopathische und toxische Personen überall.

Und ich habe etliche davonunter dem Deckmäntelchen "echten" SMs Schaden anrichten gesehen, und wir mussten das komplett für uns allein aufdrösseln ohne passende Vokabeln, als Betroffene oder Freund:Innen, die ein zutiefst ungutes Gefühl hatten, während den Täter:innen zugejubelt wurde, dass sie "wahren" SM betrieben.

April 4

Vor 2 Stunden, schrieb Skinscan:

Ein wenig Geschichte ist im Podcast "Kunst der Unvernunft" /KdU mit Matthias Grimme als Gast zu hören.

Angefangen bei den GI's und deren Hierarchien, die alle als Bottom angefangen haben und/ um sich dann später als Top zu qualifizieren. Allerdings war da nix mit Ds.

Der Begriff bdsm wurde ja erst später ins Leben gerufen.

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Ich ergänze noch Lady Ingrid, die ebenfalls eine Kunst der Unvernunft Folge hat und mittlerweile 86(!) Jahre alt ist. Zu hören was diese Frau als dominante / sadistische Person erzählt war wahnsinnig spannend. Laut ihr war früher einiges offenerer und ist jetzt wieder stärker in der Kritik. Bis zu ihrer Ehe konnte sie sich nicht ausleben, in der Hochzeitsnacht hieß es seitens ihres Mannes "Jetzt sind wir frei, hinter dieser geschlossenen Tür können wir tun und lassen was wir wollen." (Nicht exakt wiedergegeben, aber sinngemäß so).

Ich kann mir kaum vorstellen, wie diese chiffrierten Dating Anzeigen aussahen, wie "umständlich" für mich als Nutznießer der modernen Welt das mit Briefen und Co über Zeitungen etc gewesen wäre (denn auch ohne Internet war ich nie Briefeschreiber, sondern lieber als lesende Person unterwegs)😁 Also von dem was ich so alles hörte, wie wenig zugänglich es teilweise war, wie schwierig es wohl auch war ggf in die Szene reinzukommen, bin ich froh, jetzt zu leben und vor knapp vier Jahren auf BDSM gestoßen und dann auf Shibari gekommen zu sein. Ich glaube, letzteres wäre sehr schwierig geworden und ich hätte nie durch Zufall diese Kernvorliebe für mich entdeckt!

"Früher war alles besser" soll wohl auch ein Spruch sein, wo die Generationen davor schon sagten und Generationen nach uns auch sagen werden. Ähnliches gilt für "Die Jugend von heute " Heutzutage muss man nicht direkt mit Risiko alles ausprobieren, sondern kann auf eine Vielzahl von Erfahrungen, teilweise sogar fast schon Studien zurück greifen und besser schauen, wie viel Risiko man eingehen möchte. Ich mag diese Erfahrungswerte langwieriger BDSMler. Ich finde es toll, dass ich im Shibari auf weit entwickelte Patterns zurück greifen kann und nicht etwas eigenes in try & Error entwickeln muss.

Ich scheine selbst genau zwischen zwei Welten gekommen zu sein. Die Welt, die einfach machte und tat, über Risiken ggf Konsens kümmert man sich später wenns doof war. Höchstens das nicht gängige wurde abgefragt... Das führte bei mir zu einigen ungutem Erfahrungen mit Menschen , die diese Denkweise inne hatten, weil meine Denkweise und mein Verständnis hierzu einfach nicht passt 😉 andere finden sich da aber noch zusammen und fühlen sich gerade damit wohl.

Und dann halt jene, die mittlerweile "alles abfragen, bis ins kleinste Detail". Nur ums überspitzt darzustellen und von "alte Hasen" oftmals belächelt. Allerdings finde ich Konsens möglichst informiert und risikobewusst absprechen und immer wieder klären, ziemlich schlau für Menschen wie mich. Diverse alte Gentleman (nicht alle) würden dem vermutlich widersprechen.
Früher schien es wohl auch was Label und Schubladen anging, kompakter gewesen zu sein, ob das einfacher / besser war, wage ich zu bezweifeln.

Einige Vorurteile der früheren Zeit (Switcher können sich nicht entscheiden; Männer können nicht devot; Frauen nicht dominant sein, die hatten nur nicht den richtigen bisher) halten sich immer noch. Einige junge Menschen haben dieses Denken sogar übernommen, während einige alteingesessenen mit der neuen modernen Technik super klar kommen und neue Möglichkeiten genießen.

