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Dürfen Männer Gefühle zeigen?


daisy-gaga

Empfohlener Beitrag

  vor einer Stunde, schrieb Krateros:

Meine Erfahrung ist, dass es nicht um Gefühle geht, sondern darum zu funktionieren. Ich darf trauern, wütend sein, Angst haben... absolut alles... Ich werde bloß in dem Moment vollständig entwertet, in dem ich nicht mehr funktioniere und damit anderen weniger nützlich bin. Ausnahme ist mein engster Freundeskreis, der mich tatsächlich akzeptiert.

Hier liegt - zumindest ist das mein durchgehender Eindruck - der große Unterschied in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Männern und Frauen. Frauen haben einen Wert als Mensch unabhängig von ihrer aktuellen Performance. Zumindest zeigt sich das immer wieder im Verhalten der Leute um mich herum.

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Funktionieren: die Natur hat uns mit einem Überlebenstrieb ausgestattet. Den zu funktionieren, auch wenn es hart wird. 

Es ist heute eben sehr einfach und  bequem geworden auf Kosten der Allgemeinheit in unserem Sozialstaat sich dem "nicht mehr funktionieren" bereitwillig hinzugeben. Und der große Teil der arbeitenden Gesellschaft hat nur begrenzt Toleranz - und das ist auch gut so! Auch bei jenen sterben oder erkranken Menschen, oder selbst, auch sie haben in Zuge des Lebens zahlreiche Schicksalsschläge und Herausforderungen zu bewältigen. 

Du schreibst anderen nicht mehr nützlich bist: man arbeitet nicht zum persönlichen Vergnügen, der Sozialstaat gibt und nimmt - und er nimmt sehr sehr viel von anderen, die wie oben geschrieben auch all die Hürden des Lebens bewältigen müssen. 

Entwerten muss man deshalb trotzdem keine Menschen, aber bravo klatschen kann man auch jetzt nicht erwarten.

(bearbeitet)
  vor 1 Stunde, schrieb Krateros:

der große Unterschied in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Männern und Frauen. Frauen haben einen Wert als Mensch unabhängig von ihrer aktuellen Performance.

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Das sehe ich als weibliche Person nun ganz anders. In der Gesellschaft bzw. in gewissen Bereichen dieser hat unabhängig vom Geschlecht niemand mehr einen Wert, der nicht funktioniert. Als Beispiel aus meinen Leben als weibliche Person: Durfte ich letztes Jahr auf Arbeit auch spüren von meinem AG aus ( 2 Männer Ende 50), die erkrankten Menschen („in ihren Augen“ nicht funktionieren Menschen) den Wert absprechen, aber man muss diese Denke ja nicht übernehmen. Man wollte mich nach Ü14 Jahren rausekeln, weil ich nun chronisch erkrankt bin. Aber tatsächlich machen sie in der Belegschaft da keinen Unterschied ob Männlein oder Weiblein erkrankt ist. Wo ein Unterschied gemacht wird ist, wie sich weibliche und männliche Kollegen zu verhalten haben. Mir wurde gesagt, man(n) hat Angst vor mir. Witziger weise wird dies mit Respekt verwechselt, bekommen die einfach nicht auf die Kette, dass man vor einer Frau in einer gewissen Position auch Respekt haben kann, sollen sie weiter bibbern, sie sind mich nicht losgeworden und mein Selbstbewusstsein ist hart gewachsen.

Ich musste für alles kämpfen und mich immer wieder durchsetzen, gab für mich keinen extra Bonus als Mädchen oder heranwachsende Frau, egal ob in Schule und/oder Ausbildung und das wollte ich auch nie, sondern Gleichbehandlung.

Ich teile Deinen Eindruck null, weder in der damaligen noch in der heutigen Gesellschaft gelten „Frauen als Mehrwert“, es hatte Null Vorteile eine Frau zu werden/ sein, tatsächlich hätte ich es als Mann in gewissen Lebenssituationen einfacher gehabt und wenn Du nicht mehr funktioniert im Job oder der Gesellschaft ist Dein Wert = Null, unabhängig vom Geschlecht, weil wir eine Leistungsgesellschaft sind. Was ich aber nicht als Mensch teile, denn für mich hat jeder Mensch einen Wert, „Selbstwert“ und diesen Wert muss jede:r für sich selbst bestimmen und pflegen.

bearbeitet von Schneeflöckchen

Ich beziehe mich nicht ausschließlich auf Wirtschaftsleistung...

