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Schämen für seine Vorlieben


Empfohlener Beitrag

Geschrieben (bearbeitet)

Einen wunderschönen Sonntagabend an alle. Ich hoffe Ihr hattet ein tolles Wochenende. Ich war jedenfalls insgesamt zufrieden, auch wenn der Titel des Themas es nicht vermuten lässt, aber wie komme ich darauf? Nun, ich muss zugeben, dass dieses Thema bei mir einen sehr persönlichen Hintergrund hat und ich mich frage, ob es einigen von Euch nicht ähnlich ergangen ist. Es ist natürlich klar, dass wir unsere Vorlieben nicht an die große Glocke hängen, jedenfalls nicht immer. ;) Es hat im Alltag normalerweise nichts verloren und viele Fetische werden eher mit einem abwertenden Blick kommentiert. Um die gesellschaftliche Sicht von gewissen Dingen soll es hier aber nur indirekt gehen, auch wenn die Gesellschaft dazu beitragen kann, dass wir uns dafür schämen. Wir war das aber nun bei mir? Ich muss zugeben, dass ich erst sehr spät herausgefunden habe, dass ich gewisse Vorlieben besitze, nämlich mit 20. Wieso erst so spät, fragt Ihr euch vielleicht jetzt. Der Grund ist eher persönlicher Natur, aber wo wären wir, wenn ich an der Stelle aufhören würde? Möchte auch gleich vorwegnehmen, dass es mir hier nicht um Aufmerksamkeit, sondern um einen gewissen Austausch geht. :D Jedenfalls, ich hatte schon in sehr jungen Jahren Probleme mit Depressionen und irgendwie ging die Pubertät relativ ereignislos an mir vorüber. Interesse am anderen Geschlecht existierte nicht und ehrlich gesagt hatte ich so allgemein meine Probleme mit Menschen. :D Als Jugendlicher wusste ich aber noch nicht, dass ich dahingehend Probleme hatte. Wie das immer so ist, nicht wahr? Irgendwann wurde aber auch mir klar, dass das nicht normal ist kein Interesse an Sex etc. zu haben und ich habe versucht daraus schlau zu werden. Bei diesem Prozess bin ich auch das erste Mal auf BDSM und andere Fetische gestoßen. Mir fiel dann auf, dass es bei mir etwas auslöste, was ich nicht wirklich kannte und ich musste feststellen, dass es mehr als nur Interesse war. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich davon ausgegangen, ich sei einfach asexuell und urplötzlich war da etwas. Jahrelang habe ich versucht es zu ignorieren, weil es in mein damaliges Weltbild nicht passen wollte und ich schämte mich dafür. So sehr ich aber auch versuchte es zu ignorieren, es wollte mir nicht gelingen und ich kam damals zu dem Schluss, dass es doch eine Therapie dagegen geben müsste. Spätestens jetzt halten mich die meisten Leser sicher für bescheuert und ich kann es Euch nicht einmal übel nehmen. Für viele ist es sicher normal sowas an sich zu akzeptieren und sehen darin eher eine Chance mehr über sich zu erfahren. Bei mir hingegen sah das aber anders aus, weil ich mir ein anderes Bild von mir gemacht hatte und dann auch noch streng christlich erzogen wurde. Ich war zwar damals schon nicht mehr gläubig, aber mit mir vereinbaren konnte ich es nicht. Ich konnte es nicht einmal jemanden schreiben, da ich mich so sehr dafür schämte auf sowas zu stehen. Dazu sei gesagt, dass ich auch schon in der Schulzeit so meine Schwierigkeiten hatte, weil es doch Frauen gab, die an mir Interesse zeigten. Ich war damals extrem ratlos, aber trotzdem wurde mir klar, dass diese Vorlieben nichts waren, was ich einfach so loswerden könnte. Ich versuchte also damit irgendwie zu leben und es weiter zu ignorieren, bis zu dem Punkt wo ich meine ehemalige Partnerin getroffen hatte. Wo andere aufgaben hatte sie irgendwas gesehen, was ich nicht sehen konnte. Es stellte sich auch in der Beziehung heraus, dass ich nicht asexuell war. :D Mir wurde erst da so richtig bewusst, dass es wahrscheinlich meine Depression im jungen Alter war, die einer solche Intimität im Weg gestanden hatte. Durch meine ehemalige Partnerin fing ich auch langsam an mich für meine Vorlieben nicht mehr so sehr zu schämen und mich selbst zu akzeptieren. Auch wenn es zwischen Ihr und mir am Ende nicht funktioniert hat, konnte ich durch diese Beziehung einiges für mich mitnehmen. Habe vieles über mich verstanden und noch einige Vorlieben mehr entdeckt. Ich muss aber gestehen, dass ich bei diesen Themen immer noch ein gewissen Schamgefühl empfinde und Seiten an mir entdeckt habe, die ich nicht unbedingt kennen wollte. :D Tja, aber ich fürchte, das ist eine andere Geschichte. ;) Aber wie ist es Euch so dabei ergangen? Hattet Ihr auch Phasen oder Momente, wo Ihr euch für Eure Vorlieben geschämt habt oder kennt Ihr sowas gar nicht? Ich nehme bezüglich dieses Themas auch gerne Ratschläge entgegen, weil ich noch nicht so viel Erfahrung habe. :) Immerhin habe ich diese Seite als ein Teil von mir angenommen, wie Ihr unschwer an meinem Hiersein erkennen könnt.