Ich denke, dass einige Praktiken durch die Fortschritte der Technik erst mit dazu kamen. Oder auch die Vielfalt zu damals sich mittlerweile stark erhöht hat. Man muss sich nur die ersten Dildos, Sexspielzeuge usw anschauen :)

Früher und heute und auch die Zukunft: Alles war anders, alles ist anders und wird anders sein. Wir können voneinander Lernen in beide Richtungen und gemeinsam voneinander profitieren.

Daher finde ich manchmal diese Kluft dazwischen echt sehr Schade... :(

April 4

Ich finde schon, dass es sich verändert hat. Das Schubladen-Denken hat zugenommen, bestimmte Praktiken haben zugenommen, „Spielzeuge“ sind leichter verfügbar und gerade junge Menschen probieren vieles aus, ohne sich vorher ausreichend mit den Risiken zu befassen, nur weil sie mal irgendwas im Netz darüber gehört haben. Manches hat Vorteile, manches hat Nachteile.

April 4

Vor 3 Stunden, schrieb Ademar:

Ich kann nur aus ziemlich genau 27 Jahre BDSM zurückschauen. Verändert haben sich in der Zeit nur die Leute. Die Schlaginstrumente usw. sind vielleicht etwas vielfältiger geworden aber die Dinge machen immer noch das, was sie Anfangs meiner ersten Schritte machten. Es sind neue Bezeichnungen für bekannte Praktiken dazugekomnen.

Relevant ist mehr, das es halt mehr Menschen gibt, die sich in unterschiedlicher Definition, mit BDSM identifizieren.

In den späten 1990er Jahren, da war BDSM im Vergleich zu heute, eine 'elitärere' Gesellschaft der ein mehr als großer Hauch des Verbotenen anhaftete. Die Clubs waren oft schmuddelige Treffpunkte und wer sich da herum getrieben hat, der hatte nichts mit Soft BDSM zu tun.

Ich habe damals BDSM als laut, schwitzen, tränenreich und blutig erlebt. ***isch und natürlich.

Aber, und das ist das lustige, diejenigen, die damals schon die alten Hasen waren, die meckern über uns Nachgeborene, das früher BDSM besser war.
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Kann dir da nur zustimmen. Bei mir sind es etwa 30 Jahre, allerdings kenne/kannte ich keine der wirklich schmuddeligen Clubs.

April 4

vor 54 Minuten, schrieb BettyBlaze:

Kann dir da nur zustimmen. Bei mir sind es etwa 30 Jahre, allerdings kenne/kannte ich keine der wirklich schmuddeligen Clubs.

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Eines der Highlights war in einer Location, ein Teppichboden, der, wenn Sub (W) sich nackt draufgesetzt hätte, eine Schwangerschaft wahrscheinlich ausgelöst hätte oder eine 'außerirdische' Infektion zur Folge gehabt hätte. Wobei ich Schmuddelig in Anführungszeichen setzen sollte. Die Locations atmeten ihre Geschichte. Es gibt viele auf Hochglanz polierte Clubs heute, ich muss es sagen, denen aber jedwede Seele fehlt.

April 4

Ich kann erst ab Mitte der 90er mitreden, als ich rausgefunden habe, dass „Fesseln und Hauen“ eigentlich „BDSM“ heißt. (Und bevor Steine fliegen: ja, ich weiß, dass BDSM deutlich mehr umfasst als das!)

Früher war die Welt mehr offline, d.h. das „zueinander finden“ funktionierte anders (galt bzw. gilt aber für alle Neigungs-Richtungen gleichermaßen).

Die Clubs damals waren seltener und Adressen wurden meinem Empfinden nach mehr „unter der Hand“ weitergegeben. Auch – oder gerade weil – es ja bisweilen um „einvernehmliche Körperverletzung“ ging bzw. geht.

Ring und Halsband waren noch nicht so sehr in der Modewelt angekommen und die Interpretation der Symbolik war weniger missverständlich.

Was sich meiner Meinung nach geändert hat ist, dass das, was „50 Shades of Grey“ so verklärt als „BDSM“ unter die Leute gejubelt hat, nun irgendwie im Mainstream angekommen zu sein scheint. Ob das „echtes“ BDSM sei, darüber kann man trefflich streiten.

