Gaukler Teil 4

[DerKater]

Doch es waren nicht nur die Maraskaner, die an diesem Tag ankamen.
Als sie grade eine Pause einlegten, um die Bühne neu zu dekorieren, da traf eine weitere Gestalt ein.
Er war ein Haimamudim, ein Geschichtenerzähler aus den Tulamidenlanden.
Doch auf den ersten Blick wirkte er eher wie ein Bettler.
Seine Kleidung war zerschlissen, der Stoff seines Turban von der Sonne ausgeblichen.
Langes weißes Haar schaute darunter hervor, tiefe Falten in ledriger Haut zeugten von einem langen, nicht leichten, Leben.
Er trub nur Holzsandalen an seinen Füßen und stützte sich auf einen Wanderstab.
"Ach ihr guten Männer und Frauen.
Gewährt dem alten Machid einen Platz an eurem Feuer und einen Kanten eures Brotes.
So mögen es euch Rastullah und eure Götter reich vergelten."

Mit einer gewissen Neugier hatten die Gaukler und einige Besucher sich in der Nähe des alten Mannes hingesetzt.
Machid schlürfte lautstark und mit sichtlichem Genuss einen Teller Suppe.
Sylia verzog etwas das Gesicht als ein wenig davon im zausigen Bart des Haimamud kleben blieb.
Dieser atmete tief durch, hustete etwas, wischte dann über seinen Mund.
"Gesegnet sei eure Gastfreundschaft.
Doch der alte Machid kennt die Gesetze und will nun euch etwas unterhalten."
Sylia lachte auf.
"Alterchen, was willst du denn tun?
Auf dem Seile tanzen?
Schwere Gewichte heben oder Feuer spucken?
Oder uns Märchen erzählen?
Die Kinder sind leider schon im Bett und ich sehe du hast wohl deinen fliegenden Teppich nicht dabei?"
Sie biss sich selber auf die Lippen, schnell waren diese Worte aus ihrem Mund gekommen und ihr wurde klar wie beleidigend sie manchmal mit ihrer großen Klappe sein konnte.
Die tadelnde Blicke ihrer Gefährten richteten sich auf sie.
"Es tut mir leid..ich meinte es nicht so."
Doch Machid lachte ebenfalls.

"Ach junge Tochter des Spottes.
So ist die Jugend, oft übermütig und 
von sich selber überzeugt.
Oft ist es erst das Alter, die Schwächen und Gebrechlichkeiten, die uns Demut lernen.
So genießt die Tage der Jugend, sie vergehen so schnell.
Doch höret, der alte Machid vermag vielleicht keinen Fels mehr anheben.
Sein Geist ist aber noch nicht verwirrt.
Seine Augen sind nicht mehr die besten, doch noch kann seine Zuhörer sehen und weiß was sie gerne hören wollen.
Geschichten, die man sich zu später Stunde erzählt?
Davon weiß der alte Machid zu berichten, ja manches hat er selber erlebt.
Denn nicht immer war er so alt und grau, wie er nun vor euch sitzt.
Kennt ihr die Geschichte vom Sinoe?
Man nannte sie die Schlange von Selem und wie eine solche verstand sie es ihren Leib zu winden.
Von dunkler Haut, glänzend im Schein der Fackeln, war ihr Leib.
Kein Haar war daran, ja selbst ihren Kopf hatte sie kahl geschoren.
Doch bunte Muster und Bilder bedecken ihre Haut.
Ihre Zunge war gespalten, wie die einer echten Schlange, je ein kleiner Ring zierte sie.
Und ihre zarten Knospen, welch Anblick diese waren.
Durchstochen von kleinen Stäben, so wie die Lippen zwischen ihren Schenkeln.
So mancher Mann war ihr verfallen und es heißt, das selbst ein Sultan zu ihren Gästen gehörte.
Er sich aber genau gedulden musste, wie jeder Mann.
Es war ihr Spiel und mir war es vergönnt einmal dabei zu sein."

Machid unterbrach seine Erzählung.
"Vergebt einem alten Greis.
Der sich in alten langweiligen Erinnerungen vergräbt.
An jene Zeiten, wo sein Schwert noch groß und fest war und er nicht schon froh war wenigstens das Wasser halten zu können.
Was erzähle ich alter Mann euch da blos?
Vergebt mir.."
Sylia grinste.
"Du kennst die Tricks wahrlich gut Machid.
Erst das Publikum neugierig machen und es dann auf die Folter zu spannen.
Nun sei mal nicht so und erzähle weiter.
Machid lächelte.
"Du bist streng zum alten Machid.
Doch wer könnte einer so schönen Blume einen Wunsch abschlagen?
Lasst mich nur kurz einen Schluck trinken, einfaches Wasser..mehr braucht der alte Machid nicht."
Ihm wurde ein Becher mit Wein gereicht.
"Ach nun beschämt ihr mich alten Mann.
Doch so höret weiter."

