Abgeholt & abgewertet Teil2

[Grenzgänger42]

„Bleib genau so.“

Deine Stimme ist scharf wie Glas, während ich noch im Matsch liege, atmend, bebend, ausgeliefert.
Du gehst ein paar Schritte zurück. Deine Stiefel hinterlassen tiefe Abdrücke im weichen Boden – und du schaust dabei zu, wie ich vor dir liege wie ein geschundener Hund.

„Weißt du, was ich sehe?“, fragst du, während du dein Handy zückst. „Ein schönes Bild. Eines, das ich mir abspeichern werde.“
Ein Klicken. Noch eins.
Ich wage es nicht, dich anzusehen. Ich bin Teil deiner Kulisse. Besitz.

Du trittst näher. Nicht schnell. Genießerisch. Und dann setzt du dich einfach auf einen umgefallenen Baumstamm, beobachtest mich – wie ein Tier, das du losgelassen hast, nur um zu sehen, wie weit es kriechen würde.

„Krabbel zu mir.“

Ich robbe durch den Dreck. Laub, Schlamm, Steine unter den Knien. Mein Shirt klebt an der Haut, der Geruch von feuchtem Boden hängt mir in der Nase. Ich sehe deine Stiefel. Sie glänzen leicht – nicht mehr vom Leder, sondern von mir.

„Du bist zu sauber“, sagst du kalt.
Deine Hand greift in eine feuchte Mulde neben dir, holt eine Handvoll matschiger Erde heraus – und klatscht sie mir direkt auf den Nacken.
Ich zucke. Du lachst.

„Jetzt stimmt’s langsam. Aber noch nicht genug.“

Du ziehst deine Stiefel aus – langsam, ohne den Blick von mir zu nehmen – und legst sie auf meinen Rücken.

„Trag sie. Bis zum Auto.“

Ich gehorche. Auf allen Vieren, mit deinen Schuhen auf meinem Rücken wie ein Zeichen deiner Macht. Jeder Schritt ist schwer, demütigend, erbarmungslos. Und du genießt jede einzelne Sekunde davon.

Am Auto angekommen, öffnest du die Tür und wirfst ein altes Handtuch auf den Sitz. „Leg dich drauf. Du fährst so, wie du bist.“

Ich frage nichts. Ich nicke nur. Ich bin kein Mensch mehr – ich bin ein Beweisstück deiner Lust.

Und du? Du steigst ein, startest den Motor und wirfst mir einen letzten Blick zu.

„Ich hab selten etwas so Schönes im Rückspiegel gesehen.“