Ich mag es, hart genommen zu werden. Ich mag Schläge auf meinen Arsch, mag es, an den Haaren gepackt zu werden, mag gefesselt zu werden und noch ganz viel mehr in dieser Richtung.
Aber ich mag es genauso, wenn mein Mann mich in den Arm nimmt, mich hält, mich zärtlich streichelt, dann irgendwann in mich eindringt, mich quasi zum Höhepunkt schaukelt. Von vorne, in der Missionarsstellung oder von hinten in Löffelchenformation. Kuschelsex voller Liebe, mit genau so viel Hingabe von meiner und sicher auch von seiner Seite wie beim harten Sex.
In dieser Zeit schon. Wenn wir Kuschelsex haben, sind dann Vanilla. Wir beide wollen dann Blümchensex, wollen kuscheln, wollen Zärtlichkeit.
Und beim nächsten Mal komme ich nicht ohne blaue Flecken aus dem Zimmer, in dem wir Sex haben (welches auch immer das sein mag), habe Spuren auf meiner Haut, bin total verschwitzt und zerzaust, habe sein Sperma so ziemlich überall in mir und auf mir. Und bin auf andere Art glücklich und zufrieden.
Vergleich es doch einfach mit Essen. Willst du wirklich jeden Tag dein Lieblingsgericht? Ich behaupte, dass es nach drei Tagen langweilig wird. Abwechslung ist das Zauberwort. Und ja, manchmal muss es auch die langweilige Bratwurst sein, damit du danach den selbstgemachten Burger um so mehr zu schätzen weißt. Vielleicht stellst du gerade beim ersten Bissen in die Bratwurst aber auch fest, dass dir Bratwurst ziemlich gut schmeckt? Auch wenn sie an jeder Ecke zu haben ist und du sie schon tausendmal gegessen hast?
Siehst du! So ist es auch beim Sex.
Nicht umsonst verwenden wir den Ausdruck Vanilla-Sex. Weil Vanille als Geschmacksrichtung beim Eis immer noch die beliebteste ist, obwohl es inzwischen tausend andere Sorten gibt und die Eissalons sich überbieten mit neuen Geschmäckern: Mohn-Eis, Heu-Eis, Käsekuchen-Eis, Gurken- oder Mozzarella-Eis.
Es muss nicht immer Hardcore BDSM Sex sein. Kuschelsex ist oft eine willkommene Abwechslung.
… hat schon Euripides gesagt. Nicht nur bei Eissorten.
Versuch es mal. Blümchensex am Morgen gibt dir eine weiche, zärtliche Stimmung für den Rest des Tages. Kuscheln, ob mit oder ohne Sex, ist gut für die Bindung zu deinem Partner. Je mehr man sich anfasst, desto mehr Oxytoxin und Serotonin wird ausgeschüttet. Das Letztere ist ein Glückshormon, während Oxytoxin für eine liebevolle Bindung zum Partner sorgt. Beide machen dich glücklich und zufrieden, stärken dein Immunsystem und verringern die Stresshormone in deinem Körper.
Schaffst du am Abend nach der Arbeit noch eine Runde? Lässt du dir lieber Zeit und verschiebst eine richtig lange Session auf das Wochenende? Oder fügst du einen harten Quickie ein, der euch beide mit weichen Knien zurücklässt? Das gibt dir einen Kick, der deinen Kreislauf in Schwung bringt, deinen Kopf abschaltet, dein Herz auf Hochtouren bringt. Auch gesund, aber auf andere Art.
Hör auf dich. Hör auf deine Stimmung wenn es darum geht ob Hardcore oder Kuschelsex.
… höre ich dich einwenden. Aber ich mag es halt lieber hart. Aber ich will geschlagen, gefickt, gewürgt, gedemütigt, gefesselt werden.
Ich weiß. Aber es gibt auch Millionen Menschen, die genau das nicht wollen. Die sind deswegen nicht schlechter, fantasieloser, langweiliger oder einfallsloser als wir. Sie sind anders.
Eigentlich müsste es heißen: Wir sind anders. Denn wir, wir Fetischisten, Kinkster, BDSMler, Doms und subs und Daddys und weißderGeierwas, wir sind diejenigen, die anders sind. Wir wollen auch nicht, dass deswegen jemand auf uns herabsieht. Wir wollen akzeptiert werden, wollen, dass alle Vanilla-Sex-Haber da draußen sagen, dass wir doch machen können, was wir wollen, solange beide damit einverstanden sind.
Blümchensex ist nicht schlecht. Nur anders.
Wer in der BDSM-Szene unterwegs ist, wird schnell feststellen, dass jeder Mensch andere Kinks hat, bestimmte Fetische oder Wünsche. Natürlich suchen wir Partner, mit denen wir uns möglichst ergänzen. Ich brauche keinen unterwürfigen Mann, weil ich mich selbst unterwerfen will. Ich will gefesselt und geschlagen werden, vertrage aber keine Nadeln – da gerate ich in Panik.
Weil es aber so viele Variationen gibt, sollte wir alle tolerant sein. Ich sehe nicht auf einen unterwürfigen Mann herab, weil er schließlich das Gleiche will wie ich. Ich störe mich nicht an Fußfetischisten, auch wenn ich meine Füße nicht geleckt haben will und auch keinem Menschen die Füße lecken werde.
Genauso wenig schaue ich auf Menschen herab, die Kuschelsex bevorzugen. Warum sollte ich? Jedem das seine.
Mach, was dich glücklich macht, aber bitte nur dann, wenn dein Partner damit einverstanden ist. Konsens ist das Zauberwort. Abwechslung das andere.
Ach ja, Toleranz ist das Dritte.
Margaux Navara schreibt erotische BDSM-Romane. Sie weiß, wovon sie schreibt, sie ist submissiv und lebt BDSM mit ihrem Partner aus. Sie gibt Geschichten und Wissen rund um BDSM gerne weiter, zum Beispiel auf ihrem Blog MargauxNavara.com und jetzt auch auf Fetisch.de.
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