"Es war zu jenen fernen Tagen als die feigen Al Anfaner unser Volk angriffen.
Als diese Söhne einer räudigen Hyäne ihre gierigen Krallen nach dem Kalifat ausstreckten.
Feige und unehrenhaft kämpften sie mit schwarze Magie.
Doch wir stellten uns ihnen entgegen und ein jeder leistete seinen Beitrag.
Sinoe war vielleicht keine Frau, die streng nach Rastullahs Geboten lebte.
Doch in seiner Weisheit hatte er sie mit seinen Gaben reich beschenkt.
Sie verachtete die feigen Angreifer ebenso wie wir und schenkte uns ihre Aufmerksamkeit bevor wir in den Krieg zogen.

Die Höhle war natürlichen Ursprunges aber ein wenig erweitert worden.
Die Augen brauchten einen kurzen Moment sich ans dämmrige Licht zu gewöhnen.
Am Eingang hatten sie ihre Waffen abgelegt und dünne Kleidung angezogen.
Die Hitze des Tages ließen sie hinter sich, es war angenehm kühl.
Dann gelangten sie in ein fast kreisrundes Gewölbe.
Zwei Diener führten sie zu kleinen Sitzkissen auf denen man bequem sitzen konnte.
Doch die Mitte des Raumes zog alle Blicke auf sich.
Dort stand ein hoher Bastkorb, so wie ihn Schlangenbeschwörer oft verwenden.
Dieser jedoch war größer und höher.
Ein Mann in edler Seidenkleidung trat hinzu.
"Edle Gäste.
Willkommen in der Höhle von Sinoe, der Schlange.
Ich bewundere euren Mut, doch ihr seit stolze Krieger und Rastullah hat eure Herzen erfüllt.
Jedoch hütet euch vor Sinoe und ihrem Gift.
Bleibt ruhig sitzen und überzeugt euch selber, das ich nicht gelogen habe."

Machid nahm einen sehr langsamen Schluck und genoß es im Mittelpunkt zu stehen.
Es war dieser magische Moment, wenn ein Künstler merkt das er nun die volle Aufmerksamkeit seines Publikums hat.
Er kostete ihn aus.
"Dann begann der Mann auf einer kleinen Holzflöte zu spielen.
Eine Melodie, die ich heute noch im Ohr habe.
Eine geheimnisvolle Melodie, wie der Wind in der Wüste.
Wenn er durch Felsen gleitet, sein eigenes Lied spielt.
Der Deckel des Korbes hob sich an, fiel zu Boden.
Sinoe glitt heraus, sie bog ihren Körper wie eine echte Schlange.
So als hätte sie keine Knochen im Leibe, sondern als wäre alles in ihr weich und geschmeidig.
Nicht mal ein wenig wackelte der Korb dabei.
Sie trat nicht mit den Füßen auf, noch nahm sie Arme und Hände zu Hilfe.
Nein, eng am Körper angelegt verblieben diese und ihre Beine weit ausgestreckt.
So als wären sie zusammengewachsen oder nie getrennt gewesen.
Und ihr möget es mir glauben oder nicht..
Wie eine Schlange, so bewegte sie sich über dem Boden.
Nicht unbeholfen, sondern mit einer Anmut und Geschicklichkeit wie sie echten Schlangen eigen ist.
Wer je eine Schlange sah, die sich geschickt im Sande der Wüste bewegt, der versteht was ich meine.
Sie haben ihre eigene Schönheit, trotz oder vielleicht grade weil sie oft gefährlich sind.
Sinoes schwarze Augen musterten uns.
Dann sahen wir ihre Zunge herausgleiten.
Sie zischte und es klang so echt, das wir unsere Säbel gezogen hätten, so wir dies Geräusch nicht hätten zuordnen können.
Elim war der erste, dem sie sich näherte.
Er wagte kam sich zu rühren, als sie sich um seinen Körper legte.
Ja, ich sage es euch, sie wand und bog sich, das ihr Gesicht auf der Höhe seines Gesichtes war.
Während ihr Bauch sich an seinen Rücken schmiegte.
Laut zischte sie und ihre Zunge glitt über seinen Hals.
Drohend als würde sie zu zubeißen.
Dann öffneten sich ihre Füße, nur ein wenig.
Wie ein Fächer, der sich etwas entfaltet.
Nennt den alten Machid einen Lügner, doch ich weiß was ich sah.
Nur mit ihren Zehen verstand sie es die Schnürre seiner Hose zu lösen.
Elin war etwas verlegen, doch seine Rute stellte sich schneller auf als ein Grashalm im Winde.
Dann umfassten ihre Füße seinen Schaft, hielten ihn gefangen.
Auf und ab glitten sie, rieben an ihm entlang."

 

[Yannik]

🥶

[Padraig]

Kopfkino gleich beim ersten Satz den ich zu lesen bekomme. Aye! Da ist ein Kollege aus der schreibenden Zunft am Werke. 😍

[DerKater]

vor 4 Stunden, schrieb Padraig:

Kopfkino gleich beim ersten Satz den ich zu lesen bekomme. Aye! Da ist ein Kollege aus der schreibenden Zunft am Werke. 😍

Vielen Dank für das Lob werter Kollege!.