Beispiel Trauer: Ich darf als Mann trauern. Ich muss nur weiterhin für alle um mich rum die Stütze sein. Über die Grabrede, die ich vor ein paar Jahren meinem Großonkel gehalten habe, redet die Verwandschaft heute noch mit Respekt... und einige ältere haben mich schon gefragt, ob ich das bei ihnen auch mal machen kann. Ich war klar emotional. Ich habe aber in meiner Rolle funktioniert, um das ganze mit Würde über die Bühne zu bringen, nachdem ich wusste, dass der Prieser vor Ort wie immer versagen wird. Ein Häufchen Elend zu sein wie die Frauen, die ihm nicht annähernd so nahe standen wie ich, wäre bei mir als Mann nicht toleriert worden.

Ich winsel deswegen nicht. Ich gebe alles, um meine Rollen zu erfüllen... Im Zweifelsfall, bis ich irgendwann daran zerbreche. Ich sage lediglich, dass mir bewusst ist, dass ich nicht selten an höheren Maßstäben gemessen werde und man bei einem Scheitern daran mir gegenüber gnadenlos wäre. 

  vor 10 Stunden, schrieb Schneeflöckchen:

Was weißt Du denn über diese Frauen @Krateros die offen ihre Trauer zeigen? Was übrigens zur Resilienz beiträgt ist: zu trauern, mal nen Tipp am Rande.  Erwähnst Du diese Frauen „Häufchen Elend“ , weil Du sie beneidest, dass sie sich nicht schämen auf einer Beerdigung offen zu trauern? Du kannst gar nicht in diese reinschauen, fokussiere Dich lieber auf Dich anstatt auf andere Frauen.  Tut mir leid, dass Du diese Rollen lebst und es wirkt so als ob Du damit unzufrieden bist. Das kannst Du nur selbst ändern. 

Soll man eine Grabrede als Leistung ansehen? Keine Ahnung hab das nicht als Leistung angesehen bei der Beisetzung meiner Oma eine zu halten, sondern um an einen liebevollen Menschen zu gedenken. Es wird auch andere Menschen neben Dir geben, die Grabreden halten, Beerdigungen organisieren und ihren Scheiß zusammen halten müssen.

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Inwiefern?

Ich beneide niemanden darum, einen Zusammenbruch zu haben. Das war für mich nur ein recht anschauliches Beispiel für meine davor in den Reaktionen rein auf Erwerbsfähigkeit bezogene Äußerung. Wenn ich es schaffe, mein Leben bis zum Schluss so durchzuziehen wie bisher, war das gut investierte Zeit und ich kann mit Stolz abtreten, wenn es soweit ist. Wertschätzung etc. bekomme uch ja auch, solange ich funktioniere. Ich habe lediglich auf die eingängliche Frage des Threats Bezug genommen, wie es bei anderen Männer/mir mit Gefühle zeigen etc. aussieht und meine Erfahrung ist halt: Gefühle zeigen war nie ein Problem, aber sobald man nicht mehr die Stütze für alle anderen ist, wird man als Mann nicht mehr toleriert. Davon eine Belastung zu sein spreche ich nicht einmal. Wie gesagt. Ich heule deswegen nicht rum oder verkrieche mich vor der Welt. Rein rational würde ich mir damit ja auch selbst schaden, selbst, wenn ich nicht den ehrlichen Wunsch hätte, Dinge zu verbessern. Es ist mir nur absolut klar, dass ich in dem Moment, in dem ich das so nicht mehr könnte, keinerlei Verständnis oder Zuneigung mehr zu erwarten hätte mit Ausnahme einer Hand voll Menschen.

  vor 5 Stunden, schrieb Krateros:

Inwiefern?

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Präzisiere Deine Frage doch bitte, wenn Du diese beantwortet haben willst. Das Inwiefern bezieht sich auf welche meiner Aussagen 👀 auf meine Aussage zur Resilienz bezgl. Trauerverarbeitung oder auf andere Kernaussagen… ich kann nur raten.

Ich glaube, aber dass wir Beide nicht weiter diskutieren brauchen, da sich unser beider Wahrnehmung eklatant unterscheidet. 

Ich halte alle Menschen geeignet Gefühle zulassen zu können, egal welches Geschlecht… ich halte alle Menschen dafür geeignet andere Menschen auffangen zu können…es sei denn, man benötigt gerade alle Energien für sich selbst. 

Ich glaube, dass jeder Mensch von seiner:ihrer Mutter und von seinem:ihrem Vater oder anderen nahen Angehörigen Glaubenssätze und Werte an die Hand bekommen hat, die man überprüfen sollte. 

Ich glaube, dass Du und ich abweichende Vorstellungen haben was ein „mentaler Meltdown“ oder Zusammenbruch ist. Alles Gute weiterhin für Dich 🌺

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