Body-Positivity, also sich im eigenen Körper wohl zu fühlen ist nicht immer einfach. Margaux Navara erzählt von ihren eigenen Erfahrungen und gibt Tipps, wie du zu mehr Selbstbewusstsein finden kannst.

 

Ihr kennt sie alle, diese perfekten Fotos von perfekten Models, bei denen die Seile nicht einschneiden, sondern nur die Perfektion der Ärsche und Brüste weiter hervorheben. Oder das Latexmodel mit dem Apfelarsch und den Minititten, die sich gerade so abzeichnen ohne auch nur ansatzweise zu hängen.

Ich habe sie gehasst. Ja, ganz ehrlich, ich habe diese Bilder gehasst. ALLE anderen sehen besser aus als ich. ALLE anderen haben weniger Speckröllchen, weniger Falten, weniger Cellulite oder was auch immer.

 

Wie eine BDSM Messe mir zu mehr Selbstbewusstsein half

Bis ich das erste Mal auf einer BDSM-Messe war. Ich war Aussteller dort und hatte Zeit, mir die Menschen anzuschauen, die vorbeiflanierten. Große und kleine, dicke und dünne, mit Speck und ohne. Große Brüste, kleine Brüste, dicke Ärsche, fast keine Ärsche. Ja, gelegentlich auch der perfekte Arsch, dann aber die unperfekten Brüste, oder den super flachen Bauch und dazu den super flachen Arsch.

Ups! Ich war baff. Trotz ihres nicht perfekten Aussehens zeigten sich diese Leute auf der Messe. Manche mit nackten Brüsten, im Korsett, unter Netzkleidern, die nichts verdeckten, ganz nackt. Kein einziger und keine einzige schämte sich deswegen.

Das war ein Augenöffner, muss ich gestehen. Ich gehörte immer zu den Frauen, die sich im Spiegel betrachteten und ständig etwas zu kritisieren hatten. Selbst wenn mein Mann mir tausendmal versicherte, er fände mich schön und sexy, so sah ich doch immer nur ‚Fehler‘.

Warum ist das so? Wir alle wissen, dass diese perfekten Models in der Werbung, auf Instagram oder Schauspieler in Hollywood-Streifen nicht die normalen Menschen repräsentieren. Trotzdem vergleichen wir uns mit ihnen. Selbst wenn wir ahnen, dass Photoshop nachgeholfen hat, dass alles überschminkt ist oder dass ihnen Klebestreifen auf die Haut geklebt werden, wenn sie vor der Kamera stehen. Trotzdem orientieren wir uns an ihnen.

Diese Messe hat geholfen. Auf einmal stellte ich fest, dass die Menschen überhaupt nicht perfekt sind. Dennoch zeigen sie stolz ihre Körper, lassen sich fesseln oder ans Andreaskreuz binden. Sie tragen Fetisch-Klamotten und egal ob Spitze, Latex oder Leder, es gibt sie auch in großen Größen. Weil die Träger dieser Kleidung eben auch alle Größen haben.

Es hat trotzdem gedauert, bis ich mich getraut habe, mehr von mir zu zeigen. Doch selbst wenn ich nicht nackt zu solchen Events gehe, fühle ich mich inzwischen wohl dort, weil ich weiß, dass ich nicht schräg angesehen werde, dass niemand mit dem Finger auf mich zeigt.

 

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Seit ich mich selbst achte, achten mich auch andere

Das ist das, was ich gelernt habe. Wenn ich für mich beschließe, dass ich sexy bin, dass ich gut aussehe, dass ich mich mag – dann erscheine ich auch in den Augen anderer sexy. Letztlich ist es nicht eine Speckrolle mehr oder weniger, die meinen Wert ausmacht, sondern die Art, wie ich mich selbst annehme. Wenn ich mich und meinen Körper mag, strahle ich das aus und andere mögen mich und meinen Körper auch.