Früher musste ich in größtenteils in den Baumarkt gehen bzw. zum Sattler meines Vertrauens, um mir „Werkzeug“ zu beschaffen (wenn ich nicht – wie in einem anderen Thread geschildert – zu Haushaltsüblichem greifen konnte/wollte). Heute ist das Angebot an kommerziell erwerbbaren BDSM-Utensilien schier unüberschaubar geworden. Und es sind – zugegeben – einige sehr interessante Ideen verwirklicht worden, die damals so nicht möglich waren (ich liebe das per App programmier- und steuerbare "Trainings"-Halsband eines australischen Herstellers, mit dem Subbies Fehlverhalten entweder automatisch oder per App fernausgelöst elektrische Konsequenzen nach sich zieht).

Ob die Risikobereitschaft insgesamt abgenommen oder zugenommen hat – oder gleichgeblieben ist – vermag ich nicht zu beurteilen. Dazu sind meine Beobachtungen statistisch nicht relevant genug. Was ich früher sah und heute gleichermaßen sehe, sind Menschen, die „über’s Ziel hinausschießen“ und sich und andere dabei gefährden. Genauso wie heute gab allerdings auch damals schon die sich behutsam Herantastenden, die die Dinge mit Bedacht angingen und angehen.

Was sich meiner Meinung nach nicht verändert hat ist der Diskurs über das „richtige“ BDSM … wobei mir in all den Jahrzehnten noch keiner das ominöse schwarze Buch, in dem angeblich alles beschrieben ist, hat zeigen können ….

Ebenfalls unverändert ist, was sich im Kopf und auf der Gefühlsebene abspielt. Reifer und bewusster, ja, wobei ich das eher dem gewonnenen Alter und der Erfahrung anrechnen würde … und nicht dem Wandel der Jahreszahlen.

bearbeitet April 4 von Sinnlicher_Magier
Es waren die 90er, nicht die 80er

April 4

vor 3 Stunden, schrieb Seilfuchs:

Ich ergänze noch Lady Ingrid, die ebenfalls eine Kunst der Unvernunft Folge hat und mittlerweile 86(!) Jahre alt ist. Zu hören was diese Frau als dominante / sadistische Person erzählt war wahnsinnig spannend. (...)

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Hui, danke für den Hinweis. Die Folge höre ich mir dann demnächst mal mit meiner Deern an.

Aber erstmal Tempos kaufen.

Die Frau macht Augen feucht, hin und wieder haben wir kurzen PM Kontakt, wenn sie auf unsere Likes von Ihren Beiträge reagiert. Das ist so unglaublich warm und liebevoll, wie sie schreibt über ihre beiden verflossenen Männer. Wirklich sehr, sehr besonders❤️.

Danke.

bearbeitet April 4 von Skinscan

April 4

Vor 2 Stunden, schrieb Ademar:

Eines der Highlights war in einer Location, ein Teppichboden, der, wenn Sub (W) sich nackt draufgesetzt hätte, eine Schwangerschaft wahrscheinlich ausgelöst hätte oder eine 'außerirdische' Infektion zur Folge gehabt hätte. Wobei ich Schmuddelig in Anführungszeichen setzen sollte. Die Locations atmeten ihre Geschichte. Es gibt viele auf Hochglanz polierte Clubs heute, ich muss es sagen, denen aber jedwede Seele fehlt.

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Ich habe eine vage Erinnerung an 80er Jahre Teppichböden 🤢😂

April 4

vor 18 Minuten, schrieb BettyBlaze:

Ich habe eine vage Erinnerung an 80er Jahre Teppichböden 🤢😂

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Das war zwar in den späten 1990er Jahren, der Teppich war gefühlt aber aus den 1970ern. Ich hätte mich gerne mal mit ihm unterhalten...

April 4

Ich finde nicht, dass sich BDSM verändert hat. Die Leute haben sich verändert. Da spielt sicher die vieles rein. Wir sind aufgeklärter als vorherige Generationen, es gibt bedeutend mehr Medien zum anschauen, nachlesen und nachschlagen sowie das allseits bekannte Höher, Schneller, Weiter.

April 5

Ich bin Jahrgang 1954 und "betreibe" BDSM seit rund 50 Jahren. Früher, ja da ging alles im Versteckten ab und es war schwierig eine Partnerin zu finden. Zuerst eine Annonce in der Tages-Zeitung, wobei das Thema umschrieben werden musste. Direkt beschrieben wäre die Annonce erst gar nicht angenommen worden. Und der Erfolg auf eine solche Annonce war sehr bescheiden. Da wurde man von Frauen angeschrieben, die nicht verstanden was man suchte. BDSM-Artikel, Literatur gab es in speziellen Shops, meistens in einem Bürohaus im x-ten Stockwerk. Lockerung brachten Filme wie "Die Geschichte der O" und etwas später "Die flambierte Frau". Und auf einmal gab es auch Ladengeschäfte mit Lack, Leder, Latex und eben BDSM-Sachen. Meine damalige Partnerin war eine prof. Domina die ich auf Empfehlung vermittelt bekam. Eine herrliche Zeit begann. Als Stammgast hatte ich gewisse Privilegien, sie nutzte mich als Dienstbote, Chauffeur und nahm mich an SM-Sessions als ihren Sklaven mit. Einzige Bedingung, ich durfte mir nichts wünschen und hatte zu gehorchen. Bei ihr lernte ich auch meine heutige Eheherrin kennen.