Liebe Grüße Alexander

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Schämen für meine Vorlieben. Ja. Manchmal schäme ich mich für meine Gedanken und Sehnsüchte aber nur, weil ich weiß, das mein Partner dieses, was ich mir vorstelle ablehnt und er nicht weiß, was gerade in meinem Kopf vorgeht. Wenn er mich dann spontan anlächelt oder sagt, das er mich liebt, dann schäme ich mich wieder für meine Gedanken. Ich denke, das wird nicht nur mir so gehen. Ansonsten schäme ich mich für keine meiner Vorlieben.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Das ist natürlich sehr bedauerlich, wenn dein Partner das ablehnt. Ich glaube, für mich wäre das persönlich eine Horrorvorstellung, wenn meine Partnerin meine Sehnsüchte ablehnen würde. Nicht nachvollziehen können ist ja eine Sache, aber gleich abzulehnen ist schon hart. Das tut mir echt leid für dich. Hoffe dein Partner gibt sich vielleicht doch irgendwann einmal einen Ruck und probiert es zumindest einmal aus. In einer Beziehung springt man schon für den Partner über seinen eigenen Schatten. Meine ehemalige Partnerin wollte Sounding ausprobieren und ich fand den Gedanken nicht besonders schön, aber ich habe es für sie ausprobiert. :) War am Ende auch nicht wirklich schlecht.

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Alexander,

ich bin zwar wesentlich älter, möchte aber doch kurz etwas zu Deiner Situation schreiben.

Ich war bis vor ca. 4 Jahren noch "irgendwie" Vanilla, da mir in all den Jahren doch immer etwas gefehlt hat, ohne benenn zu können was es war. Ideen (fesseln etc) , die ich hatte wurden immer mit:"Du bist ja pervers." abgeschmettert. Seit 4 Jahren lebe ich mein BDSM. Ich gehe damit nicht hausieren, ein Coming out ist aus meiner Sicht nicht nötig. Was ich in meiner Privatsphäre mache geht niemanden etwas an und schämen? Wofür denn?  Das Problem, das in vielen Beziehungen besteht, ist meiner Meinung nach dem Umstand geschuldet, dass einer nicht nur Vanilla möchte, sondern einfach experimentierfreudiger ist.  Wenn er dann auch noch sanktioniert wird für Phantasien, Vorstellungen und Sehnsüchte, die er seinem Partner anvertraut, ist das auf Dauer mehr als ungesund. Menschen sind Individuen, glücklicherweise. Jeder ist anders und wer diese "Wünsche" nicht in sich trägt, reagiert entweder ablehnend oder herablassend. Menschen sind aber auch hochsozialisiert. Ein "anders sein" macht vielen Angst, denn dann gehört man ja nicht mehr dazu.

Ich habe einen Partner aus dem BDSM Kontext. Das macht vieles einfacher und schöner, zumindest in der Sexualität.

 

Dir alles Gute und liebe Grüße.   