Das bedeutet nicht, dass ich auf einmal alle Stellen an mir liebe und mich nie wieder selbst kritisiere. Aber ich gehe anders mit mir um. Es gibt nämlich außer den ‚schlechten‘ Stellen auch eine Menge, die mir sehr gut gefallen. Solange ich diese hervorhebe, kann ich die anderen akzeptieren.

 

Dann gibt es noch Zeichen, die ich mit Stolz herzeige …

Hast du schon mal nach einem Spanking oder Schlägen mit einem Stock oder Gürtel den eigenen Rücken oder Arsch betrachtet? Ich liebe das. Ich mache es immer. Sobald ich in die Nähe eines Spiegels komme, drehe und wende ich mich, betrachte alle Stellen, die Zeichen tragen. Ich liebe sie. Jeden einzelnen Striemen. Ich bin stolz auf sie. Weil ich sie ausgehalten habe. Weil sie mir zeigen, dass ich eine gute Zeit hatte und noch tausend Gründe mehr.

In diesem Moment sehe ich keine Röllchen oder Falten, sehe nichts, was zu klein ist oder zu groß. Ich würde diese Markierungen am liebsten der ganzen Welt zeigen.

 

Kinkster sind Body-Positiv, sei du es auch!

Weil Kinkster mehr auf deine Spuren schauen, weil Kinkster normale Menschen sind. Es geht nicht um Model-Maße, sondern um deinen Kink, um deine Einstellung, um deine Wünsche.

Brauchst du ein paar Tipps, wie du auch body-positiv werden kannst? Hier zeige ich dir fünf Stufen zu einer neuen Selbstachtung:

  1. Schau dir andere Kinkster an. Nicht starren, sondern nur schauen. Siehst du, wie unterschiedlich sie aussehen? Es gibt alle Formen und Größen. Wir sind alle schön auf unsere Art, keiner von uns ist hässlich, nur anders.
  2. Zeig dich. Versuch es doch beim nächsten Mal mit einem trägerlosen Kleid oder mit einem tieferen Ausschnitt. Probiere sexy Unterwäsche aus, du wirst sehen, dass man dich anschaut.
  3. Mach doch mal ein Kompliment. Und zwar eines, das nicht etwas hervorhebt, an dem wir nichts ändern können. Sag nicht: Du bist so wunderbar schlank. Wähle etwas aus, für das dieser Mensch auch verantwortlich ist. Dein Schmuck ist schön. Diese Kleidung steht dir sehr gut. Diese Stiefel sehen traumhaft aus. Verstehst du den Unterschied? Die Stiefel, die Kleidung hat dein Gegenüber gewählt, den Körper nicht.
  4. Jetzt gibst du dir selbst Komplimente. Schau dich an, such die Stellen, die du magst. Es gibt sie, unter Garantie. Die Kurve am Nacken, die deine Verletzlichkeit zeigt und zum Reinbeißen einlädt. Dein Nippel, der sich frech durch die Kleidung drückt. Dein einzigartiges Lächeln. Es gibt tausend Stellen an dir, die schön sind. Suche sie und mache dir selbst Komplimente.
  5. Du trägst deine Zeichen mit Stolz? Mach es wie ich. Bewundere dich, wenn du Zeichen auf deinem Körper trägst. Schau, wie schön sie sind, wie sexy sie dich machen. Vielleicht traust du dich, ein Foto davon zu machen? Zeig es anderen, beweise anderen, wie kinky du sein kannst.

 

Hast du noch Tipps? Immer her damit in den Kommentaren!

Margaux Navara schreibt erotische BDSM-Romane. Sie weiß, wovon sie schreibt, sie ist submissiv und lebt BDSM mit ihrem Partner aus. Sie gibt Geschichten und Wissen rund um BDSM gerne weiter, zum Beispiel auf ihrem Blog MargauxNavara und jetzt auch auf Fetisch.de.

 

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