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ErinnerungsKonzept


Empfohlener Beitrag

Geschrieben
Er hatte es geschafft, nicht zu weinen, als ich ihm sagte, dass ich nicht mehr mit ihm schlafen würde. Ich hätte ehrlich gesagt gar nicht erst damit anfangen dürfen, er war in Wahrheit viel zu bedürftig, er brauchte weniger Sex als emotionale Zuwendung, mehr Mutter als Nutte. Nun war ich keine Nutte, aber noch weniger war ich eine Mutter. Und dass nicht nur, weil der Job diese ungute Mischung aus „extrem wichtig“ und „richtig scheiße bezahlt“ ist – mütterlich ist an mir höchstens mein Alter. Meine Vorliebe für jüngere Männer hat nichts mit Mutterliebe zu tun, zumindest nicht, wenn Mama nicht vorhatte, sich strafbar zu machen.

Ich ließ das Häuflein Elend in seinem WG-Zimmer zurück, wissend, dass das kuhäugige kleine Ding, das letzten Monat dort mit eingezogen war, nur auf die Gelegenheit lauerte, ihn zu „trösten“. Mit etwas Glück würden sie mich zu ihrer Hochzeit einladen.

Die Straße lag lang, regnerisch und im Halbdunkel vor mir und er kam mir entgegen als wäre er das Lichtdouble von James Dean auf dem Times Square, die Schultern hochgezogen, aber doch mit einem Lächeln über die Welt im Allgemeinen und im Besonderen in den Augen, in einem langen Mantel, für den er mindestens 30 Jahre zu jung war, den Kragen hochgeschlagen und mit Grübchen, so tief in sein Gesicht gemeißelt als wäre der Hebamme damals die Geburtszange abgerutscht. Die Zigarette fehlte, aber irgendein Zugeständnis an die Gegenwart musste es ja auch geben und ich konnte Zigarettengestank noch nie leiden.

Ich blieb breitgrinsend mitten auf dem Gehweg stehen und genoss seinen Anblick als er auf mich zu kam. Er hatte eine schöne Art zu gehen, leichtfüßig wie ein Tänzer, aber nicht tänzelnd, träumend, aber nicht verträumt, ein Flaneur, kein Wandersmann.

Es kann Menschen unglaublich irritieren, wenn ich ihnen lächelnd oder gar grinsend in die Augen schaue. Sie denken dann immer, sie müssten mich kennen und ich habe einen Heidenspaß daran, das langsame und vergebliche Mahlen ihrer Hirnwindungen zu betrachten. Er aber überlegte nicht, sondern blieb einfach vor mir stehen. „Wir kennen uns nicht“, er fragte nicht, er stellte fest, um dann mit einem schiefen Piratengrinsen fortzufahren: „wollen wir es dabei belassen oder wollen wir das ändern?“ Mit der letzten Frage stand er so dicht vor mir, dass ich meinen Kopf nach oben strecken musste, wollte ich ihm weiter in die schönen Augen schauen.

Mein Grinsen wurde – soweit das physikalisch überhaupt möglich war – noch breiter und das reichte ihm offensichtlich als Antwort. Er nahm mich bei der Hand und drehte mich in seine Laufrichtung. „ich wohne gleich dahinten, komm.“

Wir schafften es immerhin bis in den Hausflur des mehrstöckigen Mietshauses. Er drückte mich in die Ecke zwischen Türstock und Wand, seine Hände neben meinem Kopf, sein Körper gegen meinen gepresst und dann verharrte er mit seinen Lippen ganz kurz vor meinen, diesen einen Augenblick auskostend, in dem die Spannung so wächst, dass es fast schon schmerzt. Endlich fing er an, mich zu küssen, mal zart, mal mit mehr Druck, seine Zunge an meiner, an meinen Lippen, mal knabberte er an meinen Lippen, mal an meinen Ohren und ich merkte, wie sich mein Begehren in meinem Unterleib ansammelte, wie eine tausendköpfige, lautstarke Demo, die die sofortige Freilassung meiner Lust forderte.

Meinen Mantel aufknöpfend und den Schal zur Seite geschoben, erkundete er meinen Körper weiter mit seinem Mund, den Hals entlang bis zum Ausschnitt meines Kleides. Er lachte leise als er feststellte, dass mein Kleid von oben bis unten durchgeknöpft war und öffnete langsam Knopf für Knopf, das freigelegte Areal jeweils mit Küssen und Streicheleinheiten bedenkend, bis er schließlich vor mir kniete und den letzten Knopf öffnete, so dass mein Kleid wie mein Mantel ganz offenstand. Mit einem entschlossenen Griff zog er mir Strumpfhose und Unterwäsche runter und steckte seine Nase in meinen Schoss. Genussvoll zog er meinen Geruch ein, um dann wieder aufzustehen.

Meine Vernunft schaffte es für einen ganz kurzen Moment, sich aus der Mitte der Demo zu befreien und mir ins Ohr zu schreien, dass ich ja nun wirklich komplett verrückt geworden sei, ich würde den Kerl nicht kennen, es könne jeden Moment jemand kommen und wie ich überhaupt aussehen würde, mit meinen durch meine Unterhose gefesselten Knöcheln! Ich gab der Stimme für einen Moment recht und stiegt zumindest mit einem Fuß aus den Resten meiner Bekleidung, während ich sie dann in den Stimmen der Lust wieder ertrinken ließ.

Im Rahmen der Gleichberechtigung dachte ich, es wäre an der Zeit, auch seine Kleidung aufzuknöpfen, aber er hatte eine andere Idee und hielt mit einer Hand meine Hände über meinen Kopf fest. Mit seiner anderen Hand spielte er mit meinen Schamlippen, zog an ihnen, öffnete sie und tauchte seine Finger in meine Feuchtigkeit. Dann fing er an, an meinem Kitzler zu spielen, gekonnt, wissend, genießend, während ich zwischen der kalten Hauswand und der Hitze seines Körpers stand. Er ließ nicht von mir ab, küsste mich während ich in seinen Mund stöhnte. Und dann erhöhte er sowohl Druck als auch Frequenz an meiner Perle und ich verstand, dass er nichts Anderes wolle als mich kommen zu sehen – und diesen Gefallen tat ich ihm nur zu gern.

Er hielt mich, während meine Knie nachgaben und als sich mein Atem wiederberuhigt hatte, gab er mir einen zarten Kuss auf die Wange. „Das war schön.“ Dann drehte er sich um, ging die Treppen hoch ohne sich nur noch einmal umzusehen, und ich konnte nichts anders als halb bis ganz nackt in seinem Hausflur rumzustehen und zu lachen
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