 

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
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Geschrieben
vor 4 Stunden, schrieb DieOffenbarung:

In einer Beziehung springt man schon für den Partner über seinen eigenen Schatten.

:clapping: Nee, ich glaube nicht, das er als Partner einer Feederin über seinen Schatten springen muss!

Im ,,Normalfall" kann ich dir mit deinem Beitrag zustimmen, nur es gibt NoGo´s, die der Partner nicht probieren muss. Grenzen sind meist verschiebbar aber KV, Vomit, spanking wobei offene Wunden entstehen sind für mich NoGos, die ich nicht probieren werde.

Die Frage ist, wie man in einer Partnerschaft mit NoGo´s umgeht.

 

Geschrieben

Ja gut, NoGos jetzt mal ausgenommen. :) Wusste nicht, dass es darum ging, entschuldige. 

Geschrieben

Das dachte ich mir! ;)

Dieses Shirt auf meinem Bild trage ich bei wirklich jeder Gelegenheit. Arztbesuche, einkaufen...Interessiert mich herzlich wenig, was andere darüber denken. Aus Respekt vor unserer Tochter trage ich diese Shirts nicht bei offiziellen Dingen, wie Elternabenden z.Bsp.. Da eben die Gesellschaft so verschroben ist und ich nicht möchte, das sie wegen mir/uns irgendwelche Nachteile erfährt. Muss ja nicht sein, dass das dann negativ ausgelegt wird aber das Risiko ist mir einfach zu groß. Ich bin da wirklich sehr offen, was Fetische und Vorlieben angeht aber auch ich habe Vorurteile der Gesellschaft gegenüber. Ist halt schwierig etwas zu akzeptieren, das man nicht verstehen kann.

Geschrieben

Das ist allerdings wahr, aber Hut ab, ich könnte glaube ich nicht so offen dazu stehen. Mich hier mit einem Bild von mir zu zeigen ist wahrscheinlich das höchste der Gefühle. Klar, gehört auch nicht an die Öffentlichkeit, ist ja privat, aber ich wünschte, ich könnte so dazu stehen, wie du. Habe tatsächlich eher dem Ruf ziemlich prüde zu sein. :D Na ja, stille Wasser sind tief, wie man so schön sagt. :D

Geschrieben

Das musst du dir nicht wünschen. Ich denke, wenn jeder sich so annimmt wie er ist, kommt man ganz gut durchs Leben. Ich provoziere nun einmal sehr gerne, was manchmal auch echt anstrengend ist. Aber etwas in einem zu unterdrücken ist noch viel anstrengender und kann dich vor allen Dingen krank machen. Körperlich und seelisch.

Geschrieben

Unterdrücken, sich schämen und etwas vor anderen zu verbergen sind doch zwei paar Schuhe. Ich finde es in Ordnung wenn jemand seinen fetisch verbirgt, wir sind bei fast allen Bekannten auch Vanillas und manchmal frage ich mich ob einige von denen es nicht genauso betreiben :-). Warum? Weil es für uns beruflich Nachteile hätte, für unser Kind Nachteile hätte (was ja noch nicht mal was dafür kann) und es läuft immer auf dasselbe hinaus. Erst sind die Leute interessiert und fragen und wollen alles wissen und wenn ihre Neugier befriedigt ist, bist du die Perverse, die sich in Zeiten von Emanzipation, unterdrücken und Schlagen lässt (die Ironie darin ist wohl kaum zu übersehen, ich finde es Emanzipiert selbst zu entscheiden wie ich sexuell meine Befriedigung erlangen möchte). Ich habe schon lange aufgegeben, jemanden erklären zu wollen, was wir betreiben warum und wieso man das möchte. Hut ab ORuna das du da so offen mit um gehst und wenn es nur ums private geht, wäre ich voll bei dir. Aber leider sind die Nachteile, teilweise genauso schlimm, wie wenn man früher, wenn man aus der Kirche ausgetreten ist. 

Geschrieben

Was ich damit meine,  du musst dich weder für deine Vorlieben schämen. Solange es in beiderseitigen Einvernehmen ohne Langzeitfolgen für jemanden geschieht, gibt es keinen Grund dafür. Und ebenso musst du dich nicht dafür schämen, dass du nicht dazu ganz öffentlich stehst, was du gerne machst. 

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