BDSM wird heute viel offener gelebt. Ob es so besser ist?

April 5

Danke für eure vielen interessanten Eindrücke! Ich kann mir gut vorstellen, daß es früher schwieriger war entsprechende Locations oder gar "Partner*innen" zu finden. Heute durch das Internet, findet man das relativ leicht. Durch meinen Master bin ich ziemlich stark in die BDSM-Welt eingetaucht und kenne somit nur heutige "Standarts". Was so viel bedeutet wie, daß ich so ziemlich jede Praktik erdulde (bis auf meine No Gos) und auch erfahre, wie ich verliehen werde. Mir gefällt diese Welt und auch, daß ich das Verleihen an andere Masters oder Doms kennenlerne und die widerum andere Vorgehensweisen haben.

April 5

An dieser Selle muss ich noch sagen, dass die Qualität der bdsm-Sachen in der Masse deutlich abgenommen hat. Da bdsm Mainstream geworden ist, mit "peppe dein Sexleben" auf, gibt es überall günstige Toys, bzw. auch bdsm Sachen.

Soweit ich weiß, sind diese günstigen Plüschhandschellen alles andere als sicher, können sich verkanten, enger ziehen usw. Sie sind eben nicht professionell arretierbar.

Auch diverse Peitschen aus Shops wie Eis.de aus Kunststoff und dergleichen. Sie werden spröde, das Material ist nicht gut, teilweise stehen sogar Kanten irgendwo ab, usw. Sexsachen wie Satisfyer und einen Vibrator, der dann eben nicht die Leistung oder Haltbarkeit wie ein besserer hat, kann man da auch günstig kaufen, warum nicht. Aber Peitschen, auch bei Stromsachen aus dem Ausland wäre ich vorsichtig (Temu und so), bdsm-Equipment, Stöcke, die dann splittern oder so...

Zumal es neben teuren Peitschen, Manila Rohrstöcke sofern sie jetzt keinen Ziergriff haben sollen, ja schon günstig gibt. Manchmal ist auch der Schuhanzieher von Ikea besser als irgendson bestelltes bdsm "Billigspielzeug"...😂 Aber die Leute kaufen, was beworben wird, ohne zu wissen, was es ist. Zum Beispiel eine "extra lange arabische Bullenpeitsche": "Die 284 Zentimeter lange Peitsche ist mit ganzen 6 Schwänzen ausgestattet und kann von Dir für zartes Streicheln oder auch für knallende Hiebe benutzt werden – ganz so, wie es Dir gerade gefällt." Aber kein Hinweis, welches Leder es genau ist und dass lange Peitschen nichts für Anfänger sind. Klar, man kann im Handling viel, wenn mans denn kann...

Auf dem Bild war nur die Peitsche zu sehen (immerhin, denn um die geht es ja). Übertroffen wird das noch, wenn da Typen Oberkörperfrei abgebildet sind, welche eine Peitsche lässig und sexy um die Schultern tragen und der "coole" Mann sich so ne Peitsche kauft...😎

Wobei der "verruchte" Flogger in Lederoptik (auf Eis gesehen), ja auch toll ist. Wichtig ist, dass der sehr verrucht ist!!!

"Du Luder! Jetzt reichts! Ich werde dir jetzt ordentlich kräftig tüchtig den nackten Hintern versohlen!" (die Ergänzung, dass der nackt ist, ist immer wichtig!🤭) "Nein, bitte nicht!" 🙏😭, "Oh doch! Und ich werde dir den so richtig fest und doll versohlen! Deinen nackten Hintern! (beides betont er nochmal...🤣) "Sooo... dann zieh mal den Slip runter..."

Ok, schenke mir mal wie es weiter geht und muss jetzt auch los, wohl besser so...^^ 🙈

Qualität von Peitschen und bdsm Sachen, wäre ohnehin ein eigenes Thema. Wollte es nur mal erwähnt haben...🙂