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Candela


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Es ist 21:03 Uhr. Ein Abend im Dezember. Es ist still. Ich sitze auf der Couch und starre die Wand an. Die Zeitanzeige schwebt scheinbar in der Luft. Wenn ein Auto die Straße hochkommt, sehe ich die Uhr und meinen Schatten auf der Wand und ich frage mich wieder und wieder was ich hier mache. Die Straße ist nass. Das entnehme ich dem Laufgeräusch der Reifen. Dieses Rauschen. In meinem Kopf tobt ein Sturm, der fast genauso klingt und jeder Versuch, meine Gedanken zu sortieren, scheitert, da ich keinen Anfang und kein Ende finde. Kein Woher und Wohin. Kein Oben und Unten. Ich muss mich ablenken. Mein Geist will alles, aber mein Körper schafft gerade mal den Griff nach rechts zum Handy. Ich starre nun nicht mehr auf die Wand, sondern in das helle Display. Auch meinen Schatten auf der Wand kann ich nun nicht mehr erkennen. Das ist gut. Ich logge mich ein. Eine einschlägige Plattform, welche Fetische und BDSM behandelt. Willkommen zurück. Du mich auch. Wieder frage ich mich, was ich hier mache. Weit gekommen bin ich also nicht. Und wenn schon. Keine neuen Nachrichten. Ich schaue mir also Profile an. Weibliche Mitglieder. Aus meiner Region. Wonach ich suche, kann ich nicht sagen. Ich werde es wissen, sobald ich es gefunden habe. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass ich gar nichts suche. Das wäre mir wahrscheinlich das Allerliebste. Allein die Tatsache, dass ich hier absteige, spricht allerdings dagegen. Hässlich, zu alt, kein Foto, zu übertrieben. Was ist das? Ein Knie? Die Brust. Keine schöne Brust, wenn sie auch als Knie durchgehen könnte. Ich springe weiter. Candela. Ein Profil ohne Foto. Auch sonst wurde das Profil nur mit dem Nötigsten gefüttert. Angemeldet und davongelaufen. Weil sie sich unsicher ist? Ich schreibe ihr trotzdem. Vielleicht genau aus dem Grund, denn ich bin auch unsicher. Schon die erste Gemeinsamkeit. Ich würde dich gern zum Leuchten bringen. Senden. Ich bin gut. Ich bin überhaupt nicht gut. Ich bin müde und lege mich auf die Couch. Für einen kurzen Moment kann ich die Decke sehen und dann erlischt das Display.

Fortsetzung folgt.    

Geschrieben

Ja Super Geschrieben. Warte auf Teil 2😍

Geschrieben

meine ehrliche meinung? scheiß  (corona) zeit. könnte von mir sein diese geschichte. geht mir zur zeit so. und weihnachten kommt erst. trotzdem bitte weiter

Geschrieben

Vögel zwitschern. Gequält drehe ich mich auf die Seite und greife nach dem Handy. Obwohl ich weiß, wie spät es ist, schaue ich auf die Zeitanzeige und drücke den Wecker weg. Es ist 05:50 Uhr, wie jeden Morgen, wenn der Wecker klingelt. Noch 10 Minuten. Die wertvollsten 10 Minuten des Tages, die sich wie eine Minute anfühlen. Wie jeden Morgen. Oft erschreckt mich der Weckton. Im Halbschlaf klingt die Waldidylle wie der Vorhof zur Hölle, der voll ist von kreischenden Seelen. Manchmal erwarte ich auch Geier, die über mir kreisen und meinen verdorrten Körper krächzend unter sich aufteilen wollen. Ich werde ihn ändern. Nicht heute und nicht morgen. Aber ich werde ihn ändern. Nach dem zweiten Mal Waldidylle richte ich mich auf und stütze meine Ellbogen auf die Oberschenkel. Die Handballen drücke ich mir fest in die Augenhöhlen und reibe. Zu wenig getrunken. Die Zähne am Abend nicht geputzt. Pinkeln muss ich trotzdem. Auf dem Weg ins Bad schiebe ich mir die Unterhose herunter und streife sie ab. Mein Schwanz ist leicht erigiert. Ich mag es, wenn er so ist. Ich betrachte ihn ein wenig. So wirkt er riesig, obwohl er nicht steif ist. Auf dem Klo muss ich ihn in die Schüssel drücken. Ich bin total geil. Seit Tagen schon. Mein Schwanz umschlingt mich, wie ein hungriger Python. Das ist ätzend. Bevor ich mich im Spiegelschrank richtig betrachten kann, öffne ich die mittlere Tür und nehme die Zahnbürste und die Zahncreme heraus. Erst mit der Zahnbürste im Mund  wage ich einen längeren Blick in den Spiegel und bin überrascht. Ich sehe nicht so schlecht aus, wie ich mich fühle. Haarwachs wirkt sich sicher positiv aus. Etwas Parfum, dann muss ich los. Die Kleidung, die ich mir am Vortag herausgelegt hatte, ist schnell angezogen. Ingenieur. Projektleiter. Ohne dich geht es nicht. Ich mag das Gefühl und brauche den Druck. Den Stress. Im Job bin ich eine Maschine. Auf der Autobahn fällt mir die Nachricht vom Vorabend ein. Zum leuchten bringen. Ich muss lachen, während sich ein Verkehrsteilnehmer saugend zwischen mich und meinen Vordermann schiebt. Ich bleibe ruhig. Nur für dich, liebe Candela, rege ich mich jetzt nicht auf. Auf dem Parkplatz am Büro angekommen, fingere ich das Handy aus der Tasche. Der Login, wie automatisiert. Eine neue Nachricht von Candela. Sie hat mir tatsächlich geantwortet. Ich soll es versuchen, schreibt sie.

Fortsetzung folgt.

  • 4 Wochen später...
Geschrieben
Am 14.12.2020 at 23:14, schrieb cuerpo:

Fortsetzung folgt.

Ja, wie du weißt, ist Geduld nicht meine Kernkompetenz. :clapping:

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